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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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wandte Wilhelmine ein.
    »Dazu bleibt uns keine Zeit!« Von Trepkow wollte nicht warten, bis die Dienerschaft auf die Idee kam, die Gendarmen zu rufen, oder Wilhelmines Mutter zurückkehrte. Daher packte er das Mädchen am Arm und zog es mit sich.
    »Aber Herr von Trepkow!«, beschwerte Wilhelmine sich.
    »Jetzt kommen Sie endlich! Oder soll ich Ihrem Vater sagen, Sie hätten sich geziert mitzukommen?« Der Verweis auf Grünfelder zog. Wilhelmine raffte noch eine Stola und einen Hut an sich und folgte dem Leutnant ohne weiteren Widerspruch.
    Auf der Straße hielt von Trepkow die nächste Droschke auf. »Bringen Sie uns nach Pankow!«, befahl er lautstark, um den Kutscher zwei Straßen weiter in weitaus leiserem Ton anzuweisen, nach Süden abzubiegen. Es gab nur einen Ort, an den er Wilhelmine Grünfelder bringen konnte, und das war sein Haus in Kleinmachnow. Dort würde er dafür Sorge tragen, dass dem Bankier nichts anderes übrig blieb, als ihm seine Tochter zu überlassen. Da er Nägel mit Köpfen machen wollte, ehe er Verfolger am Hals hatte, befahl er dem Droschkenkutscher, nicht mit der Peitsche zu sparen.
    Der gute Mann ließ seine beiden Gäule für einen Augenblick schneller laufen, trieb sie aber nicht weiter an, so dass sie bald wieder in den gewohnten Trott zurückfielen. Am liebsten hätte von Trepkow den Kerl vom Bock geschlagen und selbst die Zügel in die Hand genommen. Doch ein Leutnant Seiner Majestät, des Königs und Kaisers, auf dem Bock einer Droschke wäre zu auffällig gewesen. Er tröstete sich damit, dass niemand wissen konnte, wohin er mit dem Grünfelder-Mädchen fuhr.
    Wilhelmine war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, dass irgendetwas nicht stimmen konnte, und blickte von Trepkow ängstlich an. »Wohin bringen Sie mich? Und warum haben Sie vorhin gesagt, Sie wollen nach Pankow, wenn wir jetzt in eine ganz andere Richtung fahren?«
    Der Leutnant lächelte von oben herab. »Sie werden früh genug erfahren, wohin die Reise geht. Überlassen Sie ruhig alles mir. Es wird sich schon zum Guten wenden!« Vor allem für mich, setzte er in Gedanken hinzu.
    »Also ist das eine Entführung!«, rief Wilhelmine erschrocken.
    »Wenn, dann eine Entführung aus Leidenschaft! Sie müssen die Meine werden, meine Liebe. Ohne Sie kann ich nicht mehr leben!« Dies war nicht einmal gelogen, fand von Trepkow, denn ohne Wilhelmine und das Geld ihres Vaters konnte er sich gleich erschießen.
    Wilhelmine Grünfelder war geneigt, an die Aufrichtigkeit seiner Leidenschaft zu glauben. Da er zu den Herren zählte, die ihre Mutter ihr als passende Brautwerber genannt hatte, sah sie die Fahrt für eine Weile in einem romantischen Licht und machte ihm bis zu dem Augenblick, an dem sie ihr Ziel erreichten, keine Schwierigkeiten mehr.

III.
    G rünfelders Diener wusste noch immer nicht, was er von Trepkows Erscheinen und dessen raschem Aufbruch mit der Tochter des Hauses halten sollte. Da wurde der Türklopfer erneut angeschlagen. Er schlurfte zum Eingang, öffnete und sah sich Emil Dohnke gegenüber, der von dem Bankier geschickt worden war, wichtige Unterlagen zu holen.
    »Verzeihen Sie, Herr Dohnke, aber wissen Sie, ob der gnädige Herr nach dem gnädigen Fräulein geschickt hat?«, fragte der Diener, als Emil nach einer knappen Erklärung an ihm vorbeigehen wollte.
    »Nicht, dass ich wüsste! Warum fragen Sie?«
    »Weil Leutnant von Trepkow vorhin erschienen ist, um Fräulein Wilhelmine zum gnädigen Herrn zu bringen. Er wollte nach Pankow, wie ich hören konnte.«
    »Pankow? Unmöglich! Herr Grünfelder befindet sich in der Bank.« Emil Dohnke schüttelte den Kopf. Als er erfuhr, dass Friedrich von Trepkow sich unter Drohungen Zugang zu Wilhelmine Grünfelders Zimmer verschafft und mit ihr kurz darauf eine Droschke bestiegen hatte, wurde er blass. Er teilte mit Lore und Caroline von Trepkow den Verdacht, der Leutnant könne an dem Mordkomplott gegen Fridolin von Trettin beteiligt gewesen sein, und befürchtete nun das Schlimmste.
    »Das sieht ganz nach einem Schurkenstück aus! Schicken Sie rasch einen Boten zu Herrn Grünfelder, damit dieser informiert wird. Ich versuche, den beiden zu folgen.«
    »Nach Pankow?«, fragte der Diener.
    Emil schüttelte den Kopf. Nach Pankow war der Leutnant gewiss nicht gefahren. Aber wohin mochte er sich gewandt haben?
    »Vielleicht weiß Fräulein von Trepkow, wo ihr Bruder sich verstecken würde«, sagte er sich, während er zur Tür hinausstürmte und fast in eine

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