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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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monologisierte Rendlinger weiter. Da der Besuch Prinz Wilhelms, des ältesten Sohnes des Kronprinzen Friedrich, ein Ereignis darstellte, das auch die übrigen Gäste interessierte, berichtete er in allen Einzelheiten von dessen schneidigem Auftreten und der prachtvollen Uniform, die der Prinz bei seinem Besuch getragen hatte.
    »Zuletzt hatte ich die große Ehre und Freude, Seine Königliche Hoheit in meinem Hause willkommen zu heißen«, fuhr er fort und sonnte sich in dem Neid der Gäste und des Gastgebers. Grünfelder musste erfahren, für wie wichtig der junge Prinz ihn und seine Fabriken hielt, denn er hoffte, auf diese Weise billiger und in voller Höhe an den benötigten Kredit zu kommen.
    »Wie ich bereits sagte, war Seine Königliche Hoheit sehr angetan, und ich hoffe auf seine Protektion, wenn es um die Vergabe neuer Aufträge für die Armee Seiner Majestät geht.« Mit diesen Worten warf er einen weiteren Haken aus und spürte nun, wie Grünfelder anbiss. Darüber hinaus wollte er den Bankier auch für eine weitere Sache gewinnen, die ihm am Herzen lag. »Dafür muss ich mich natürlich bei Seiner Königlichen Hoheit in Erinnerung bringen, und wie gelänge das besser als durch ein passendes Geschenk? Dies ist jedoch eine delikate Sache. Es muss sowohl den Geschmack Seiner Königlichen Hoheit treffen wie auch den gewünschten Eindruck auf ihn machen. Anders gesagt: Es sollte etwas ganz Besonderes sein, das ruhig den Rahmen sprengen darf, der mir als Einzelperson gesetzt ist.«
    Damit lag das Angebot auf dem Tisch. Nun kam es darauf an, ob Grünfelder sich an dieser Aktion beteiligen würde. Selbst wenn mehrere Namen die Plakette zierten, auf denen die Stifter der Gabe verzeichnet waren, wollte Rendlinger dafür sorgen, dass sein Name an erster Stelle stand und Prinz Wilhelm ins Auge stach. Dann würden die Aufträge für seine Fabriken nur so sprudeln.
    »Ein Geschenk für Seine Königliche Hoheit, Prinz Wilhelm, wäre sicher eine lohnende Investition, vielleicht sogar für einen schlichten Soldaten wie mich«, meldete sich nun Major von Palkow mit ernster Miene zu Wort. Innerlich amüsierte er sich, weil Rendlinger den Vorschlag, auf den er ihn gebracht hatte, ganz selbstverständlich als eigene Idee ausgab.
    »Sie ein schlichter Soldat? Ich bitte Sie, Herr Major! Ihre Heldentaten in Schleswig, bei Königgrätz und Sedan sprechen für sich. Waren es nicht Sie, der Kaiser Napoleon III . mit eigener Hand gefangen genommen hat?« Rendlinger lächelte von Palkow freundlich zu. Da der Major ebenfalls bereit war, sich an einem gemeinsamen Geschenk für Prinz Wilhelm zu beteiligen, konnte Grünfelder sich nicht mehr verschließen.
    Nach kurzem Zögern erklärte sich der Bankier bereit, sich an dieser Aktion zu beteiligen, und einige der anwesenden Herren, die dem jungen Prinzen angenehm auffallen oder sich wieder in Erinnerung bringen wollten, sagten ebenfalls zu.
    Da Fridolin sich nicht gerührt hatte, verzog von Trepkow höhnisch das Gesicht. »Und was ist mit Ihnen, Trettin? Wollen Sie nicht auch an unserem Bund teilhaben, oder lassen Sie Seiner Königlichen Hoheit lieber etwas von Ihrer Frau schneidern?«
    Da der Leutnant ebenfalls zu den Kreditnehmern der Bank gehörte, kannte Fridolin dessen Verhältnisse genau und wusste, dass dieser die bisher geliehene Summe wohl kaum würde zurückzahlen können. Aus diesem Grund gab er seine Antwort mit einem überlegenen Lächeln. »Ich werde mir erlauben, die gleiche Summe beizusteuern wie Sie, Leutnant!«
    Von Trepkow fuhr auf. »Für einen lumpigen Zivilisten wie Sie heißt es immer noch Herr Leutnant von Trepkow!«
    »Und für einen Herrn Leutnant von Trepkow heißt es immer noch Herr von Trettin«, konterte Fridolin gelassen. »Doch um die übrigen Herren zu beruhigen: Ich habe nicht vor, mich an dem Inhalt Ihrer Börse zu orientieren, sondern werde meinen Beitrag nach meinem Portemonnaie bemessen.«
    War Fridolins erste Bemerkung ein Stich gewesen, stellte die zweite eine Ohrfeige dar. Von Trepkow wäre am liebsten aufgesprungen, um den Mann zum Duell zu fordern. Da Grünfelder jedoch große Stücke auf diesen elenden Zivilisten hielt, hätte er sich damit aller Chancen beraubt, von dem Bankier als möglicher Schwiegersohn in Betracht gezogen zu werden. Daher begnügte er sich mit einem verächtlichen Schnauben und fragte Rendlinger, an welche Art von Geschenk dieser gedacht habe.
    »Nun, ich weiß es noch nicht so recht«, antwortete der Geschäftsmann

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