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APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition)

Titel: APROPOS JANE ROBERTS - ERINNERUNGEN EINER FREUNDIN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan M. Watkins
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nicht so schlimm wie wir sie sehen – und Teufel noch mal, ich kann doch wirklich flexibel damit umgehen!“
    Etwa in dieser Zeit sagte mir Jane, dass sie ein gutes, stabiles Fahrrad suche, um hie und da damit herumzufahren, und so lieh ich ihr mein altes Schwinn-Rad aus; es hatte Fußbremsen und nur einen (Vorwärts-)Gang. Das Ding muss ungefähr gleich viel gewogen haben wie sie; der Sattel hätte ohne weiteres unter die „dicke Bertha“ aus der Jahrmarktbude gepasst, aber Jane warf einen Blick darauf und sagte, sie fände es wunderbar. 1 Ich nehme an, sie ist damit ein paar Mal in ihrem Hinterhof herumgefahren und Rob hat ihr dabei geholfen. Ich hatte einen famosen neuen Zehngänger, mit dem ich ab und zu zur Arbeit fuhr, und so dachte ich erst wieder an mein Schwinn-Rad, als es viel zu spät war.
    * * * *
    Wenn ich mich an jene Wochen vor der Flut zurückerinnere, kommt mir immer wieder der endlose Regen in den Sinn. Tage und Tage und Tage nur Regen. Zur Arbeit gehen im Regen, heimkommen im Regen, einkaufen im Regen, dem Regen Tag und Nacht zuhören. Natürlich begann der Fluss zu steigen, aber das war ja nur normal. Der Chemung hatte Elmira früher schon einmal überschwemmt, aber nun gab es ja alle diese stabilen Dämme, um uns zu schützen, nicht wahr? Ich rief Jane am Abend jenes 22. Juni an, und sie sagte mir, ich könne mit Sean zu ihnen kommen, wenn ich mich des Flusses wegen unsicher fühlte – eine unglaublich großzügige Einladung, wie ich erst viel später realisierte. Sie hatten zwei Wohnungen (eine davon wurde hauptsächlich als Janes Arbeitszimmer gebraucht) im zweiten Stock gemietet, aber soviel ich wusste, hatten sie nie jemandem Platz in ihrer Wohnung angeboten und schon gar nicht jemandem mit einem kleinen Kind.
    Ich dankte ihnen und sagte, nein, es sei alles okay, Sean und ich seien in Ordnung. (Meine Eltern hatten am Vormittag angerufen und vorgeschlagen, dass sie uns abholen würden und ich hatte auch zu ihnen nein gesagt.) Und so ging ich in jener Nacht zu Bett und war mehr darüber bedrückt, am nächsten Tag wieder im Regen zur Arbeit gehen zu müssen als über irgend etwas anderes.
    Irgendwann gegen Morgen erwachte ich eines unheimlichen Sirenengeheuls wegen, unterbrochen von bellenden Lautsprechern, die alle zur sofortigen Evakuation aufforderten. Ich stand auf und schaute zum Fenster hinaus. Es sah gar nicht so schlimm aus draußen – der Regen hatte etwas nachgelassen und eine blasse Morgensonne versuchte, die Wolken zu durchdringen. Die Sirenen und Lautsprecherstimmen entfernten sich, und fast wäre ich nochmals ins Bett gegangen. Sean schlief immer noch und ich musste erst in ein paar Stunden zur Arbeit. Den Befehl zur Evakuation zu befolgen kam mir gar nicht in den Sinn – ich sah dies als Panik von jemand anderem an, die mich überhaupt nicht betraf.
    Was mich letztlich aufschreckte, waren die kreischenden und knallenden Geräusche aus der Nachbarwohnung. Ich öffnete die Türe und sah, wie meine Nachbarn hin- und hereilten und Massen von Schallplatten in ihr wartendes Auto trugen. „Stell alles auf die oberen Regale!“, riefen sie mir zu, ohne innezuhalten. Ich verstand die ganze Aufregung nicht, entschloss mich aber, mal nach dem Fluss zu sehen; Sean lag immer noch schlafend in seinem Kinderbett. Ich schlenderte erst zum Damm hinunter und dann den kurzen steilen Abhang wieder hinauf, um zu sehen, worum es überhaupt ging.
    Und nun konnte ich wirklich mehr als ein Auge voll nehmen. Das Flussbett war bis oben hinauf gefüllt und genau auf der gleichen Höhe wie meine Zehen, ja das Wasser leckte schon fast liebevoll am Gras. Und von dort weg breitete sich der Fluss einfach nur wie eine endlose silberne Ebene im Morgengrauen über das ganze südliche Elmira aus. Und dann rauschte ein dreistöckiges Haus an mir vorbei und krachte in die Brücke. Ich erkannte das Haus; es war eines, das ich beim Vorbeifahren oft bewundert hatte – meilenweit weg, weiter oben am Fluss, auf dem Weg zum Einkaufszentrum. Nun beobachtete ich, wie es von der Gewalt des Stromes unter die Brücke gezogen und zu Kleinholz zerschmettert wurde.
    Im gleichen Moment realisierte ich, dass ich ein Geräusch hörte – ich wusste nicht, was es war; es schien den ganzen Himmel zu erfüllen. Ich schaute auch tatsächlich nach oben und versuchte, es zu lokalisieren. Es war wie ein gewaltiger Wind, der durch einen Wald toste. Und noch immer begriff ich nicht, was los war. Alles, was ich tun konnte, war dort

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