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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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Komplimente. Sonst fahre ich die viertausend Kilometer postwendend zurück, nur um mich umbringen zu lassen.“ Ich war gereizt.
    Er lachte. „Ich habe gehört, dass du Sinn für Humor hast. Es war eine lange Reise. Ich freue mich, euch zu sehen. Kommt mit!“
    „Wo sind wir hier?“
    „In Costa Rica!“
    Damit legte er mir ganz selbstverständlich die Hand auf die Schulter und dirigierte mich vom Fluss weg. Cem und Carlos folgten. Jetzt verstand ich auch, warum der Steg noch weiter in den Wald hineinführte: Unter den Planken sah ich Abertausende von handtellergroßen Krabben, die das nahe Ufer säumten. Das geballte Vorkommen dieser Tiere rechtfertigte durchaus den Namen Kolonie. Wenn hier so viele Tiere nah am Ufer lebten, musste das Wasser sauber sein. Erst nach ein paar Metern war so etwas wie Waldboden zu beiden Seiten des Stegs zu sehen. Die endlos langen Luftwurzeln würden das Gehen auf diesem nachgiebigen Untergrund schwierig machen. Der Duft nach Flusswasser und feuchter Vegetation war überwältigend. Wasser, überall Wasser. Ich hasste Wasser, und hier gab es so gut wie nichts anderes.
    Nachdem wir unter dem kleinen Pavillon hindurchgelaufen waren, konnte man das Haupthaus gut erkennen. Es handelte sich um einen quadratischen Holzbau mit hohem Spitzdach. Das Haus lag wiederum etwas erhöht und war von einem Geländer umgeben. Es gab keine Fenster. Im Innenraum, der circa neun mal neun Meter maß, stand ein riesiger Tisch, der aus Baumstämmen gefertigt war, sowie einige einfache Stühle, die schon bessere Zeiten gesehen hatten. In der hinteren Ecke war eine kleine Küchenzeile abgetrennt, die aus einem Gasherd und einer Spüle bestand. Auf dem Boden lag eine große Matratze, die mit einem bunten Stoff bezogen war. Zerknäultes Bettzeug lag achtlos darauf hingeworfen. Am Ende des Raumes führte eine Treppe nach oben.
    Ich duckte mich, um einem etwa faustgroßen, grün schillernden Käfer auszuweichen, der ansonsten an meine Stirn geprallt wäre. Es war abzusehen, dass ich den größeren Schaden davongetragen hätte. Im Vorbeifliegen gab das Tier ein Geräusch von sich wie der Motor eines Kleinwagens. Vor Schreck hatte ich leicht aufgeschrien. Ich war noch keine fünf Minuten da und hasste diesen Ort schon jetzt!
    Carlos und Cem machten es sich auf den Stühlen bequem, nicht ohne vorher zwei Flaschen Bier aus einem Kasten genommen zu haben. Levent wandte sich mir zu und fragte: „Soll ich dir dein Zimmer zeigen?“
    Anstatt einer Antwort schaute ich mich bedeutungsvoll um. Es gab hier nur ein Zimmer. Die Frage entbehrte also nicht einer gewissen Komik.
    „Nein, nicht hier“, beeilte sich Levent zu sagen. Wir verließen das Holzhaus durch den Hinterausgang und gingen drei Treppenstufen zu einem kleinen Pfad hinunter, der noch weiter in den Wald führte. Dort standen zwischen Bäume gezwängt zwei kleine Steinhäuschen. Levent öffnete die Tür zu einem der beiden. Es gab zwei Zimmer darin, jeweils mit einem Bett. Die Räume maßen vielleicht drei mal vier Meter. Ein kleines Fenster ließ jeweils ein Minimum an dämmerigem Licht herein – auch hier hatte der aufmerksame Architekt auf Scheiben verzichtet. Die spartanische Einrichtung hatte ich nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Meine ganze Aufmerksamkeit wurde von bierdeckelgroßen Spinnen gefesselt, die in größeren Abständen regungslos auf Wänden, Decke und Boden saßen. Ein paar Exemplare hatten es sich auf dem Bett bequem gemacht.
    Wortlos verließ ich das Zimmer. Levent trat mit fragendem Gesichtsausdruck hinter mir heraus. „Nein“, sagte ich nur.
    „Was nein?“, fragte Levent zurück.
    „Nein zu allem. Wo schläfst du?“
    Levent runzelte die Stirn. „Im Haupthaus. Komm, ich zeig es dir.“
    Wir liefen den Weg wieder zurück. Im Haupthaus waren Cem und Carlos in eine Unterhaltung verwickelt. Sie warfen uns nur einen kurzen Blick zu, als wir wiederkamen.
    „Nach dir“, erklärte Levent mit ausgestreckter Hand.
    Ich stieg die Treppe zum Dachboden hoch. Das Zimmer über dem Hauptraum war riesig und die Deckenhöhe in der Mitte enorm. An den Seiten zog sich das Dach fast bodentief herunter. In ein paar Nischen, die durch die Dachbalken entstanden waren, hingen Hängematten. Eine davon zeigte mir Levent. Sie war mit einem großzügigen Moskitonetz ausgestattet und schien darüber hinaus sehr geräumig zu sein. Eine bunte Decke und ein weißes zusammengeknäultes Laken lagen darin. Nicht dass ich bis dato Erfahrungen mit Hängematten

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