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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weiter auf seine Vorhaltungen ein, sondern nickte allen grüßend zu und setzte sich auf einen der freien Plätze.
    Die Dolmetscherin saß links von Vater und Sohn Bilowski. Die beiden trugen Anzüge und sahen vom äußeren Erscheinungsbild her anders aus als sie sie in Erinnerung hatte. Ihre Bewegungen waren steif und förmlich. Allerdings konnte sich Franca noch gut an die huschenden, ängstlichen Augen erinnern. Es waren Blicke, die ihr schon oft begegnet waren. Von Menschen, die Angst haben. Auch das Fingernägelknibbeln und das nervöse Scharren mit den Füßen deutete in diese Richtung.
    »Sie bleiben dabei, dass sie am fraglichen Sonntag so in ihre Arbeit vertieft waren, dass sie nichts gesehen haben«, sagte Hinterhuber.
    Die Miene der Dolmetscherin, einer hübschen jungen Polin mit blonden langen Locken und roten glänzenden Lippen blieb unbeweglich.
    »Ich habe das Gefühl, sie verheimlichen etwas«, sagte Franca nach einer Weile. »Die müssen ganz einfach was gesehen haben. So nahe wie die dran waren.«
    »Soll ich übersetzen?«, fragte die Dolmetscherin und schlug die Beine übereinander. Sie trug einen kurzen Rock und hochhackige Sandaletten. Franca beobachtete Hinterhubers Reaktion. Ob ihm wohl solch ein Mädchen gefiel?
    »Das brauchen Sie nicht.« Hinterhuber schüttelte den Kopf. Das Fenster stand offen. Von draußen ertönte Straßenlärm, in den sich das Knattern eines Zweirades mischte.
    Plötzlich hob der Jüngere von beiden ruckartig den Kopf und sagte etwas zu seinem Vater. Der Ältere sah auf seine gefalteten Hände, die in seinem Schoß lagen. Er murmelte etwas. Franca spürte, dass es etwas Entscheidendes war. »Was hat er gesagt?«, wollte Hinterhuber wissen.
    »Er hat einen jungen Mann mit einem motorisierten Zweirad gesehen, sagt er«, übersetzte die Dolmetscherin.
    »Motorisiertes Zweirad? Geht’s nicht genauer?«, rief Franca ungeduldig.
    »Roller? Moped? Mofa? Motorrad? Und warum fällt ihm das erst jetzt ein?«
    Hinterhuber warf ihr einen mahnenden Blick zu, doch die Dolmetscherin hatte die Fragen bereits übersetzt, die der Jüngere ohne Umschweife beantwortete.
    »Herr Bilowski sagt, er hat nicht weiter darauf geachtet. Weil er das nicht für wichtig hielt. In den Weinbergen fahren öfter Fahrzeuge vorbei ohne dass er auf sie achtet. Er hat nur den Lärm gehört. Er weiß nicht genau, ob es ein Roller oder ein Moped war. Aber er ist sicher, es war kein Motorrad. Weil es so langsam fuhr.«
    »Aber er hat einen jungen Mann darauf gesehen?«, fragte Franca. »Wie sah der junge Mann aus?«
    Mit einem Mal fiel der Vater dem Sohn ins Wort. Er redete lebhaft und unterstrich das Gesagte mit ausschweifenden Gesten. Beide sprachen gleichzeitig.
    Die Dolmetscherin sagte etwas auf Polnisch. Dabei hob sie mahnend die Hände. Offenbar bedeutete sie den Männern, dass sie nacheinander sprechen sollten. Sie hörte den beiden eine Weile zu, bevor sie das Gesagte zusammenfasste.
    »Jetzt kann sich der Vater auch an das Fahrzeug erinnern. Er sagte, es war ein Roller. Ein blauer Roller. Und auf ihm saß ein Junge von vielleicht sechzehn, siebzehn Jahren.«
    »Welche Statur?« Das war Hinterhuber.
    »Schlank.«
    »Was für eine Haarfarbe?«
    Der ältere der beiden Männer zeigte auf seinen Kopf und sagte etwas. Er wirkte aufgeregt.
    »Das konnte er nicht sehen. Der Fahrer trug einen Helm.«
    Dann erübrigte es sich wohl zu fragen, ob einer von beiden den Fahrer wiedererkennen würde. Trotzdem stellte Franca die Frage. Wie erwartet, schüttelten beide die Köpfe.
    Franca erhob sich. »Sagen Sie den beiden Herren Bilowski, dass wir uns bei Ihnen bedanken. Sie haben uns sehr geholfen.« Franca stand auf und schüttelte jedem der Männer die Hand. Dann verabschiedete sie sich auch von der Dolmetscherin. Als alle gegangen waren, sah Hinterhuber sie stirnrunzelnd an. »Was war das jetzt? Sie haben uns sehr geholfen? War das ironisch gemeint? Schließlich haben sie nur ...«
    »Genau. Schließlich haben sie nur ein motorisiertes Zweirad gesehen. Aber das ist wirklich ein wichtiger Hinweis. Ich war nämlich in der Zwischenzeit nicht untätig.«
    »Sag bloß, der Kilian hat gestanden?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe inzwischen starke Zweifel, ob er es tatsächlich war.«
    »Und wieso der plötzliche Sinneswandel?« Er warf ihr einen forschenden Blick zu.
    Franca erzählte ihm von dem Gespräch mit der Biologielehrerin.
    »Ja, hat sie denn direkt Nick verdächtigt?«, fragte er mit erhobener

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