APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)
des Gedichtes lautete wie folgt:
Du prügeltest mich mit Fäusten aus Worten,
du schlugst mich mit deiner Zunge,
du zerfetztest mich mit deinen Lippen,
bis meine Knochen in Blut aufwallten.
So ging es fünf Strophen lang weiter, ungebremst – mit jähzorniger und blutgetränkter Entrüstung. Ich rief Jane nochmals an und las es ihr vor. „Richtig,“ sagte sie, als ich damit fertig war. „Genau richtig – du hast es erfasst. Es ist wieder die Frauensache, Sue, siehst du es denn nicht? Diese Aufteilung.“ (Ich hatte nicht gewagt, die an meine schriftstellerische Arbeit gerichteten Beleidigungen zu erwähnen – und warum nicht? Weil ich mich nicht dagegen gewehrt hatte?) Über das Gedicht selbst sagte Jane nichts.
Inmitten von alledem – um vom unbewussten Überquellen zu sprechen – rief Jane mich eines Tages an, um mir etwas verlegen mitzuteilen, sie habe sich entschieden, ihr nächstes Buch Der Gott von Jane zu betiteln. „Meinst du, das ist zu gewagt?“, fragte sie mich. Ich sagte ihr, ich fände es einen absolut wunderbaren und dazu noch höllisch tollkühnen Titel, also die perfekte Kombination. „Ich hoffte, dass du das sagen würdest,“ lachte sie, und sobald ich das Telefon aufgelegt hatte, setzte ich mich hin und schrieb ein Gedicht als Antwort, das ich „Der Gott von Sue“ nannte. Einige Zeilen davon lauten wie folgt:
Sie liebt das Verlangen,
Sie liebt zu lieben,
doch selbst geliebt zu werden, nun ja –
so ist Sie sich
nicht immer sicher,
ob Sie den Menschen auch möchte, der damit kommt.
„Nicht schlecht,“ sagte ich zu mir selbst und ohne weiter darüber nachzudenken, schickte ich Jane eine Kopie davon. Sie fügte es dann in ihr Buch ein. „Ich freute mich sehr darüber,“ schreibt Jane in Der Gott von Jane , „dass jemand anderer so begeistert davon war und dass die Konzepte auf eine so höchst individuelle Art und Weise umgesetzt werden konnten.“ Aber dann fügt sie noch hinzu: „Sues Gedicht überraschte mich auch, weil es den Gott von Sue als eine Sie zeigte – was nur verständlich und beinahe ein feministisches Manifest war – aber wenn ich zum Beispiel an den Gott von Jane dachte, dachte ich an überhaupt keine geschlechtlichen Elemente.“
Diese Textstelle im veröffentlichten Buch lesend, erinnere ich mich gedacht zu haben… feministisches Manifest? Komm schon Jane – um Himmelswillen, wovon redest du denn da?! Was meinst du denn damit, dass du nicht an „sexuelle Elemente gedacht hast?“ Bockmist!
Nicht zum ersten Mal sah unsere jeweilige Kreativität mehr als das, was wir beide mit unserem bewussten Verstand wahrhaben wollten. Etwas später hatte ich schließlich eine Ausschabung, um die Monatsregel zu beenden, ohne jedoch damit das darunter liegende Problem zu lösen. Es brauchte noch viele andere Magie- und Erkenntnis-Tricks und auch ein paar weitere, damit verbundene körperliche Symptome, bevor ich zu verstehen begann, was ich mir selbst schon die ganze Zeit über gesagt hatte. Aber zu diesem Zeitpunkt war Jane bereits gegangen.
KAPITEL 11
Die ehrliche Beurteilung (autsch) und ähnliche gewagte Geschichten
Es war nicht so, dass wir nicht hie und da versucht hätten, diese Kluft zu überbrücken. Eines Tages, in der zweiten Wohnung, die Jane und Rob auf der gegenüberliegenden Seite des Flurs gemietet hatten, derjenigen mit dem riesigen Baum direkt vor den Fenstern des Raumes, in dem Jane ihr Arbeitszimmer eingerichtet hatte – sagte sie zu mir: „Komm, wir wollen mal total ehrlich miteinander sein.“
„Ehm, na ja,“ sagte ich, lächelnd, wie immer, wenn ich ein ungutes Gefühl hatte. „Sicher. Warum nicht?“
Jane zündete sich eine Zigarette an und stieß ein lautes und genauso unbehagliches Lachen aus. Sie war an ihrem Pult und ich saß vor ihr in einem grünen Aluminiumgartenstuhl; ich glaube, ich war mit ein paar ASW-Texten vorbeigekommen, die ich für sie abgetippt hatte. Es war ein Frühlingstag, ein paar Wochen, bevor sich die Flut vom 23. Juni 1972 durch das Tal des Flusses Chemung wälzen und eine Spur der Verwüstung durch Elmira und alle anderen Orte auf dem Weg hinterlassen und alles verändern würde.
Seit April dieses Jahres lebten der zweijährige Sean und ich in unserer eigenen Wohnung an der flussseitigen West Water Street, einen Häuserblock von Jane und Rob entfernt. Ich hatte eine Vollzeitstelle als Schriftsetzerin in einer Druckerei in Elmira. Zwar besaß ich kein Auto mehr, aber dafür waren mein Arbeitsplatz,
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