APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
Geschreibsel Mist sei, wie hatte ich es nur wagen können, sie mit diesem Babykram zu beleidigen?
„Du,“ sagte sie und betonte jedes Wort einzeln, „Hast. Es. Wirklich! Und verdammt noch mal , fang besser endlich an, es zu brauchen !“ Sie starrte mich weiter an und wartete darauf, dass ich – was tat? Den großen Amerikanischen Roman hier zu ihren Füßen auszuspucken? Ich fand keine Antwort darauf. Obwohl mir klar war, dass ich ein gewisses Talent besaß, schockierte mich Janes enorme Ernsthaftigkeit – eine fast verzehrende Ernsthaftigkeit. Ich erinnere mich, wie ich da mit dem ganzen unordentlichen Haufen meiner Papiere zwischen uns an ihrem Arbeitstisch saß und mich fühlte, als ob mir jemand gerade ein Paket von solch schwerwiegender Wichtigkeit übergeben hatte, dass ich es eigentlich gar nicht öffnen und mich mit dem Inhalt beschäftigen wollte. In jenem Moment wollte ich einfach nur nach Hause gehen, meinen Pyjama anziehen und Eiskrem essen.
„Mach dich dran, Mädchen,“ sagte Jane, wie sie das noch viele Male danach sagen würde. „Du solltest jeden Tag schreiben – jeden verdammten Tag. Stell einen Plan auf. Stell ihn um die Dinge herum zusammen, die du tun musst, um Körper und Seele zusammenhalten, aber stell ihn auf! Mach es! Du hast es! Das siehst du doch auch, oder?“
Ich schluckte hart. „Ja.“ Ich sah es nicht – und sah es doch. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Als ich noch bei meinen Eltern lebte, schrieb ich mehr oder weniger dann, wenn es mich packte, meistens tief in der Nacht, wenn ich sicher war, dass niemand sehen wollte, was ich tat. Später, als ich eine Stelle als Assistentin eines Professors an der Cornell-Universität angenommen hatte, stellte ich meine alte Schreibmaschine in meiner düsteren Backsteinwohnung in Ithaca auf und starrte sie wenigstens jeden Tag an. Ich sehnte mich nach Martha‘s Vineyard und nach allem, das ich dort hinter mir gelassen hatte, aber meistens ließ ich den Gedanken wieder fallen und machte im Alltagstrott weiter. Janes ASW-Klasse war zweifellos Magie und vielleicht reichte das ja schon aus. Und ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich dort irgendetwas tat, was ich tun musste, obwohl dieses Irgendetwas trotz Janes passioniertem Ansporn nicht aus der Schreibmaschine herauszufließen schien. 2
Robert Butts, Susan Watkins und ihr erster Sohn, den sie 1968 in Martha‘s Vineyard geboren und zur Adoption freigegeben hatte und den sie später wieder traf. (Foto: Susan Watkins)
Robert F. Butts 1978. „Er war immer der Gelassenere von beiden, zumindest nach außen.“ (Foto: Susan Watkins)
KAPITEL 6
Der seltsame Fall der Kastanienkette
Herbst 1968. Ich bin bei Jane und ereifere mich über irgendetwas, wahrscheinlich über die Donnerstagabend-ASW-Klasse, an der ich nun seit ungefähr einem Monat teilnehme. Während sie in der winzigen Küche für uns beide Kaffee kocht, gehe ich zum Bücherregal hinüber, wo sie ihre Manuskripte und die Bücher der Seth-Sitzungen aufbewahrt. Beides interessiert mich nicht besonders, stattdessen aber ihre Sammlung von Fantasy und Science Fiction-Magazinen. Mindestens ein halbes Dutzend davon liegt auf dem Regal und die meisten stammen aus den Fünfzigerjahren, was ich mit sentimentaler Belustigung feststelle, denn das war jene Sciencefiction-Zeit, in der auch ich sozusagen meine Lesezähne schliff. Ich ziehe eines der Magazine heraus und blättere darin, als Jane mit den dampfenden Kaffeetassen an den Tisch zurückkommt.
Ich sage irgendetwas wie: „Oh wow, hattest du diese großartigen alten Magazine abonniert? Ich hab’ die damals auch immer gelesen.“
„Oh ja,“ sagt Jane und deutet auf das Exemplar in meiner Hand, „da ist eine Geschichte von mir drin, Die Kastanienkette “. 1
Ein Gong scheint durch die Luft zu schwingen. Vielleicht klirren die Löffel auf den schlichten Porzellantellern ein wenig. Und vielleicht fliegt ein Vogel vom nahen Dachfirst weg, erschrocken über das Geräusch. „Heiliger Himmel,“ rufe ich aus, „du hast diese Geschichte geschrieben ?“
„Heiliger Himmel,“ kreischt sie, „du hast sie gelesen ?“
„Und wie ich das habe, in der Hochschule,“ sage ich ihr. „Ich habe sie nie vergessen!“ Und ich blättere durch die Seiten und da ist sie – Die Kastanienkette , von niemand anderem als von Jane Roberts. „Heiliger Strohsack!“, rufe ich nochmals.
„ROBBIEEEEEE!“, brüllt Jane ins hintere Atelier und möglicherweise bis nach Kanada, „KOMM GLEICH
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