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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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ich erinnere mich nur an den Teil über die Lunge. Sie sagte, sie sei während Stunden – sagte sie wirklich Stunden? – in dieser Lage gewesen. Stunden, allein, in dieser Lage? Wie konnten es Stunden gewesen sein? Ich sagte ihr, ich würde einen Arzt holen und wenn ich ihn an den Haaren herbeizerren müsste, aber sie sagte: „Nein, geh nicht weg, bleib hier bei mir, sprich einfach weiter über irgendetwas, egal, was auch immer.“
    Dann biss sie auf die Zähne und stieß einen weiteren stöhnenden Schluchzer aus. „Meine Ellbogen, mach etwas, mach etwas, verdammt, verdammt, verdammt!“, keuchte sie.
    Ich ließ das Tuch fallen und nahm ihre Ellbogen in meine Hände – das war das Einzige, was mir in den Sinn kam. Sie seufzte, es musste also ein wenig geholfen haben, vielleicht nur durch eine winzig kleine Veränderung der Position ihrer Schultergelenke, ich weiß es nicht. Dann stellte ich mir vor (wie wir das in den Alpha-Experimenten in jener Zeit vor ein paar Millionen Jahren getan hatten), dass meine Hände kleine Heizkissen wären, die heilende Wärme in ihre Ellbogen strömen ließen, sie aufwärmten und sie in eine weiche, angenehme, sonnenwarme Knetmasse verwandelten. Ich stellte mir das so deutlich vor, wie ich nur konnte, und versuchte, den Schock und die Angst, die in meinem Herzen weiterhämmerten, zu übertönen. Und irgendwie schien wirklich etwas zu geschehen. Jane wimmerte keuchend, aber sie entspannte sich – ein bisschen. Nur ein ganz kleines winziges bisschen.
    „Du bist okay,“ beruhigte ich sie, ohne jede Logik. „Du bist jetzt okay.“
    „Ich will nicht so leben, Sue-Belle,“ sagte sie. Ihre Stimme tönte geschunden, verzweifelt. „Ich kann es nicht. Ich will es nicht. Ich schaffe es einfach nicht mehr.“
    „Das musst du nicht,“ sagte ich. „Das weißt du doch.“ Ich lächelte sie an; sie nickte. Unsere Gesichter waren einander ganz nahe; ich spürte ihren Atem auf meiner Wange. Schweißtropfen rannen ihren Schläfen entlang, ich ließ sie rinnen und hielt ihre Ellbogen weiter in meinen Händen. „Aber du weißt doch, du musst nicht dazwischen wählen, so zu leben oder zu sterben,“ sagte ich zu ihr, „du kannst anders leben.“
    „Ich weiß es nicht,“ sagte Jane. „Ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich habe mich allzu tief darauf eingelassen – ich bin viel zu weit gegangen. Ich glaube nicht, dass ich zurückgehen kann.“
    „Ja, du bist ziemlich tief drin,“ bestätigte ich, „aber nichts ist in Stein gemeißelt.“ Dann sagte ich etwas im Sinne von, dass sie irgendwo eine Zwischenebene auswählen könnte; sie müsste keine Wahl zwischen totaler Vollkommenheit oder totaler Hinfälligkeit treffen; sie könnte einen Platz finden, an dem sie so gut wie möglich leben würde, vielleicht könnte sie zwar nicht mehr herumlaufen, vielleicht wäre sie sogar in einem Rollstuhl, „aber du könntest durch das Fenster den Vögeln zuschauen, mit den Katzen herumspielen, mit Rob zusammen sein, schreiben,“ redete ich ihr ein.
    „Ich weiß es nicht,“ wimmerte sie. „Vielleicht kann ich das alles nicht mehr – die Sache mit Seth, die Bücher.“
    „Dann vergiss doch die Sache mit Seth,“ sagte ich. „Schreib einfach Romane oder Gedichte oder was auch immer du willst. Ich tippe dir die Manuskripte ab, komm schon, stell dir vor, was das für ein Spaß sein könnte.“
    Sie sagte: „Ja, das ist genau das, was Rob sagt,“ und in eben diesem Moment trat Rob ins Zimmer.
    „Was ist hier los?“, fragte er. Sein Gesicht war ausdruckslos, sein Ton gekränkt.
    „Mensch, bin ich froh, dich zu sehen,“ sagte ich und stand auf. Ich erklärte ihm, was ich vorgefunden hatte; Jane in horrenden Schmerzen, in ihrem Leiden allein in diesem Zimmer gelassen. Aber statt erzürnt zu reagieren, wie ich es von ihm erwartet hatte, stand Rob nur mit vor der Brust verschränkten Armen und versteinertem Gesicht da. „Ja, das ist auch schon vorher geschehen,“ sagte er, als ich damit fertig war. „Es gibt nicht viel, was sie hier machen können.“ Dann warf er mir einen Blick zu, der mir deutlich sagte, ich solle jetzt gehen und das tat ich denn auch. Ich war bis ins Mark erschüttert und wütend auf Rob – warum war er nicht einfach in die Schwesternstation gegangen und hatte im übertragenen Sinn ein paar Kanülen zerschmettert. Erst viele Jahre später, als ich meine eigenen Eltern durch ihre Krankenhausodysseen und bis zum Tod begleitet hatte, verstand ich Robs Reaktion und die blanke,

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