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Aqualove

Aqualove

Titel: Aqualove Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nola Nesbit
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und eure eigene Umwelt gefährdet. Eure Umwelt war aber auch unsere. Wir konnten nicht länger tatenlos zusehen. Wir haben euch nicht vernichtet, sondern uns für einen viel humaneren Weg entschieden.“
    „Ich halte ‚human‘ für einen völlig unpassenden Ausdruck in diesem Zusammenhang. Außerdem passt es mir nicht, mit Schädlingen verglichen zu werden.“
    „Es war ein Bild, nur ein Bild, Nia. Ihr habt unsere Welt verunreinigt, verseucht. Ihr habt unser Leben in Gefahr gebracht.“
    „Also wird Umweltverschmutzung jetzt mit dem Tod bestraft?“
    „Wir töten niemanden. Ich würde es eher als Transzendenz bezeichnen.“
    „Das würde ich vielleicht auch, wenn ich wüsste, was es heißt. Ethan, du machst dir etwas vor! Ihr wart von uns abhängig, ohne dass wir es wussten. Ihr habt uns einfach die Beziehung aufgekündigt, von der wir Menschen nicht mal wussten, dass wir sie hatten. Definitiv und unumkehrbar.“
    „Wir haben nichts aufgekündigt, wir haben uns mit euch verschmolzen.“
    „Ich stelle nur ungern dein naives Weltbild infrage, aber das war keine Verschmelzung, das war eine Vergewaltigung. Gibt es bei euch nicht so etwas wie Verhandlungen? Wir wussten doch gar nichts von eurer Existenz.“
    „Hätte dieses Wissen euer Handeln beeinflusst?“
    „Gute Frage. Ich weiß es nicht, aber vielleicht schon.“
    „Vielleicht hättet ihr uns wie andere Ureinwohner unterworfen, vertrieben und vernichtet.“
    „Mein Gott. Du redest darüber mit einer historischen Arroganz und moralischen Gewissheit, die schon fast biblische Ausmaße annimmt.“
    „Nein. Das hat nichts mit Arroganz, sondern mit Überlebensinstinkt zu tun. Es war im Übrigen der Konsens in unserem Volk.“
    „Seit wann ist das, was der Masse gefällt, gut? Und falls du dich jetzt hinter sozialen oder kulturellen Argumenten verstecken willst: Du, du allein hast Geld damit verdient! Ganz menschliches Geld.“
    „Das war nur ein Nebeneffekt.“
    „Ach! So nennt man persönliche Bereicherung in astronomischen Ausmaßen heute also.“
    Mein Kommentar klang vernichtend. Das hoffte ich zumindest.
    „Und im Übrigen: Was ist mit mir?“, setzte ich nach.
    Ethan schwieg.
    „Was ist mit mir?“, insistierte ich.
    „Da wird die Sache kompliziert.“
    „Vorher war alles ganz einfach?“
    „Ich hatte vorher nie Gewissenskonflikte. Es wurde zunehmend schwieriger, aber jetzt, das gebe ich zu, empfinde ich es als Bedrohung, dass jemand deinen Körper bewohnen sollte.“
    Da war er wieder. „Was du nicht willst, dass man dir tu ...“
    „... das füg auch keinem andern zu. Der kantsche Imperativ? Ja, es stimmt: Ich will dich. Nur dich.“
    „Man sagt, Einsicht sei der erste Weg zur Besserung.“
    „Ich glaube, dafür ist es jetzt zu spät.“
     
    „Als ich dich kennenlernte, war ich nicht darauf vorbereitet, wie direkt du sein würdest. Mit mir hatte seit Ewigkeiten niemand mehr so gesprochen. Du konntest Wasser nicht ausstehen. Es war, als würdest du mich provozieren. Alles, was mir wertvoll erschien, war dir unwichtig. Du warst ein verzauberter Kobold, so klein und dunkel, angstfrei und respektlos. Du hast nie viele Worte gemacht, und wenn, fand ich das, was du sagtest, überraschend komisch und einleuchtend. Ich spreche bewusst in der Vergangenheitsform.“
    Seine Frechheit quittierte ich mit einem Kniff in seinen Oberschenkel.
    „Autsch!“
    „Wenn du mir weiterhin zweifelhafte Komplimente machst, sprechen wir bald von dir in der Vergangenheitsform.“
    „Wie du wahrscheinlich schon vermutet hast, bin ich durch den Abgleich deiner Meldedaten das erste Mal auf dich aufmerksam geworden. Aber es gibt immer wieder falschen Alarm. Ein Buchstabe zu viel, eine Zahl zu wenig, meistens klärt sich das auf. Aber bei dir klärte sich nichts auf. Keelers Interviewanfrage bot die Gelegenheit, auf die ich schon lange gewartet hatte. Es gibt nicht mehr viele Menschen hier in den Staaten. Vielleicht noch zehntausend. Jedes Mal, wenn ich glaube, einen gefunden zu haben, bedrückt und belebt mich das gleichzeitig. Am Anfang war es so leicht, jetzt plagen mich Zweifel.“
    „Warum? Was hat sich geändert?“
    „Am Anfang war es die einzige Möglichkeit für uns zu überleben. Es waren nur einzelne Menschen, und wir waren in der Testphase. Dann lief alles hervorragend, und es wurden mehr und mehr. Damit möglichst viele von uns das Wasser verlassen konnten, mussten neue Lösungen gefunden werden. Da ich unter den Ersten war, die einen menschlichen

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