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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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flankiert von tatsächlich arbeitenden Yankee-Druckern vorbeimanövrieren, die an Tabakpfeifen sogen und sich in einem echten Yankee Back- und Steuerborddialekt unterhielten. Der Geruch von Tinte und Maschinenöl, von Tabakrauch und Druckerschwärze erfüllte den Raum. Ich war soeben durch die Himmelspforten getreten. In diesem Moment wäre ich gestorben, nur um hier bleiben und den Boden mit meinem Hochschuldiplom aufwischen zu dürfen.
    Houghs Büro bestand aus einem Kapitänssessel und einem Pult mit Rollverschluss, auf dem buchstäblich halbmeterhohe Papierstapel standen, die gerade noch eine Schreibfläche von der Größe eines gelben Notizblocks frei ließen. Henry war Anfang Siebzig, klein und schlank, mit hellen blauen Augen, die mich auf eine freundliche und einnehmende Art betrachteten. Erst viel später, als ich Janes eigene Nähe zum Berühmtsein in Amerika mitverfolgen konnte, realisierte ich, dass er wahrscheinlich vor mir schon tausendmal schmachtende Hochschulabgängerinnen, die sich nach einem Job bei der Gazette verzehrten, hatte abwehren müssen.
    Ich stellte mich vor. „Ah,“ sagte er. „Die eifrige Reporterin, die eben am Telefon war.“ Er fragte mich, wie lange ich schon auf der Insel sei. „Seit gestern Abend,“ sagte ich, und wir lachten beide. „Ich mag sie,“ sagte er und bot mir eine Stelle als Gesellschaftsreporterin für Vineyard Haven an, für zehn Cents pro Zoll Kolumne, das Einzige, was er mir mitten im Winter offerieren konnte. Wahrscheinlich war jenen hellen Yankee-Augen mein anderer Umstand doch nicht entgangen. Ich akzeptierte, ohne zu überlegen und ohne genau zu wissen, was eine „Gesellschaftsreporterin“ war und entschuldigte mich dann, um ein Zimmer und ein Telefon zu finden, damit ich mit dem beginnen konnte, was auch immer eine Gesellschaftsreporterin tat, nämlich, wie sich herausstellte, Klatsch und Tratsch über Abendeinladungen und Partys von jenem Inselvolk zu sammeln, das gerne seinen Namen in der berühmten Lokalzeitung sehen wollte.
    Natürlich reichten zehn Cents pro Zoll Kolumne nicht aus, um Telefonrechnungen, Miete und Lebensmittel zu bezahlen und so ergänzte ich diese Stelle mit einer Reihe von anderen, soweit ich sie bei meiner ständig offensichtlicher werdenden Schwangerschaft überhaupt ergattern und behalten konnte. Ich putzte die Praxisräume von zwei Zahnärzten, die mich aber bald feuerten, weil mein Zustand „nicht passend für ein familiäres Umfeld sei“; arbeitete als Schreibkraft für einen der ersten Unternehmer, der in jenen noch unbelasteten Jahren vor dem Aufschwung mit der Parzellierung von Grundstücken begann; arbeitete in der Rechnungsabteilung des Krankenhauses und wurde prompt wegen meiner völligen Unfähigkeit, überhaupt irgendetwas richtig zu machen, gefeuert (ich hatte zum Beispiel Rechnungen an Leute versandt, die seit Jahrzehnten nicht mehr im Krankenhaus gewesen waren), führte die Western Union Telegramm-Station der Insel, deren Aufgabe unter anderem darin bestand, einsiedlerisch lebenden Koryphäen gesungene Telegramme zu übermitteln, und begann mich ins Gewebe der Vineyard-Gemeinschaft und in ein Leben einzufügen, das ich von dem Moment an geliebt hatte, als ich auf das Aussendeck der dunklen kalten Fähre getreten war.
    Ich bekam mein Baby am 22. April 1968 und gab es zur Adoption frei. Drei Tage nach der Geburt trafen meine Eltern auf der Insel ein, um mich zur Hochzeit eines Cousins in Rhode Island abzuholen. Ich sah, wie sie von der Rampe der Fähre herunterfuhren, nachdem ich etwa eine halbe Stunde zuvor das Spital verlassen hatte und gerade die Straße entlang ging. Als ich meine Hand hob, um ihnen zu winken, bemerkte ich, dass ich immer noch das Identifikationsschildchen des Krankenhauses am Handgelenk trug; ich zog so heftig daran, dass ich mich damit schnitt, bevor es zerbrach, und dann warf ich es in eine Mülltonne und winkte meine Eltern an den Bordstein heran, alles mit der gleichen eleganten Geste.
    Sie nahmen sich in der Nähe des Golfplatzes ein Zimmer, und wir spielten an jenem Nachmittag eine 18-Loch-Runde Golf. Ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie mich fett und müde fanden (sie hatten ja keine Ahnung!), sagte aber nichts. Beide waren voll bitterer Antipathie und belanglosem Gezänk über Fährenfahrpläne und Golf-Handicaps. Mein Vater trank zwei Liter Scotch Whisky pro Tag und begann bereits beim Frühstück damit. Meine Mutter hatte blaue Ringe unter den Augen und hielt ihr Gesicht in

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