APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
benützten, um mit Seth in Verbindung zu treten – fragte Rob: „Was ist der Verstand im Gegensatz zum Hirn?“
„HIRN IST MECHANISMUS UND VERSTAND IST GEIST,“ sagte Seth durch das Brett. Robs Frage hatte keinen Bezug zu den Fragen, die vor oder nach dieser einen Frage gestellt wurden. Es ist eine vollkommen geradlinige Frage und eine vollkommen klare Antwort. Es schaudert mich jedes Mal, wenn ich das lese.
In diesem gleichen Semester nahm ich das Pflichtfach Philosophie 101, das in einem riesigen Hörsaal mit fast zweihundert Studenten stattfand. Merkwürdigerweise, so dachte ich damals, verbrachte der Professor zahlreiche Stunden damit, vom Ennui Emmanuel Kants & Co. abzuweichen und uns dafür seine Serienträume über sich selbst als andere Person und zwar als Jagdpilot im 1. Weltkrieg zu erzählen. Diese Träume, so sagte er, würden gruppenweise und wochenlang auftreten, jeder Traum fuhr dort weiter, wo der vorherige aufgehört hatte; alle waren in leuchtenden, aufeinander folgenden Details, einschließlich des Namens des Mannes, seines militärischen Rangs, seiner Erinnerungen an Kindheit und Elternhaus und sogar seiner Träume. Der Professor schien fasziniert, verwirrt und beunruhigt – er präsentierte all dies, als ob er eine Erklärung von irgendwoher, von überallher suchte. Eines Tages hob ein Student, der hinter mir saß, die Hand und fragte in einem höhnischen Ton, ob das Ganze vielleicht durch Reinkarnation zu erklären wäre. Das schien den Professor noch mehr zu beunruhigen. Weshalb hatte er dann damit angefangen?
Es schien fast wie ein Hauch der späteren ASW-Klassen – in Übereinstimmung mit meinem Lesen der Kastanienkette (obwohl damals natürlich der Zusammenhang für mich nicht sichtbar war).
Es ist jedoch eine Tatsache, dass unstillbare Lesegewohnheiten ein unendliches Labyrinth von mit- und ineinander verschlungenen Ideen und Handlungen eröffnen, von denen sich einige so stark einprägen wie ein körperliches Erlebnis. Fünf Jahre später zu entdecken, dass deine neu gefundene Freundin/Mentorin/Mutter- und Galionsfigur für kreative Fähigkeiten diese beeindruckende Geschichte geschrieben hat, ist ein angenehmer und glücklicher Zufall, aber nicht übermäßig spektakulär, denn Autorinnen müssen ja irgendwo leben (und Jane war nicht die erste Schriftstellerin, die ich je getroffen und deren Bücher ich vorher gelesen hatte).
All das ist wahr und irgendwie noch mehr als wahr. 1978, lange nachdem ich Ned Watkins geheiratet hatte und wieder von ihm geschieden worden war (ich hatte ihn 1968 in Janes und Robs Wohnung kennen gelernt) und ich am Zusammenstellen des Vorentwurfs für Im Dialog mit Seth war, machte mich Janes Redaktor bei Prentice-Hall darauf aufmerksam, dass in Die Kastanienkette das Kind der Hauptpersönlichkeit/Jane-Figur Sue Watkins heißt! Was mir natürlich 1963, als ich es zum ersten Mal las, nichts bedeutete, auch Jane nicht, als sie das Ganze 1957 schrieb, oder gar uns beiden, als wir 1968 Freundinnen wurden. Es wurde erst später zu einem Zufall, und zwar als Reaktion auf Ereignisse, die, soweit sie mich betreffen, überhaupt keinen Zusammenhang mit dieser alten Geschichte hatten.
Als ich 1994 als Vorbereitung für einen Artikel, den ich über Die Kastanienkette und über genau diese Zufälle schrieb, die Geschichte zum ersten Mal seit dreißig Jahren wieder las – entdeckte ich darin einige andere, sehr faszinierende Zusammenhänge zwischen Jane und mir, die unter anderem (und ohne auf diesem Punkt bis zur Unerträglichkeit herumzureiten) sicher die erstaunliche multidimensionale Natur kreativer Unternehmungen aufzeigen.
Zum Beispiel wird in der Eröffnungsszene der Geschichte viel über die Freitagabend-Treffen in der Wohnung der geheimnisvollen Frau namens Lounze geredet. An einem dieser Treffen wird Olive ihrem zukünftigen Mann William Watkins vorgestellt. Erinnern wir uns, dass Jane diese Geschichte 1957 schrieb, als ich zwölf Jahre alt war. Sie und Rob zogen erst 1960 nach Elmira. Als ich sie 1967 traf, gehörte es für sie und Rob schon seit längerem zur Routine, Freundinnen und Freunde zu ihren kleinen Freitagabend-Treffen einzuladen und es war an einem dieser Freitagabende gegen Ende 1968, als ich Ned traf, den Jane und Rob schon seit etwas mehr als einem Jahr kannten.
In der Geschichte organisiert Lounze dieses Treffen aus ihren eigenen verborgenen Gründen. Jane hatte in keinerlei Weise irgendein Treffen zwischen Ned und mir
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