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Aprilgewitter

Titel: Aprilgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorentz Iny
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hatte recht. Ein so perfekter Kavalier wie Fridolin würde dies niemals gutheißen.
    »Mama, ich danke dir. Beinahe hätte ich einen verhängnisvollen Fehler begangen. Was nützt es mir, wenn Herr Fridolin sich von seiner Frau trennt und statt meiner Kriemhild von Wesel oder einer anderen Dame den Hof macht.« Wilhelmine glaubte zwar, besser auszusehen als ihre Freundin, und sie hatte auch ein größeres Erbe zu erwarten. Dennoch stellte Kriemhild als Nachfahrin eines altadeligen Geschlechts auch für Fridolin von Trettin eine erstrebenswerte Partie dar.
    »Ich freue mich, dass du das einsiehst. Die Herren haben ihre eigenen Ansichten vom Leben. Darauf musst du Rücksicht nehmen. Zudem ist Herr von Trettin ein Mann, der in der Welt herumgekommen ist und dabei etliche Damen kennengelernt hat. Also wirst du auch mit der Erinnerung an all jene kämpfen müssen, mein Kind. Du darfst nicht so frivol wie eine Französin sein und auch nicht so hinterwäldlerisch direkt wie die Amerikanerin, die letztens bei von Wesels eingeladen war. Die Dame war wirklich peinlich!«
    Juliane Grünfelder verzog das Gesicht. Dabei gab es gegen die junge Amerikanerin nicht mehr einzuwenden, als dass deren Vater sie mit einem deutschen Adeligen verheiraten wollte und sie dabei mit einer Mitgift ausstatten konnte, die selbst Wilhelmines Erbe mehrfach übertraf. »Würde Herr von Trettin diese Amerikanerin kennenlernen und heiraten, könnte er deinen Vater aus dessen Bankhaus verdrängen und selbst zu einem der größten Bankiers in Berlin werden«, sagte sie und sprach damit ihre heimlichen Befürchtungen aus.
    Wilhelmine Grünfelder hatte sich mit der Millionenbraut aus Übersee glänzend unterhalten und sie schon in den engeren Kreis ihrer Freundinnen aufnehmen wollen. Jetzt aber war sie froh, dass ihre Mutter das Mädchen nicht eingeladen hatte, und spottete über deren allzu freizügige Ansichten. Dabei unterzog sie auch ihre restlichen Freundinnen, die ledig und in einem für sie gefährlichen Alter waren, einer Überprüfung und sorgte dafür, dass ihre Mutter die mühsam erstellte Tischordnung umwerfen musste.
    Da sie selbst als strahlender Stern am Himmel erscheinen wollte, ließ sie am Nachmittag anspannen und fuhr von ihrer Mutter begleitet zu ihrer Schneiderin, die das Wunder vollbringen musste, innerhalb weniger Tage eine neue Robe für sie zu nähen, in der sie selbst bei Hofe würde erscheinen können. Dagegen kam Fridolins Ehefrau gewiss nicht an, da diese ihre eigene Garderobe, sofern sie sie nicht selbst schneiderte, in ihrem eigenen, doch eher nachrangigen Modesalon fertigen lassen musste.

III.
    F ridolin betrachtete Lore und befand, dass sie perfekt aussah. Sie trug jene Mischung aus Schlichtheit und Eleganz, die ihre Figur und ihre Schönheit unterstrich, statt sie unter einer Fülle von Rüschen und Falbeln zu ersticken. In diesem Kleid würde sie Aufsehen erregen, und so manche der anwesenden Damen würde sich heimlich fragen, ob sie es selbst genäht hätte. Das war zwar der Fall, trotzdem hatten er und Lore sich darauf geeinigt zu sagen, es stamme aus Mary Penns Modesalon. Wahrscheinlich würde diese Antwort einige Damen der tonangebenden Gesellschaft dazu veranlassen, das Ladengeschäft aufzusuchen, um zu sehen, ob die Freifrau von Trettin dort anzutreffen war, oder aber auch, um aus Sensationslust selbst dort Kleider machen zu lassen.
    Bei der Vorstellung trat ein Lächeln auf sein Gesicht.
    Lore sah ihn fragend an. »Was amüsiert dich, mein Lieber?«
    »Ich dachte nur an die Gesichter der Damen, wenn sie dein Kleid sehen!«
    »Ist es zu auffällig?« Lore blickte erschrocken an sich hinunter, doch ihr Mann lachte nur.
    »Ganz im Gegenteil! Es ist einfach wunderschön. Doch jetzt komm. Wir wollen die Droschke nicht warten lassen. Das wird sonst teuer, musst du wissen.«
    Damit brachte er Lore zum Lachen. Die paar Groschen, die sie dem Droschkenkutscher bezahlen mussten, waren wirklich nicht der Rede wert. Ein eigener Wagen mit Kutscher und Pferden würde weitaus stärker zu Buche schlagen. Aber um der Kunden des Bankhauses willen würden sie sich eine Kutsche anschaffen müssen. Welcher der Herren, die oft trotz hoher Schulden geradezu fürstlich lebten, würde den Mitbesitzer einer großen Bank akzeptieren, wenn sich dieser nicht einmal einen eigenen Wagen leisten konnte?
    Während sie das Haus verließen, zog Lore Fridolin damit auf.
    »Du hast vollkommen recht«, antwortete er. »Vielleicht sollten wir uns gleich

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