Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
Vom Netzwerk:
müde zurück. Levent lächelte. Ich schaute ihn erwartungsvoll an. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und beugte sich nach vorn, Ellbogen auf den Knien, und holte tief Luft.
    „Hast du eine Ahnung, warum du hier bist?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich habe etwas gesehen oder gesagt, was ich nicht hätte tun dürfen. Es hat mit Ethan Waterman zu tun. Er ist mit seiner Firma in irgendwelche krummen Geschäfte verwickelt. Wahrscheinlich lebt er unter einer falschen Identität.“ Levent schaute mich ernst an. „So könnte man es auch nennen. Ethan, wir nennen ihn übrigens Shark, ist dir schon seit Langem auf der Spur.“
    Ich dachte verwirrt nach. Wir kannten uns doch gerade mal zwei Wochen. „Ich hatte bis vor Kurzem keine Ahnung, dass wir überhaupt in derselben Stadt wohnen. Wir hatten uns bis dahin noch nicht einmal getroffen“, stammelte ich entgeistert.
    „Nur weil er es nicht wollte.“
    Ich blinzelte nur.
    Levent lehnte sich zurück. „Ist dir nie etwas seltsam an ihm vorgekommen?“
    „Es gab ehrlich gesagt wenige Dinge, die mir an ihm normal erschienen.“
    „Du hast ihn einmal im Wasser gesehen.“ Er sagte das wie eine Feststellung und nicht wie eine Frage. Woher wusste er das?
    Ich erinnerte mich wieder an den Tag am See, die Sonne, den Duft von frischem Gras, das flimmernde Licht. Ich erinnerte mich, wie ich mich über den Rand des Pools gebeugt hatte. Ich erinnerte mich an den Schock, als ich menschliche Körper in unglaublicher Geschwindigkeit und Anmut sich in der Tiefe bewegen sah. Das fast tänzerische und perfekt aufeinander abgestimmte Miteinander für Minuten. Keiner der Schwimmer brauchte Luft. Es war faszinierend schön und komplett unwirklich gewesen. „Ich verstehe es bis heute nicht“, sagte ich leise. „Es war absurd. Er und die anderen bewegten sich wie Fische im Wasser. Es wirkte so natürlich und normal.“
    Levent sah mir direkt in die Augen. „Sie haben sich wie Fische im Wasser bewegt, weil das ihr Ursprung ist. Shark ... Ethan, Venus, Andrew und die anderen, sie kommen aus dem Wasser. Es ist ihr Element.“
    „Ich verstehe nicht ...“ Woher kannte er sie alle?
    „Wir alle kommen aus dem Wasser. Die zunehmende und beschleunigte Bedrohung unseres Lebensraumes hat uns in den letzten Jahrzehnten gezwungen, nach Alternativen zu suchen. Die meisten von uns haben sich gegen die gewandt, die ihr Leben bedrohten.“ Er hielt kurz inne. „Wir bewohnen eure Körper.“
    Ich sah ihn fassungslos an. „Wen willst du hier eigentlich verarschen, Levent?“
    Aber Levent lachte nicht. Er wirkte ernst. Todernst. Ich lachte kurz auf. Selbst für mich klang es hysterisch. Was hatte er da gesagt? Ich wollte etwas sagen, aber mein Geist produzierte zu viele Gedanken auf einmal. Mein Mund blieb stumm.
    „Ich komme auch aus dem Wasser und habe mir diesen Körper ausgesucht. Genauer gesagt, hat jemand ihn für mich ausgewählt. Ethan hat als Erster von uns ein Verfahren auf der Erde entwickelt, mit dem wir die richtige DNA für jeden von uns bestimmen können. Nur dann können wir einen Körper dauerhaft übernehmen.“
    Ich saß einfach nur da und hörte zu. Jederzeit bereit überzuschnappen.
    „Seit zwanzig Jahren verlassen wir die Meere und bevölkern unbemerkt die Erde.“ „Aber ich bin ich, und mein Körper gehört mir“, stammelte ich.
    „Das stimmt. Aber du bist einer der letzten ... Menschen“, fügte er leise hinzu. „Und das macht dich einzigartig.“
    Einzigartig. Jetzt verstand ich plötzlich. Wie ein Puzzle fügten sich all die verstreuten Teile zusammen. Ich saß da wie versteinert. Ich hörte Levents Worte, verstand sie und glaubte doch nichts davon.
    Dumpf vernahm ich Levents Stimme: „Ethan ist einer der Besten von uns. Wir nennen ihn Shark, weil er die letzten Exemplare eurer Rasse ausfindig macht und uns zur Verfügung stellt. Es gibt wesentlich mehr von uns als von euch. Wobei die explosive Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre uns zugutekam. Ethan besitzt einen unglaublichen Instinkt, um die Letzten unter euch ausfindig zu machen. Ein Hai: Hat er einmal die Spur des Blutes aufgenommen, kann ihn niemand mehr stoppen.“
    „Er hat mein Blut getestet.“ Die Erkenntnis kam mit der Erinnerung. Seine Küche, die Plastiktüte, in welche er das mit meinem Blut befleckte Tuch gesteckt hatte. Das war es, was mir damals keine Ruhe gelassen hatte.
    „Shark hatte schon lange vermutet, dass du noch Mensch bist, aber die letzte Gewissheit bekam

Weitere Kostenlose Bücher