APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
Überseele-Romane, überhaupt alles – ausgegangen war.
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Es ging nicht lange und ich brauchte Jane und Rob als Mittel, um den familiären Festtagsanlässen zu entkommen, wann immer es mir angeboten wurde, oder wenn ich es fertig brachte, ihnen eine Einladung abzuluchsen. Heiligabend und Silvester waren gute Tipps, manchmal auch das Erntedankfest. Sie lieferten mir eine Art alternatives Sippengefühl, vielleicht sogar die Version eines Ideals. Aber wenn ich heute zurückblicke, spüre ich, dass ich beide Gruppen mit einem heftigen und unausweichlichen Sehnen vermisse.
Es gibt ein Foto, das am Heiligabend 1975 im Haus meiner Tante und meines Onkels aufgenommen wurde. Dort sitze ich zwischen meiner Mutter und der Schwester meines Vaters auf einem Sofa und beide fletschen gegenseitig ihre Zähne in der charmanten Weise jener reizenden Cocktailstunde vor dem Abendessen, in der man einander grauenvolle Dinge in angenehmem, sogar scherzhaftem Tone sagt. Wie gewöhnlich schleppe ich ungefähr 12 Kilo Übergewicht mit mir herum und trage, vielleicht um die Festtagsatmosphäre zu betonen, einen wollenen Pullover mit Rundhalsausschnitt, gefütterte Wollhosen und grobe, handgestrickte Wollsocken und das in einem normalerweise auf mindestens 24 Grad geheizten Haus. Im Hintergrund des Fotos sieht man meinen Vater mit einem breiten, dümmlichen Grinsen auf dem Gesicht in seinem Lehnsessel schlafen – vielleicht war dies das Jahr, in dem er eine improvisierte Rasierdemonstration mit dem elektrischen Messer mit Elfenbeinhandgriff veranstaltete, von dem meine Tante und mein Onkel annahmen, es wäre eine so überaus elegante Geschenkidee. Oder vielleicht war es das Jahr, in dem mein Onkel eine Tirade über die Ekelhaftigkeit von Tieren vom Stapel ließ und dazu, um seine Behauptungen zu untermauern, viele äußerst plastische Beispiele anführte, unter anderem das eines bestimmten Zoogorillas, dem er einst zugeschaut hatte, wie er seinen eigenen Kot aufgefressen hatte. Verzweifelt bemüht, einigermaßen gleichgültig zu erscheinen und die Unterhaltung wieder auf eine muntere Spur zu bringen, versuche ich das Thema zu wechseln und sage: „Hei, komisch, dass du das sagst, denn gerade letzte Nacht hatte ich einen Traum über einen Gorilla“, worauf mein Onkel antwortet, dass, soweit es diesen angeblichen Zufall betrifft und alles andere, was ich hierzu zu sagen habe, ich diejenige sei, die voller Scheiße sei.
„Ich glaube überhaupt nichts davon, was du sagst,“ erklärt er mir freundlich, und meine Mutter lacht darüber, und auch ich lache und sobald es nur irgendwie möglich ist, verabschiede ich mich – höflich, da bin ich mir sicher – und flüchte in Janes und Robs Wohnung, wo wir, wie es meine Notizen beweisen, den Rest des Abends damit verbringen, sowohl Träume zu vergleichen (ein Teil meines Gorillatraums schloss auch Jane ein, die mit mir eine Straße entlanglief), und wir erzählen uns Geschichten über vulgäre Festtagsbemerkungen von Verwandten und listen zahlreiche Möglichkeiten der Vergeltung auf, die ebenfalls die bereits genannten Fäkalien und auch das Herumwerfen, Verbrennen, Zerschmettern oder Tarnen von damit gefüllten und mit Oliven verzierten Vorspeisen beinhalten.
Kam Sean an jenem Abend mit mir zu Jane und Rob? Ich erinnere mich nicht speziell daran (normalerweise blieb ich jeweils ungefähr bis Mitternacht, also lange über seine Schlafenszeit hinaus), obwohl er hie und da mitkam, wie auch in die ASW-Klasse. Das erste Mal, als der zwei- oder dreijährige Sean Jane für Seth sprechen hörte, brach er in ein manisches Kichern aus, stand auf und warf sein über alles geliebtes Kuscheltuch – eine große elektrische Wärmedecke – mit einer schnellen Bewegung wie ein fliegendes Zelt direkt über Janes Kopf, was jedoch ihre Trance nicht im Geringsten störte - Seth fuhr auch mit seinen Erklärungen weiter, als ich die Decke wieder wegzog und Janes Haare in einem knisternden, statischen Chaos um ihr Gesicht fluteten.
Aber wenn man diese Familienszene unter dem Weihnachtsbaum betrachtet und annimmt, dass alle jene Personen gut erzogen, belesen, am Geheimnisvollen interessiert und keineswegs in irgendwelche philosophische Verbindungen verwickelt, sondern an ein Familienleben gewohnt waren, das den gegenseitigen Austausch praktizierte, wie auch immer er durch die Cocktailstunde verzerrt werden konnte – wenn man das alles betrachtet, dann sind die seltsamen parallelen Fäden fast greifbar, die
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