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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Krankenschwester nur bis zur Schulter.
    »Und wenn Sie der Kaiser von China wären. Sie haben hier nichts zu suchen.« Mit strengem Blick wies sie auf die Tür.
    »Ich habe dem Mann nur ein paar Fragen gestellt.«
    »Der Mann ist schwer verletzt. Dem hat erst mal niemand Fragen zu stellen.«
    Noch im Flur spürte Franca den stechenden Blick der Schwester im Rücken.
     
    »Hast du was erreicht?«, fragte Hinterhuber, als sie ins Präsidium zurückkam. »Nicht sehr viel. Er hat lediglich gesagt, dass es ihm leid tut. Und dass er schuld sei.«
    »Woran?«
    Sie hob die Schultern. »Das konnte ich nicht genau verstehen.«
    »Du hast also mit ihm sprechen dürfen?«
    »Na ja.«
    »Was heißt das: Na ja?«
    »Nicht eigentlich. Ich bin einfach zu ihm rein.«
    »Ohne ärztliche Erlaubnis? Franca!«
    »Nun hab dich doch nicht so.«
    »Hab ich mich?« Er grinste. »Ich will doch nur wissen, wie du das geschafft hast.«
    Sie biss sich auf die Lippen und sah ihn mit einem schelmischen Augenglitzern an. »David, mein geschiedener Mann, ist der verantwortliche Arzt gewesen. Er hat mir verboten, mit Kilian zu sprechen. Aber wie das so ist, ich reagiere nun mal allergisch auf Verbote.«
    »So so.« Hinterhubers Grinsen wurde breiter. »Und?«
    »Was und?«
    »Ja, hat Kilian nun ein Geständnis gemacht oder nicht?«
    »Bevor ich zu einem Ergebnis kommen konnte, hat mich ein Dragoner aus dem Zimmer gescheucht.«
    »Ach, und du hast dich einfach scheuchen lassen?«
    Niemand wusste, wo Frankenstein plötzlich hergekommen war. Der Techniker stand aufrecht wie ein Ausrufezeichen im Raum und wedelte mit einer Klarsichttüte, in die ein braunweiß-kariertes Taschentuch geknüllt war. »Das lag am Sonntag garantiert nicht dort«, rief er aufgebracht. »Wenn das hier vom Tatort stammt, dann ist das nachträglich dort hingekommen.«
    Franca tauschte einen Blick mit Hinterhuber. »So was kann man schon mal übersehen. Diese Tarnfarben sind ja nicht allzu auffällig«, sagte sie in verständnisvollem Tonfall.
    »Ich lass mir doch nicht nachsagen, dass wir derart schlampen.« Frankensteins Augen funkelten verärgert. Er kniff die Lippen zusammen. »Wir haben jeden Quadratzentimeter innerhalb der Absperrung abgesucht. Sogar unter der Hecke sind wir herumgekraucht. Wir haben weiß Gott nicht viel gefunden. Und wenn dieses Taschentuch am Tatort gelegen hätte, wäre es uns nicht entgangen.«
    »Es lag zwischen den Rebzeilen in der Nähe der Mauer, von wo das Mädchen heruntergestürzt ist. Die Absperrung ist weiterhin unversehrt.«
    »Das ist ja wohl kein Kunststück, dort durchzuschlüpfen. Es gibt immer irgendwelche Deppen, die sich nicht an Absperrungen halten.« Frankenstein blieb stur. Und war sichtlich beleidigt.
    »Tja, und was machen wir jetzt damit?«, fragte Hinterhuber.
    »Selbstverständlich untersuchen wir das Teil. Aber ich kann euch schon jetzt versichern, dass es nichts mit der Tat zu tun hat. Weiß der Teufel, welche Rotznase das dort verloren hat.«
    Francas Telefon klingelte. Sie nahm ab und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Frankenstein heftig die Tür hinter sich zuzog.
    »Frau Mazzari. Schön, dass ich Sie im Büro erwische.« Es war Irene Seiler aus der Bonner Rechtsmedizin. »Wir haben heute Morgen die Leiche der kleinen Hannah Lingat obduziert. Und da ist uns etwas aufgefallen, das würde ich Ihnen gern persönlich zeigen.«
    Franca wurde mulmig. Sie hatte gehofft, dass dieser Kelch an ihr vorübergehen würde. Sie hasste es, Leichen zu inspizieren. Lieber las sie die Obduktionsberichte. Die rochen neutral und sagten mehr aus, weil man seine Gefühle und all die empfindlichen Sinne nicht ausblenden musste. Den Geruchssinn. Die Beklemmung. Und das Ekelgefühl. »Was ist es denn? Können Sie es mir nicht einfach am Telefon sagen?«
    »Ich denke, ohne eine längere Erklärung ist das nicht möglich. Können Sie herkommen? Das wäre am einfachsten.«
    Franca sah auf die Uhr. Siebzehn Uhr durch. Nach Bonn fuhr man eine dreiviertel Stunde. Mindestens.
    »Wie lange sind Sie denn noch da?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ach, Frau Mazzari, Sie wissen doch, dass wir so gut wie keinen Feierabend kennen.«
    »In Ordnung, wir kommen«, sagte sie kurz entschlossen.
    Hinterhuber schüttelte den Kopf. »Ohne mich. Ich fahre nicht mit zu den Leichenfledderern. Du bist der Boss und ich muss nach Hause. Wenn ich heute Abend nicht auf der Matte stehe, lässt Ingrid sich scheiden. Ich hab einiges gut zu machen.«
    »Och nee!«
    »Geh du ruhig in

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