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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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Mosel einzunehmen.
    Die Zufahrt von der Luxemburger Straße in die Diedenhofener Straße war mit einer mobilen Schranke und rotweißen Warnbaken abgesperrt, vor der zwei Männer in Feuerwehruniform standen. Auf der Gegenfahrbahn kam Gabi eine Kolonne von Lastwagen entgegen, die im Stop and Go vorwärts drängten. Erst als sie das Blaulicht auf das Autodach gesetzt hatte, bequemten sich die Feuerwehrleute sie durchzulassen, indem sie die Schranke ein Stück zur Seite schoben.
    Die Straße führte geradewegs Richtung Mosel an Lkws, Kleintransportern und Sattelschleppern vorbei. In der Sackgasse zur Staustufe, an der die Straße nach rechts zu der großen Tabakfabrik abzweigte, stand bereits das Wasser. Es war wohl nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis der Fluss das Industriegebiet überschwemmen würde.
    Etwas weiter erblickte Gabi Fürst in einem verglasten Wartehäuschen an einer Bushaltestelle. Er trug einen gelben Friesennerz und interviewte eine der dort wartenden Frauen.
    Als Gabi ihren Wagen neben dem Smart von Tele Mosel auf dem durchgeweichten Grünstreifen parkte, fragte sie sich kurz, ob sie das Auto nachher hier wieder raus bekäme.
    Der Regen perlte vom Dach über die Seitenscheiben des Wartehäuschen. Beim Lärm der nebenan immer wieder anfahrenden und bremsenden Schwerlaster war kaum zu verstehen, was die Dame in breitem Trierer Dialekt in das aus einem weiten Ärmel von Fürsts Regenjacke ragenden Mikrofon zum Besten gab. Gabi musterte derweil die gelben Gummistiefel und den Regenhut mit der breiten Krempe über der Stirn des Chefs von Tele Mosel.
    Von der Straßenseite gegenüber rief ein Trucker etwas herüber, was weniger hilfsbereit als frech klang. Gabi begnügte sich mit dem Gedanken, ihm den Mittelfinger oder das Futteral ihrer Waffe zu zeigen.
    Nachdem Fürst das Interview beendet hatte, schaltete er das Mikrofon ab und steckte es in seine Tasche. Er hatte Gabi herankommen sehen und versuchte erst gar nicht, ihr eine Frage zu den Ermittlungen im Fall Bröding zu stellen.
    »Was kann ich für Sie tun?« Das Lächeln wollte ihm nicht so recht gelingen.
    »Wir wissen, dass Bröding Sie mit Material versorgt hat.«
    »Aha.«
    »Was sagen Sie dazu?« Gabi wiederholte ihre Frage, weil ein Laster nebenan mit viel Gas anfuhr.
    »Quit pro quo.«
    »Wie bitte?«
    »Das heißt so viel wie …«
    Gabi mühte sich nicht ihre Gereiztheit zu unterdrücken. »Ich habe auch das Schweigen der Lämmer gesehen.«
    »Wie bitte?«
    Gabi dämmerte da was. Sie hätte sich wohin beißen können, dass sie nicht vorher darauf gekommen war. Bröding hatte die Infos womöglich anonym an Tele Mosel geschickt.
    »Dann wollen Sie uns nicht preisgeben, von wem die Informationen stammen, mit denen Sie die Öffentlichkeit versorgen?«
    »Ich dachte, Sie hätten gerade Bröding als Absender …«
    »Können Sie das definitiv bestätigen«, unterbrach sie ihn. »Auch unter Eid, haben Sie …«
    »Nun aber mal halblang bitte. Bei Tele Mosel wird selbstredend alles auf den Wahrheitsgehalt geprüft, bevor es gesendet wird. Und der Schutz von Informanten ist uns heilig … wenn es sein muss auch über den Tod hinaus.«
    »Also doch Bröding?« Wenn er so dumm war, wie sie annahm, fiel er darauf herein und hielt ihre Befragung für einen Bluff.
    »Das habe ich damit nicht gesagt.« Fürst schob den Ärmel seines Anoraks hoch und schaute auf seine protzige Uhr. »Ich muss weiter.«
    Walde nahm die hintere Treppe zum Hof. Als er zu Grabbe in den Wagen stieg, blickte er nicht mehr zum Gebäude zurück. Grabbe hätte es vorgezogen, Isabelle Neumann ins Präsidium zu bestellen, aber Walde schien Polizeipräsident Stiermann aus dem Wege gehen zu wollen. So fuhren sie zu Isabelle Neumanns Wohnung.
    In der Einfahrt zur Kanzlei überkam Grabbe ein Anflug von Übelkeit, den er, als er vor Walde die Stufen zur Haustür erklomm, als Symptom abzutun versuchte. Er war erleichtert, als auf das Klingeln schnell reagiert wurde. Im Vorbeigehen registrierte er auch das unbeschädigte Siegel an der Tür von Brödings Rechtsanwaltskanzlei.
    Isabelle Neumann erwartete sie oben in der Wohnungstür mit einem Lächeln und schien deutlich entspannter zu sein als vor zwei Tagen. Sie war mit einem Strickkleid mit Streifenmuster bekleidet, oder war es ein langer Pullover, den sie über einer dunklen Strumpfhose trug? Grabbe schnupperte ein wohlriechendes Parfüm, als er hinter ihr durch die Diele ging, wo diesmal alle Türen geschlossen waren. Gefolgt von

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