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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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Theobald-Mühle gegenüber hat es erwischt, aber wo ihr wohnt, könntet ihr noch gerade so Glück haben. Zumindest meint das Marie. Sie bekommt bei euch Asyl und hat das Auto schon gepackt.«
    »Und du?«
    »Ich räume vorsichtshalber noch ein paar Dinge aus dem Parterre nach oben und halte die Stellung.« Jo richtete sich auf, wobei er sich mit den Händen auf eine Stuhllehne stützte. »Hast du das Protokoll?«
    Walde gab ihm die Papiere. »Nach dem Lesen kommt alles in den Ofen!«
    Jo nickte.
    »Versprochen?«, hakte Walde nach.
    »Großes Ehrenwort.«
    Walde blieb kaum Zeit, an einem heißen Kaffee zu nippen, bevor er Doris und Marie den Umweg zurück in die Innenstadt beschrieb. Marie verfügte über die bessere Ortskenntnis und bot sich an, vorauszufahren.
    Wenige Minuten später ging Walde mit Annika an der Hand durch die dunklen Straßen des Stadtteils. Immer wieder musste er den Schirm gegen den aus westlicher Richtung wehenden Wind richten. Nach Doris, die mit der winkenden Mathilda vorbeigefahren war, hatte sich hier draußen keine Menschenseele mehr blicken lassen. Er fragte sich, ob die Bewohner vielleicht evakuiert oder vorsorglich zu Verwandten und Freunden geflüchtet waren, vorausgesetzt, die wohnten an höher gelegenen Orten. Annika trug einen Südwester, dessen Krempe im Rücken über die Kapuze ihrer Regenjacke reichte.
    »Müssen wir nicht geradeaus?«, fragte Walde, als Annika ihn nach links in Richtung Spielesplatz zog, den er gut kannte, weil er hier oft mit dem Rad unterwegs war. Da, wo der Moselradweg auf den Ort traf, ließ der Fluss das wuchtige Tor erzittern. Walde spürte, wie die gewaltigen Kräfte der Flut daran rüttelten. Ob er heute Nacht in einem der Häuser hier ruhig schlafen könnte? Wahrscheinlich nicht, allein schon aus Sorge um die Kinder. Hoch oben an der Mauer führten Stege aus Aluminiumrosten an der Landseite entlang. Zwischen den Ritzen einer Spundwand flossen bräunliche Rinnsale herunter. Walde war erleichtert, als sie den deutlich höher gelegenen Bahnhof erreichten. Jetzt erst fiel ihm auf, dass Annika, obwohl sie Stiefel trug, unterwegs in keine einzige Pfütze gesprungen war. Das Überangebot hatte ihnen wohl den Reiz genommen.

Montag
    Beim Betreten des Präsidiums kam es Gabi vor, als habe es die lange Babypause niemals gegeben. Gestern herrschte hier noch sonntägliche Ruhe. Heute schien alles wie immer zu sein. Das Nicken der Kollegen an der Pforte, der Geruch im Eingangsbereich. Im Treppenhaus vereinigten sich fernes Türenschlagen, Gespräche und Rufe, ratternde Drucker, rauschende Funkgeräte und läutende Telefone zu einem hohen Summen.
    Kaum hatte sie ihr gemeinsames Büro betreten, bestürmte sie der bereits aufgekratzt wirkende Grabbe, indem er sie aufforderte, sich umgehend eine Korrespondenz anzusehen, die er in Brödings Rechner gefunden habe.
    Um sie am Lesen zu halten, brachte er ihr sogar unaufgefordert einen Becher Kaffee, schwarz und ohne Zucker und ohne Fragen zu stellen. Früher hatte er sich nie merken können, wie sie ihren Kaffee mochte.
    Was sie währenddessen las, waren Liebesbriefe, mal mehr, mal weniger originell, teils mit banalen Alltagsschilderungen durchsetzt, vom Tenor her aber eindeutig und oft auch sehr romantisch. Sie wurden ausgetauscht zwischen Thomas Bröding und einer gewissen Isa.
    Kaum hatte sie die Mappe zugeklappt, fragte Grabbe: »Was sagst du dazu?«
    »Wenn ich es in drei Worten ausdrücken sollte: Brieffreundschaft mit Hautkontakt.«
    »Das … das trifft die Sache auf den Punkt.«
    »Und die Frau ist Isabelle Neumann?«
    »Ich höre die Tigerin über mir schleichen … gleich komme ich zu dir hoch in deine Höhle«, zitierte Grabbe aus seinen Notizen. »Das klingt für mich eindeutig.«
    »Sie hat Samstag in der Früh die Polizei angerufen«, sagte Gabi, »und du warst später bei ihr und hast sie befragt?«
    »Sie wirkte ein wenig mitgenommen, aber ich habe natürlich nicht von ihr wissen wollen, ob sie mit dem Mordopfer intim war. Sie hat mir erzählt, dass ihr Ehemann in Berlin arbeite und übers Wochenende auf einem Kongress in Österreich sei, ich glaube, es war Wien, aber das ist noch nicht alles.«
    »Hatte Bröding noch eine weitere Geliebte?«, fragte Gabi.
    »Nein, jedenfalls gibt es dafür keine Anhaltspunkte, aber da ist noch eine zweite Sache. Er scheint der Presse gezielte Tipps über verschiedene Leute gegeben zu haben, Presse ist vielleicht übertrieben. Fürst von Tele Mosel war der alleinige

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