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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Leichenkammer. Du kannst das sicher sehr gut alleine. Ich wünsch dir viel Spaß.«
     
    Mit dem Fahrstuhl fuhr sie hinunter ins Parkhaus und stieg in ihren Alfa. Sie überlegte kurz, ob sie über die B9 fahren sollte. Die Strecke war kürzer, allerdings führte sie durch die Ortschaften. Und um diese Zeit herrschte reichlich Berufsverkehr. Auf der Autobahn kam sie sicher schneller durch. Sie fuhr auf die A61 Richtung Bonn auf. Auch dort war ziemlich viel Verkehr. Und wie immer waren sehr viele Lastwagen unterwegs.
    Dennoch war sie relativ schnell am Ziel. Weil sie sich hauptsächlich auf der Überholspur aufhielt.
    Die Rechtsmedizin lag am Stiftsplatz. Das Gebäude gehörte zum Uniklinikum. Sie fand einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Rechtsmedizin, die nicht gerade ein architektonisches Glanzstück war.
    Als sie aus dem Auto stieg, zog sie die Nase kraus. Schon hier meinte sie, den typischen Geruch riechen zu können, obwohl das ganz sicher Quatsch war. Sie trat durch die Glastür und zeigte ihren Ausweis. Die Frau an der Pforte nickte ihr zu. »Frau Seiler erwartet sie schon, Frau Mazzari.«
    Sie hielt den Atem an. Wenn sie nur nicht so empfindlich auf Gerüche reagieren würde. Normalerweise mied sie die Rechtsmedizin. Wenn dort etwas zu erledigen war, schickte sie vornehmlich einen Kollegen. Den Männern machten solche Begegnungen weniger aus. Behaupteten sie zumindest.
    »Mortui vivos docent«, lautete ein Spruch über der Tür, die in die unteren Räume führte. Die Toten lehren die Lebenden.
    »Schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Frau Mazzari«, begrüßte sie Irene Seiler. »Ich sag immer, wenn man was gleich erledigen kann, soll man es sofort tun.« Sie war eine große Frau mit grauem, straff zurückgekämmtem Haar, blasser Haut und ein paar Sorgenfalten um Mund und Augen, die sie älter aussehen ließen als sie vermutlich war. Franca hatte bisher zu wenig mit Irene Seiler zu tun gehabt, um Näheres über deren Person zu wissen. Es hieß, sie sei eine Hundertprozentige, eine, die ihren Beruf sehr genau nahm.
    Sie ging voran und öffnete eine Stahltür, die in einen der sterilen gekachelten Räume führte. Das tote Mädchen lag auf einem Edelstahltisch. Franca fröstelte. Sie versuchte, flach zu atmen. Ihre Schritte wurden stetig langsamer. Es kostete sie einiges an Überwindung, in den kühlen Raum hineinzugehen, der sie an das Innere eines Schlachthauses erinnerte. Vorsorglich drückte sie ein Taschentuch gegen Mund und Nase, aber sie konnte nicht verhindern, dass der Geruch in ihre Nase drang. Sie spürte Übelkeit aufsteigen. Hoffentlich musste sie sich hier nicht übergeben. Das wäre ihr ziemlich peinlich. Sie straffte die Schultern. Nein, sie würde jetzt nicht schlappmachen. Zum Donnerwetter!
    »Sie sind ja ganz grün im Gesicht«, bemerkte die Medizinerin. »Haben Sie ein Problem? Ich meine, wo Sie doch schon so lange bei der Polizei sind.« Es klang eher interessiert als sarkastisch.
    »Es gibt Dinge, an die gewöhnt man sich nie«, antwortete Franca gepresst und verzog das Gesicht. »Bringen wir es also schnellstmöglich hinter uns. Was wollten Sie mir so Wichtiges zeigen?«
    Die Ärztin hob den Arm des Mädchens an. »Sehen Sie sich das an.«
    Franca sah eine blaurote Verdickung auf der Unterseite des rechten Oberarms.
    »Ich muss zugeben, so was sieht man in unserem Beruf nicht alle Tage.«
    »Was ist das denn?«, wollte Franca wissen.
    »Tja, wir haben auch erst ein wenig rumgerätselt. Es ist offensichtlich ein Schlangenbiss.«
    »Ein Schlangenbiss?«
    Die Medizinerin nickte. »Wenn Sie genau hinsehen, können Sie deutlich die beiden nebeneinanderliegenden Zahneindrücke sehen.«
    Tatsächlich waren in der Mitte der Schwellung zwei winzige Einstiche zu erkennen, die etwa einen Zentimeter auseinander lagen.
    »Ob es ein toxischer Biss ist, konnten wir noch nicht abklären. Wenn ja, wird es einige Zeit dauern, bis wir Genaueres sagen können.«
    »Gift?«, fragte Franca erstaunt. »Gibt’s bei uns denn überhaupt Giftschlangen?«
    »Die einzige Giftschlange, die in unseren Breitengraden in freier Natur lebt, ist die Kreuzotter. Aber wie gesagt, noch wissen wir nicht, ob es sich hier um einen Kreuzotterbiss handelt.«
    »Ich dachte, die Kreuzotter sei bei uns längst ausgestorben«, murmelte Franca.
    Die Ärztin schüttelte den Kopf. »Die ist quicklebendig. All zu viele gibt es zwar nicht mehr, deshalb gehören sie zu den geschützten Arten. – Allerdings könnte dieser

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