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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schüttelte heftig den Kopf. Die Empörung leuchtete ihr aus dem runden Gesicht. »Dass Sie überhaupt so etwas denken können! So viele Jahre ist er schon mein Arzt. Und immer hat er mir geholfen. Ich kann nur Gutes über Dr. Melzer sagen. Einer wie er macht so was nicht. Nicht mit diesen Händen. Das sind heilende Hände.«
    Sie war nicht die Einzige, von der solche Lobeshymnen zu hören waren. Während der gesamten Verhandlung war Julius Melzer taktisch klug vorgegangen. Er ließ vornehmlich andere für sich sprechen und schwieg lange zu den ihm gegenüber geäußerten Vorwürfen.
    »Mein Mandant ist weder Mörder noch Totschläger«, äußerte sein Verteidiger im Schlussplädoyer. »Einer, der auf den Eid des Hippocrates geschworen hat, hat sich dazu verpflichtet, das Leben zu schützen, nicht es zu nehmen. Er ist zutiefst erschüttert über den Tod seiner langjährigen Lebensgefährtin und es schmerzt ihn in besonderem Maße, dass er hier auf der Anklagebank sitzt, während der wirkliche Täter draußen frei herumläuft.«
    Julius Melzer setzte noch eins drauf. »Ich schließe mich dem Plädoyer meines Anwaltes an«, sagte er mit demutsvoll gesenktem Kopf. »Ich habe meine Lebensgefährtin über alles geliebt und hatte keinen einzigen Grund, sie zu töten. Ich bitte das Gericht, mir Glauben zu schenken.« Danach sah es so aus, als ob er zusammenbräche. Eine reife schauspielerische Leistung, die auch den letzten Zweifler zu überzeugen vermochte.
    Hätte Franca es nicht besser gewusst, auch sie wäre ihm vielleicht auf den Leim gegangen. Während der Verhandlung hatte sie Julius Melzer nicht aus den Augen gelassen. Aus den zahlreichen Vernehmungen kannte sie seine Körpersprache und wusste sie zu deuten. Irgendwann während der Verhandlung hatte sie das Lächeln in seinen Augen gesehen. Das Lächeln des Triumphes, das er für einen winzigen Augenblick nicht verbergen konnte. Nun hatte er erreicht, was er wollte. Als freier Mann durfte er den Gerichtssaal verlassen.
    Warum sollte man sich da noch Mühe geben? Da war es doch besser, pünktlich nach Dienstschluss nach Hause zu gehen, sich ein Gläschen Wein zu gönnen und es sich gut gehen zu lassen anstatt die ganze Nacht in einem stickigen Büro zu hocken, während alle anderen ihren freien Abend genossen.
    Wütend scharrte sie mit dem Fuß. »Ich verstehe einfach nicht, wie alle Welt auf so einen geschniegelten Typen hereinfallen kann. Denen muss doch klar sein, wie sie manipuliert wurden. Wie er sie mit seinem Unschuldsblick angesehen hat. ›Aber liebe Leute, ich doch nicht‹«, ahmte sie die Sprechweise von Julius Melzer nach. »Und immer schön das Köpfchen gesenkt. Wie man es in diesen tollen Seminaren lernen kann: ›Wie verkaufe ich am besten meine Mitmenschen für dumm?‹« Mit einer abrupten Bewegung warf sie den Kopf mit dem dunkelblonden Kurzhaar nach hinten. Die heilige Wut begann sich langsam Bahn zu brechen.
    »Sollen wir noch einen trinken gehen?«, wurde sie in ihrem Redestrom von Hinterhuber gebremst.
    »Wenn du meine schlechte Laune ertragen kannst.«
    Er grinste sie an. »Ist das denn was Neues?«
    »Na, hör mal. Wo ich doch sonst die Ausgeglichenheit in Person bin.« Jetzt grinste auch sie über das ganze Gesicht. Der Donner hatte sich entladen. Das Gewitter war vorbei. Ach Hubi, mein Goldstück. Mein Sonnenschein. Wie dieser schmalbrüstige Goldrandbrillenträger es immer wieder schaffte, sie aufzuheitern.
    »Ins Grand Café?«
    »So nobel?«
    »Man muss auch seine Niederlagen mit Würde ertragen«, erwiderte er.
     

3
    »Kommen Sie doch mit, wir sind gerade beim Essen.« Hannah sprach, als ob sie gewohnt sei, mit Gästen Konversation zu machen. »Hier entlang.«
    Er folgte ihr durch einen dunklen Flur, den ein angenehmer Duft nach Essen durchwehte. Sie blieb stehen und hielt ihm die Tür auf. »Bitteschön.«
    Ein höfliches Mädchen, das wusste, was sich gehörte.
    »Mama hat’s mal wieder nicht auf die Reihe gekriegt. Herr Kilian musste mit dem Taxi herkommen«, sagte sie mit unüberhörbarem Vorwurf in der Stimme.
    Am Esstisch, der für fünf Personen gedeckt war, saßen zwei Frauen. Eine ältere um die siebzig und eine jüngere, die vielleicht die Tochter war. Allerdings wiesen die beiden Frauen wenig Ähnlichkeit miteinander auf. Während die Ältere dünn und schmal war und fast zerbrechlich wie eine Märchenfee aussah, musste die Jüngere ungefähr doppelt so viel Gewicht auf die Waage bringen.
    Die Ältere stand auf und trat

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