APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
dass Kortison-Behandlungen meiner Mutter etwas Erleichterung bei ihrem Typ Arthritis verschafft hatten. „Tönt verdammt gut,“ sagte Jane. Und so ermunterte ich sie, es doch zu versuchen – das heißt für Tests und all das ins Krankenhaus zu gehen. „Was ist denn schon dabei?“, sagte ich. „Warum unter solchen Schmerzen leiden? Warum die medizinische Hilfe nicht annehmen, wenn du sie brauchst? Ich habe das ja auch oft genug getan…“
Hier hören meine Notizen auf, obwohl Jane und ich noch stundenlang redeten. Ich erinnere mich, dass sie sehr oft, ungefähr alle zehn Minuten, einen Nasenspray gebrauchte, die stärkste Variante, die es davon gab, und ich beschrieb ihr meine schrecklichen Erlebnisse mit solchen Sprays, die bei häufigem Gebrauch einen Rückfalleffekt auf die Schleimhäute haben (wie ich ihr erklärte) und einem dann die Nasenhöhlen noch mehr verstopfen. Ich musste damals einen so genannten kalten Entzug machen und litt, nebst tagelanger bis fast zur Erstickung führender Verstopfung, unter fürchterlichem Nasenbluten. Ein Arzt, den ich schließlich im lokalen Krankenhaus aufsuchte, sagte mir, das Innere meiner Nasenhöhlen sähe aus wie bei einem Kokainsüchtigen. „Wie kann man nur so etwas sagen,“ sagte Jane spöttisch, und nahm den Spray wieder in die Hand…
Sie sagte mir, dass sie sich oft niedergeschlagen und weinerlich fühle und „nostalgisch, als ob das alles in einer fernen Vergangenheit liege“. Ich erinnerte sie an die vielen Male, die ich sie angerufen hatte, weil ich mich so niedergeschlagen fühlte. „Etwas ist einfach nicht in Ordnung,“ hatte ich jeweils gesagt, „ich bin ständig bedrückt. Ich komme da einfach nicht mehr heraus.“ Ich erinnerte Jane daran, dass sie mir damals geraten hatte, „in die Natur hinaus zu gehen“, um eine gewisse Erleichterung zu finden, „und so machte ich eine Menge langer Spaziergänge, aber es schien nicht viel zu helfen,“ sagte ich. „Überhaupt nichts half.“
„Ja, ich würde sagen, etwas war damals nicht in Ordnung,“ bestätigte Jane und machte den Anschein, als ob sie genau wüsste, worüber ich sprach. „Wie hast du’s schließlich geschafft?“
„Ich drehte durch und heiratete,“ sagte ich und wir beide kicherten boshaft, und eigentlich wollte ich noch sagen: „Und wie machst du es nun, Jane, wenn es keine Spaziergänge im Wald mehr für dich gibt, wenn eigentlich nichts mehr möglich ist – wie gehst du damit um? Einfach dasitzen und es immer und immer überdenken und überprüfen? Wie wirst du damit umgehen?“
Aber ich sagte nichts, und wie wir es schon so oft gemacht hatten, ließen wir es einfach im Raum stehen.
* * * *
Ich werde von einer Erinnerung heimgesucht, von etwas, das eigentlich gar nicht hatte geschehen können.
Ich sehe einen langen, schwach beleuchteten Flur mit einer nackten Glühbirne an einer hohen Decke. Es könnte der Flur sein, der sich zwischen den beiden Wohnungen in Nummer 458 befand, aber die Wände haben die falsche Farbe. Jane und ich stehen am Ende dieses Flurs und sprechen über den Dichter T.S. Eliot. Sie trägt einen schwarzen Rollkragenpullover, einen kurzen schwarz-weiß karierten Rock, schwarze Strumpfhosen und ausgetretene braune Halbschuhe. Sie sagt, dass Eliot sie stark beeindruckt habe, als sie jünger war, dass sie sich aber mehr zu e. e. cummings hingezogen gefühlt habe, als sie älter wurde. In einem plötzlichen Ausbruch von Überschwang rennt sie vor mir den Flur entlang und schmettert Zeilen aus Eliots Gedicht The Love Song of J. Alfred Prufrock, springt in die Luft, schlägt mit ihren Fingerspitzen an die Glühbirne – in meiner Erinnerung sehe ich ganz genau ihre schwarz lackierten Fingernägel – während sie laut ruft: „Im Raum da kommen und gehen die Frauen SO / und reden über MichelANGELO!“ Elegant landet sie auf ihren Füßen, und wir lachen.
Die Jane, die ich kannte, hätte das niemals tun können, aber diese Erinnerung ist nicht erfunden und sie ist auch kein Traum, zumindest soweit ich das sagen kann. Ihre Tagebücher aus den Fünfzigerjahren erwähnen, dass sie mindestens bei einer Gelegenheit „vor dem Frühstück“ laut aus Eliots Gedichten vorgelesen hatte, aber…
Ich muss sie mit jemand anderem verwechselt haben, aber wer genau könnte das sein? Und wann?
KAPITEL 20
Das Krankenhaus und darüber hinaus
Traum, 19. Mai 1982: Jane und Rob haben ein Haus im Wald. Sie und ich sitzen zusammen und reden, als sie unsere Unterhaltung
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