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Aqua

Aqua

Titel: Aqua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martini
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ausstehen konnte. Wenn sie ihm in Gegenwart von anderen, in diesem Fall wildfremden Leuten, Dinge vorhielt, die sie sich nicht traute, ihm unter vier Augen zu sagen.
    »Die paar Marmeladengläser wirst du mit den Kindern schon noch in Sicherheit bringen können. Außerdem hatten wir noch nie Wasser im Keller.«
    »Möchtest du was trinken?« Sie schien sich zu besinnen.
    Tee oder Wasser gab es auf der Station. »Ein Apfelsaft wäre gut.« Damit wäre er sie eine Weile los.
    »Tut mir leid, dass wir Sie in dieser Situation aufsuchen müssen«, sagte Walde, nachdem Frau Hansen das Zimmer verlassen hatte. Er und Gabi hatten ihre Stühle ans Bett geschoben, nachdem sich Hansen dort mit viel Mühe wieder niedergelassen und das Rückenteil auf eine ihm halbwegs bequeme Position gefahren hatte.
    »Sie tun nur Ihren Job, so wie ich meinen erledigt habe.«
    »Wir sind nicht wegen der Rettungsaktion hier, zu der ich Ihnen gratulieren möchte.«
    »Ich habe mich auch schon gewundert, was die Polizei in dem Zusammenhang zu ermitteln hätte.«
    »Es geht im weitesten Sinn um Ihr politisches Engagement. Wir versuchen, uns im Zuge der Ermittlungen im Fall Thomas Bröding ein Bild von seinem Lebensumfeld zu machen.« Walde sah, wie sich Hansens Gesichtszüge anspannten.
    »Ich hatte mit dem Mann persönlich so gut wie nichts zu tun.«
    »Das stellt sich für uns ein wenig anders dar«, Gabi beugte sich vor. »Sie sind einer der Mitbegründer der Bürgerinitiative gegen das Pumpspeicherwerk, für das sich Thomas Bröding eingesetzt hat.«
    »Das ist richtig, aber es ging mir immer noch um die Sache und nicht um die Person Thomas Bröding. Das ist im Gemeinderat genauso. Ich bin eigentlich ein Grüner, aber bei uns im Ort habe ich für die Freien kandidiert, die auch den Ortsbürgermeister stellen. Kommunalpolitik hat wenig mit großen Ideologien zu tun, da geht es um Sachzwänge vor Ort, da spielt es letztlich keine Rolle, ob man rot, grün, schwarz oder gelb ist.«
    »Im Großen und Ganzen erscheint mir ein Pumpspeicherkraftwerk, in dem die von Windkrafträdern und Solaranlagen erzeugte Energie gespeichert wird … ökologisch vertretbar bei den Alternativen, die sich bieten.« Walde bemerkte, wie ihn Gabi verwundert anschaute.
    »Ich bin vielleicht ein bisschen naiv«, sagte Hansen. »Da oben, wo der Stausee gebaut werden soll, stehen meine Bienenstöcke von Frühjahr bis Herbst, das ist wirklich ein schönes Fleckchen Erde. Und da hab’ ich vielleicht auch ein wenig nach dem Sankt-Florians-Prinzip gehandelt,Gott, verschone unsere Landschaft, lass dieses Pumpspeicherwerk woanders errichtet werden’.«
    »Aber so ganz auf Gott haben Sie sich dann doch nicht verlassen?«, klinkte sich Gabi in das Gespräch ein. »Und Geld von Klaus Holtzer angenommen?«
    »Ein bisschen klar war mir schon, was Holtzer da mit der Spende im Schilde führte. Am Anfang hat so eine Bürgerinitiative ja nix in der Kasse. Ohne Plakate, Flyer, Porto, Telefon und und und wird man nicht bekannt, bekommt man keine Mitglieder und kann auch keine Beiträge sammeln.«
    »Und Spenden.« Gabi schaute auf ihre Uhr.
    »Das Geld von Holtzer war für mich praktisch eine Anschubfinanzierung. Wenn wir sie zurückgezahlt hätten, als Geld reinkam, wäre es gut gewesen, aber wir konnten natürlich jeden Euro gebrauchen. Für Werbung kannst du unendlich viel Geld ausgeben. Und die Riesenschilder da oben auf dem Gelände haben viel Aufmerksamkeit gebracht, auch das, was man nur von oben sehen konnte. Die Presse ist darauf eingestiegen. Luftaufnahmen wurden gemacht. So wurde der Bevölkerung auch erst klar, wo die Anlage überhaupt gebaut werden soll.«
    »Als rauskam, dass Sie Geld von Holtzer genommen haben, also praktisch von einem Konkurrenten, der ebenfalls ein Pumpspeicherwerk plant, war es mit Ihrer politischen Karriere vorbei.«
    »Was heißt schon politische Karriere? Als Mitglied im Gemeinderat eines kleinen Dorfes und als kleiner Akteur in einer Bürgerinitiative?«
    »Zumindest mit Ihrer Reputation und Glaubwürdigkeit.«
    »Ich wurde ja auch wegen des Rettungsbootes angefeindet, das ich angeblich zu meinem privaten Vergnügen angeschafft hatte.«
    »Und für das Sie das fehlende Geld aus der Kasse der Bürgerinitiative genommen haben.«
    »Zweckentfremdet … ja, das war auch nicht geschickt von mir. Im Nachhinein …«, er zuckte zusammen und schaute dann hoch zu der Flasche, in der die Infusionsflüssigkeit zur Neige ging. »Jetzt weiß ich das auch besser …

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