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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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gedacht wie an Felsbrocken, die vom Mond fallen könnten. Ich wohnte im Erdgeschoss eines gespenstischen alten Backsteingebäudes mit gewölbten Türen, einem gefliesten Foyer und einem großen Garten direkt neben dem steilen, mit Gras bewachsenen Damm. Zu einer früheren Zeit hatte sich im Haus neben meiner Wohnung (das 1972 von einem Ehepaar bewohnt wurde, das ebenfalls in Janes ASW-Klasse mitmachte) die Praxis meines Kinderarztes befunden – und meine Wohnung war früher die Praxis des Gynäkologen meiner Mutter gewesen, als sie vor achtundzwanzig Jahren mit mir schwanger gewesen war. Manchmal dachte ich über den unergründlichen Symbolismus hinter all dem nach. Aber es sollte noch viel unergründlicher werden.
    Ich liebte diese Wohnung – eigentlich war sie ja viel zu groß für Sean und mich, aber die Miete hielt sich in Grenzen und das Quartier war gleichzeitig lebhaft und gemütlich. Vielleicht ein wenig zu gemütlich, was meine Eltern betraf, denn sie hatten sich angewöhnt, unangemeldet und zu den merkwürdigsten Zeiten hereinzuplatzen – aber sie sorgten sich natürlich um uns, nicht wahr? Und dann kam einmal an einem Frühlingsnachmittag zu meiner großen Überraschung Jane völlig unangemeldet bei mir vorbei, und das machte alles wieder gut. Ich öffnete die Tür und da stand sie, in einer Jacke und mit einem breitkrempigen Hut, und lachte übers ganze Gesicht.
    „Hei, Sue-Belle,“ sagte sie, „ich war eben spazieren und dachte mir, ich würde mal bei dir hereinschauen.“ Ich bat sie in die Wohnung und sie plumpste in einen voll gestopften Sessel, der stabiler aussah als er war – sie sank praktisch in ihn hinein und ein Anflug plötzlicher Panik huschte über ihr Gesicht. Ich sagte etwas im Sinne von: „Dieser Sessel frisst ständig Leute auf, ich sollte wirklich ein Warnschild anbringen.“ Aber sie schien es gar nicht komisch zu finden – sie konnte sich nicht genügend bewegen, um sich bequem in das Ding hineinzusetzen, und ich war zu verlegen, um sie zu fragen, ob ich ihr helfen solle.
    Ein paar Minuten später entspannte sie sich ein wenig unbeholfen und wir plauderten eine Weile, dann stand sie auf – mühsam, aber selbständig – und sagte, sie müsse nun wieder an ihre Arbeit zurück, und dann ging sie. Vom Seitenfenster aus sah ich, wie sie die Straße entlangging, langsam und vorsichtig, aber trotzdem schwungvoll und lebhaft, die Hände in die Jackentaschen gesteckt.
    Ich war überglücklich – Jane war vorbeigekommen, um mich zu besuchen! Sie und Rob waren schon einmal hier gewesen, zusammen mit Maggie und Bill, aber dies hier erschien mir irgendwie freundinnenmäßiger, mehr von Gleich zu Gleich. Ich erinnere mich an Bilder, die mir durch den Kopf flitzten, Bilder von Jane und mir, wie wir auf den mit Bäumen gesäumten Straßen hin- und herstürmten, mit Manuskripten in den Händen und in ständigen Diskussionen über Szenen und Personen, Standpunkte, Dialoge und Lösungen, Vorschüsse der Herausgeber und Tantiemen! Alles das, was ich aus ihrer Mittwoch-Schreibklasse nicht herausholen konnte und was ich mir so sehr von ihr wünschte, viel mehr noch als das magische Gefühl der ASW-Klasse und die Perspektiven, die sie und ich in diesem Zusammenhang teilten (obwohl ich seltsamerweise genau im Frühling 72 während einiger Zeit nicht mehr in die Klasse ging, weil mir die meines Erachtens sklavische Verehrung einiger Leute unbehaglich war, aber vielleicht war ich auch nur eifersüchtig auf alle anderen, denen Jane ihre Aufmerksamkeit schenkte).
    Deshalb bestand meine Reaktion auf ihren Besuch nur in einer egozentrischen Freude, und ich übersah den Eisberg unter ihrer täuschend einfachen Bemerkung völlig, dass sie gerade eben mal spazieren gegangen sei. Wie sehr wünsche ich mir, ich hätte damals den Umfang ihrer Ängste wegen ihres körperlichen Zustands verstanden oder auch nur begriffen, wie schlecht es ihr überhaupt ging (mit gelegentlichen, aber nur vorübergehenden Verbesserungen) oder wie sehr sie sich nach einer positiven Ermutigung über die von ihr erreichten körperlichen Triumphe sehnte. Tatsache ist jedoch, dass ich kaum einen Schimmer davon hatte, nicht zuletzt, weil auch Jane selbst so zurückhaltend war, eine Einstellung, die sie zwar hinterfragte, an der sie gleichzeitig aber auch festhielt.
    „Ich nehme, verdammt noch mal, alles viel zu ernst,“ schreibt sie im April 1972 in ihr Tagebuch. „Alles, was ich habe, ist diese idiotische Steifheit – sie ist

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