Aprilgewitter
mich freuen, Ihre Unterstützung zu bekommen. Ein Zwist zwischen dem Deutschen Reich und Russland käme mir sehr gelegen.«
Nun, mir nicht, dachte von Palkow, der die höfische Gesellschaft in Sankt Petersburg den Zuständen im Wilden Westen bei weitem vorzog.
Der Franzose schien ihm auch diesen Gedanken an der Stirn abzulesen. »Vertrauen Sie nicht zu sehr auf Tirassows Versprechungen,
mon ami!
Die Sterne eines Generals verlieren in den Weiten Sibiriens rasch an Glanz. Oder glauben Sie, Seine Majestät, der Zar, würde einen Offizier, der mit einem Attentat auf Seine Königliche Hoheit, Prinz Wilhelm, und vielleicht sogar auf Bismarck und den Kaiser selbst in Verbindung gebracht werden könnte, an einer so exponierten Stelle wie Sankt Petersburg stationieren?«
Dass dies weniger als wohlmeinender Ratschlag denn als unmissverständliche Warnung zu verstehen war, begriff von Palkow sofort. Ihm war bewusst, dass der Franzose keinen Augenblick zögern würde, ihn aus dem Weg zu räumen, wenn dies seinen Zielen dienlich war. In ihm stiegen ernsthafte Zweifel auf, ob es klug gewesen war, sich mit Delaroux einzulassen. Doch nun war es zu spät.
»Ich brauche ebenfalls einen falschen Pass und ein Schiffsbillett nach New York«, antwortete er kurz entschlossen.
Delaroux nickte zufrieden. »Was ich an Ihnen so schätze, Major, ist Ihre rasche Auffassungsgabe. Der Zar, aber auch Tirassow würden nicht zögern, Sie zu opfern, um den Zorn der Deutschen zu besänftigen. In Amerika hingegen sind Sie so sicher wie in Abrahams Schoß. Außerdem hat ein Mann mit Ihren Fähigkeiten dort weitaus bessere Chancen als unter Kalmücken und Tataren. Doch nun
adieu
, ich höre jemanden kommen!« Im nächsten Moment ergriff der Franzose das Glas, leerte es und verschwand durch die Tür.
Malwine von Trettin sah ihn noch auf dem Flur, doch da er ihr gekonnt den Eindruck vermittelte, als sei er aus einer anderen Wohnung gekommen, achtete sie nicht weiter auf ihn, sondern öffnete die Tür des Liebesnestes und trat ein.
Von Palkow stand auf und umarmte sie. »Wie ich mich freue, dich zu sehen, Geliebte.«
»Deine Freude ist meine Freude!« Malwine sah ihn so strahlend an, dass alle, die sie kannten, verwundert den Kopf geschüttelt hätten. In ihrer Ehe mit Ottokar von Trettin war sie ihrem Mann eine eher kühle Geliebte gewesen. Dabei hatte sie in all der Zeit Heinrich von Palkow nicht vergessen können, dem ihre Liebe bereits als Backfisch gegolten hatte, aber dieser Neigung war zu jener Zeit die Erfüllung versagt geblieben. Ihre Sehnsucht nach diesem Mann war so groß gewesen, dass sie mehr als zwei Jahrzehnte überdauert hatte und noch immer nicht erloschen war.
Sie küsste von Palkow und ließ es zu, dass seine Rechte sich in ihr Dekolleté stahl und ihre Brüste knetete. »Du bist heute sehr hungrig, mein Lieber«, flüsterte sie geschmeichelt und begann sich auszuziehen.
Der Major sah ihr zu und sagte seufzend: »Nur bedauerlich, dass wir nicht heiraten können!«
»Was steht dagegen? Du bist ledig, und ich bin seit fünf Jahren Witwe!«
Malwine klang in von Palkows Ohren zu drängend. Gerade in dieser Angelegenheit durften sie nicht unvernünftig werden. »Deine Apanage als Witwe des Majoratsherrn auf Trettin ist perdu, wenn wir heiraten. Von meinem Sold als Offizier können wir nicht leben.« Er überlegte, ob er ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertrauen sollte, dass seine Verhältnisse sich in absehbarer Zeit ändern würden, hielt dann aber lieber den Mund. Wenn er Deutschland ungehindert verlassen wollte, durfte niemand ihn mit dem Attentat auf Prinz Wilhelm in Verbindung bringen.
Mit einem Mal kam ihm in den Sinn, dass er seine Geliebte mit diesem Schritt verlieren würde. Im ersten Augenblick erschreckte ihn der Gedanke, denn er hatte gehofft, mit ihr in Russland ein neues Leben zu beginnen. Von dort aus hätte sie jederzeit ihre Söhne in Ostpreußen besuchen können. Doch Amerika war viel weiter weg, und er glaubte nicht, dass sie ihn bis dorthin begleiten würde. Und vielleicht war es ganz gut so, dachte er sich. Immerhin war Malwine kaum jünger als er. Wenn er als reicher Mann in den Vereinigten Staaten lebte, brauchte er eine Frau, von der er sich Kinder erhoffen konnte.
Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, Malwine voller Leidenschaft an sich zu ziehen und ihr Gesicht und ihren Busen mit Küssen zu überschütten. Danach entledigte er sich seiner Uniform und der Unterhosen, bis er schließlich nackt
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