APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
wie die Mechanismen des Universums funktionieren könnten. Und deshalb waren diese Momente auch das Beste, was wir einander als Freundinnen schenken konnten – nicht zuletzt auch als weibliche Schriftsteller einer gewissen exzentrischen Geistesrichtung in einer Zeit, als diese Kombination nicht als besonders vorteilhaft galt. Und doch lebten wir dieses natürliche Einfühlungsvermögen selten offen und mit gegenseitiger Ermutigung aus. Ein Grund dafür waren sicher die Zeit- und Lebensumstände. Aber viel mehr lag es an meinem eigenen gedankenlosen Missbrauch eben dieser Beziehung.
Heute wird mir auf peinliche Weise klar, dass ich viel von dieser gemeinsamen Grundlage zwischen uns zerstörte, indem ich mich auf Janes Fähigkeiten und auf unsere Freundschaft abstützte, um mir bei der Lösung meiner persönlichen Probleme helfen zu lassen (ein Bedauern übrigens, das von vielen, die sich an sie erinnern, geäußert wird). Das ist bei Freundinnen in einem normalen Beziehungsnetz nicht ungewöhnlich, aber ich bat eben nicht um gewöhnliche Ratschläge. Viele Male – viele, viele Male, wahrscheinlich weniger oft als ich mir nun vorstelle, aber immer noch oft genug – rief ich sie aus irgendeinem erbärmlichen Grund an, fühlte mich schäbig und verdrossen und hoffte doch halbherzig – heute schäme ich mich, es zuzugeben – dass Seth vielleicht mit ein paar angemessenen Perlen metaphysischer Megaweisheit durchkäme (durchs Telefon ?) und alle Fragen – über, sagen wir mal, die große und einzige Beziehung oder eine Familienkrankheit oder die stets wiederkehrenden Anfälle von Hoffnungslosigkeit und Depression, die sich wie undurchdringliche Spinnweben auf mich legten, was auch immer – auf einen einzigen Schlag lösen würde.
Das geschah nie.
Was meistens geschah war, dass Jane mich einmal mehr auf meine schriftstellerischen Fähigkeiten hinwies, die ich aus lauter Trübseligkeit vergammeln ließe und worauf ich mich stattdessen konzentrieren sollte. Dass ich mich hier endlich einmal richtig aufrappeln sollte, wie sie so oft zu mir sagte. Was es hieß, eine Schriftstellerin zu sein, was Jane dafür geopfert hatte, was sie dachte, dass ich dafür opfern sollte (ich hatte keine Ahnung). Dass man täglich schreiben müsse, unter welchen Umständen auch immer.
Das war der Standardratschlag, den sie mir immer wieder gab, und es kam so weit, dass ich ihn nicht mehr hören konnte, wie es jedem Kind geht, dessen Eltern stets genau wissen, was das Beste wäre und das auch mehr als einmal sagen. Sonst war Jane, trotz ihrer eigenen zunehmenden Schwierigkeiten, verständnisvoll gegenüber den Schmerzen anderer und nahm sich fast immer die Zeit und die Energie um herauszufinden, was sie über die betreffende Situation „aufnehmen“ konnte. Einmal ging es zum Beispiel um ihre positive (und medizinisch korrekte) Information über eine Augenverletzung meines damals zwölfjährigen Sohnes Sean oder um die Eindrücke, die sie über die gesundheitlichen Probleme meiner Mutter aufgeschrieben hatte (einige interessante Verbindungen mit einem vergangenen aristokratischen Leben), oder um ihren Rat, dass ich meiner Depressionen wegen „in die Natur hinaus“ gehen sollte (eine offensichtliche und im jeweiligen Moment hilfreiche Strategie, nach der sie sich später auch selbst sehnte). Auch wenn sie keine offiziellen psychischen Beratungen durchführte oder öffentlich für Seth sprach, gab sie manchmal private (und wie betont werden muss, kostenlose) Seth-Sitzungen für Menschen mit körperlichen oder emotionalen Schwierigkeiten, zu denen auch ich gehörte – einmal, als ich kleine, aber lästige Unterleibsprobleme hatte (die Sitzung konzentrierte sich auf meine ständige unterschwellige Selbstbestrafung, weil ich mein erstes Kind zur Adoption freigegeben hatte) und dann wieder, als „Ned“ Watkins 1 und ich uns trennten (als es hauptsächlich um unsere geschlechtsbezogenen Glaubenssätze ging). 2
Trotzdem nahm Jane ganz eindeutig an (und wahrscheinlich hatte sie auch Recht), dass ich viele meiner Probleme nur erfunden hatte, um mich von den Fähigkeiten abzulenken, von denen sie so unnachgiebig behauptete, dass ich sie besäße. Aber außer während der anderthalb Jahre, die ich brauchte, um Im Dialog mit Seth zu schreiben, glaubte ich nie daran, dass ich ihre Erwartungen jemals würde erfüllen können. Wie viel von dieser Überzeugung aus den unersättlichen Tiefen meiner eigenen Beifall heischenden Bedürfnisse stammte,
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