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Applebys Arche

Applebys Arche

Titel: Applebys Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Innes
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noch im letzten Delirium mit dem Doctor seraphicus um den wahren
Glauben gerungen hatte: Das waren Menschen von anderem Kaliber.
    Er war wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt und betrachtete
nachdenklich die Pfotenabdrücke von George, der sich weise zurückgezogen hatte,
bestaunte die schneidigen Kommandos der maskulinen Mrs.   Heaven … Ja, seine
Mannschaft, das waren andere Menschen. Sie würden zusammenhalten, wenn es hart
auf hart kam.

Kapitel 11
    Miss Curricle stellte einen Liegestuhl auf die aufrechteste
Position und nahm Platz. »Das Hotel ist sauber und bequem«, sagte sie.
    »Einigermaßen sauber«, sagte Hoppo.
    »Das Hotel ist sauber und bequem.« Miss Curricles Ton hatte etwas
vom Beinahe-Besitzerstolz des Fremdenverkehrsamts. Allerdings schwang zugleich
auch dessen unterschwellige Warnung mit: Es war damit nicht gesagt, daß auch
das Essen schmeckte oder die anderen Gäste angenehm waren. »In der Regel sehe
ich mir ein Zimmer an, bevor ich mich entscheide. Aber unter den gegebenen
Umständen wäre das unangebracht gewesen. Zumal Mr.   Heaven ja nicht gerade der
Typ des Hotelbesitzers ist. Ich frage mich, was für eine Geschichte dahinterstecken
mag und wo er wohl eine solche Frau gefunden hat. Ein Gentleman allem Anschein
nach.«
    »Sagen wir besser«, meinte Hoppo, »die Manieren eines Gentlemans.«
    »Da will ich Ihnen nicht widersprechen. Vielleicht der Sohn eines
Musikers oder Malers, der es zu etwas gebracht hat. Er kleidet sich ja auch ein
wenig zu auffällig für einen Gentleman. Dieser Diamantring.«
    Colonel Glover blickte von einem zwei Jahre alten Exemplar der Times auf. »Er sagt, er gehört zu den Heavens in
Shropshire. Ein schwarzes Schaf, wie ich vermute. Als einer der jüngeren Söhne
habe er nichts vom Vermögen zu erwarten, behauptet er. Ich weiß, daß sie
eine – äh – fruchtbare Familie sind.«
    »Die himmlischen Heavens. Und er war der siebte Himmel.« Diana
blickte glücklich in die Tiefen eines gewaltigen Glases eiskalter Limonade.
»Und wie geschaffen« – es war ihr anzusehen, wie der Scherz sich in ihren
Gedanken zu voller Pracht entfaltete – »für den himmlischen Hoppo. Man sieht
die beiden ja nur noch zusammen.«
    »Was wünschten wir uns doch alle, wir hätten Mrs.   Kitterys
unerschöpflichen Humor.« Hoppos Lachen klang schon ein klein wenig nach Whisky
und Soda. »Alles hier ist so uneindeutig, da habe ich versucht, ein paar
Informationen aus ihm herauszubekommen. Außerdem verbindet uns ein gemeinsames
Interesse. Wir sind beide Philatelisten.«
    Diana machte große Augen. »Davon hat man aber nichts gemerkt, als
wir noch glaubten, wir wären auf einer einsamen Insel. Und ich hätte nicht
gedacht, daß die Kirche so etwas erlaubt.«
    Einen Moment lang herrschte verblüfftes Schweigen, dann hörte man
vom Geländer der Veranda Appleby lachen. »Nicht was du denkst, Diana. Ein
Philatelist ist etwas ganz anderes.« Er wandte sich an Hoppo. »Heaven sammelt
also Briefmarken?«
    Miss Curricle setzte sich noch ein kleines Stück aufrechter, Whisky
schwappte auf Hoppos geborgtes Hemd. Unterschwellig hatte Appleby mit dieser
Frage gegen die guten Sitten verstoßen – etwa in der Art eines Arztes auf
Urlaub, der plötzlich ein zu großes Interesse an jemandes Hautausschlag zeigt.
    »Das kann man sagen. Eine sehr interessante Sammlung. Eklektisch;
niemand, der heutzutage sammelt, ohne sich zu spezialisieren, kann auf
Vollständigkeit hoffen. Aber eine Reihe interessanter Stücke dabei – ein
Moldavischer Stier zum Beispiel und ein Inverser Schwan. Man kann zwar nicht
sagen, daß er die Materie wirklich durchdrungen hat …«
    Glover knisterte ein klein wenig gereizt mit den vergilbten, spröde
gewordenen Seiten der Times . »Meine Jungs haben auch
Briefmarken gesammelt, als sie noch klein waren«, sagte er. »Aber daß
erwachsene Männer …«
    »Eine der besten Sammlungen unserer Tage« – Hoppo sagte es mit
dem Lächeln eines Mannes, der eine Trumpfkarte ausspielt – »stellte unser
verstorbener König Georg V. zusammen.«
    Appleby war von seinem Geländer gestiegen und ging zur
Verandatreppe. Er blickte hinunter zum Bootshaus, dem Generatorschuppen, den
makellosen, frisch in Pastelltönen gestrichenen Nebengebäuden von Heavens
Hotel. »Mach deine Rechnung mit dem Himmel«, murmelte er. Und blickte grimmig,
denn vor seinem inneren Auge war wieder der blutverkrustete Schädel des toten
Unumunu aufgetaucht. Hinter ihm piesackten seine Gefährten sich auf

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