Aquila
Gesicht. »Gib’s zu …«
»Mach dich nicht lächerlich. Ich habe den Kaffee aus ganz besonderen Bohnen gebraut, die ich gestern gekauft und heute früh zu Hause gemahlen habe. Teures Zeug.«
»Schmeckt komisch. Besondere Bohnen?«
»Kona Java Supreme, glaube ich. Mit einer Spur Zimt. Für Feinschmecker, und daher völlig an dich verschwendet. Mir haben schon etliche gesagt, dass es ihnen schmeckt.«
»Ich nicht«, seufzte Brennan und ließ sich in dem bequemen Ledersessel nieder, der noch aus den Zeiten von John Harvard stammte. »Ich habe gestern Abend die Polly-und-Colin-Show gesehen.« Er nippte an seinem Kaffee, runzelte die Stirn und schnüffelte an der Tasse wie ein wachsamer Hund.
»Ich auch. Ziemlich deprimierend. Die Frau ist eine Katastrophe.«
»Sie ist umwerfend. Die Katastrophe bist du! Was für ein Spießer! Das Mädchen macht nur seine Arbeit.«
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»Mädchen? Dass ich nicht lache! Und Arbeit? Ha, ha …«
»Hast du ihr erzählt, was du über Davis weißt?«
»Du machst wohl Witze. Das geht sie nichts an – denk mal nach.«
»Du kannst es jedenfalls nicht für dich behalten. Zimt? Das Zeug schmeckt nach Majoran. Oder Salbei. Oder nach etwas, das normalerweise nicht in Kaffee gehört.«
»Ich rufe die Polizei von Brookline an, die Jungs, die mich hier befragt haben.« Er gähnte. »Ich habe bis drei gelesen.«
»Du brauchst ’ne Frau.«
»Hat dir wahnsinnig viel gebracht.«
»Zeitweilig.«
»Natürlich …«
Es klopfte. »Herein«, sagte Chandler.
Zwei Männer traten ein und schauten sich neugierig um. Der eine blinzelte kurzsichtig hinter seiner Nickelbrille. Er sah aus wie fünfzig und hatte einen mitfühlenden Gesichtsausdruck.
»Professor Chandler, haben Sie einen Augenblick Zeit?«
»Worum geht’s denn?«
»Polizei«, erklärte er. »Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen.« Er sah Brennan an. »Wenn wir Sie vielleicht bitten dürften …«
»Bleib da, Hugh. Wenn es um Bill Davis geht, sind Sie ein bisschen spät dran. Ich habe neulich schon mit Ihren Leuten –«
»Genau darum geht’s, Professor.« Die beiden standen nun in dem kleinen Arbeitszimmer, und die Tür war zu. Es wurde eng.
»Wir sind neue Leute, verstehen Sie? Mordkommission Boston.«
Der andere schlenderte am Bücherregal entlang und kaute auf einer alten schwarzen Pfeife herum. Bis auf einen Tuff gräulicher Haare über den Ohren und um die Schädelbasis war er kahl. Glatze und Gesicht waren mit Sommersprossen gesprenkelt. »Wissen Sie, die Jungs von Brookline sind solche Fälle nicht gewöhnt – sie haben uns um Beistand gebeten.« Er 73
lächelte wie ein Troll aus Der goldene Regenbogen. Wenn er an seiner Pfeife sog, machte es ein dumpfes, feuchtes Geräusch.
»Man könnte auch sagen, sie gehen auf Nummer sicher. Wenn’s schiefgeht, können sie uns die Schuld in die Schuhe schieben
…« Er und sein Kollege grinsten sich an bei dieser Bemerkung.
»Was wissen die schon von Mord?« Wohlwollend lächelnd lehnte er sich mit verschränkten Armen an das Bücherregal.
»Ich hätte gern Ihre Ausweise gesehen«, meinte Chandler.
»Das geht nicht gegen Sie …«
»Natürlich nicht«, bestätigte der erste und zückte seine Brieftasche. Er hielt sie ihm offen hin.
Chandler beugte sich vor und inspizierte den Ausweis.
»Fennerty? Andrew Fennerty …« Er nickte. »Und Sie …« Der Troll reichte ihm seine Brieftasche. »McGonigle? Ihr macht wohl Witze, wie? Zwei Beamte aus Boston, und beide Iren?
Fennerty und McGonigle?«
»Sehen Sie’s doch so«, schlug McGonigle vor: »Für ’ne Fälschung ist es einfach zu schön. Wir müssen uns einiges anhören, Fennerty und ich.« Er lachte wieder von Herzen. Alle schienen sich zu amüsieren. Brennan grinste. »Sagt mal, Jungs: Trinkt ihr eine Tasse Zimtkaffee mit?«
»Sind Sie überzeugt, Professor?« Fennerty steckte seinen Ausweis ein. »Ich trinke gern eine Tasse mit, Mister …«
»Brennan.« Er blies den Staub aus zwei Tassen und schenkte ein.
»Natürlich bin ich überzeugt.« Chandler lehnte sich wieder zurück. »Was kann ich für Sie tun?«
»Erzählen Sie uns einfach von Ihrem letzten Treffen mit Bill Davis.« McGonigle nahm Brennan die Tasse ab. Er schnüffelte misstrauisch daran und stellte sie ins Regal.
»O Gott!« stöhnte Chandler. Er sagte seinen Spruch auf.
Fennerty und McGonigle hörten gut zu und nickten gewichtig.
Chandler kam zum Ende: »Im Gegensatz zu dem, was diese Fernsehdame gestern Abend unterstellte, habe ich Bill
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