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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Schreibtisch Tabakkrümel, als er die Hand mit einer kleinen schwarzen Scheibe zwischen den Fingern herauszog. »Sieht nicht nach Tabak aus.«
    »Warum steckt es dann in Washingtons Kopf?«
    Brennan musterte das Ding, das auf seiner Fingerspitze balancierte. »Plastik.« Er legte es auf ein Blatt Papier.
    Chandler starrte mit zusammengekniffenen Augen darauf: ein flaches Scheibchen, etwas kleiner als ein Zehn-Cent-Stück.
    »Eine Wanze«, erklärte Brennan schließlich. »Ein
    elektronisches Abhörgerät.«
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Und ob. Vor kurzem habe ich genau so ein Teil in einer Zeitschrift gesehen. Haargenau das Gleiche. Kostet um die tausend Dollar.«
    »McGonigle.« Chandler konnte es noch nicht ganz glauben.
    »McGonigle.« Brennan klatschte in die Hände. »Heiliger Bimbam! Direkt vor unserer Nase versteckt der Kerl eine Wanze 77
    in Washingtons Kopf! Wahnsinn!«
    »Das geht wirklich zu weit«, sagte Chandler leise. Er nahm die Wanze in die Hand und zischte hinein: »Zu weit, ihr verdammten Idioten.« Stirnrunzelnd fragte er Brennan: »Was denken die sich dabei?«
    Brennan zuckte die Achseln, trat ans Fenster und machte es auf. Er deutete auf den Blumenkasten, in dem Unkraut und abgestorbene Pflanzen vor sich hin kümmerten. Chandler lehnte sich über den Heizkörper und grub ein Loch in die Erde, die noch feucht war vom geschmolzenen Schnee und vom Regen.
    Als er ungefähr in der Mitte des Kastens angelangt war, ließ er das winzige Mikrofon hineinfallen und bedeckte es wieder mit Erde. Brennan schloss das Fenster.
    »Denkst du, dass es nun nicht mehr funktioniert?« flüsterte Chandler.
    »Keine Ahnung. Aber es wird ihnen nichts bringen. Wir hätten es im Klo runterspülen können.«
    »Ja. Aber dann wäre der Beweis weg gewesen. Außerdem ist es egal. Ich habe nichts Belastendes über Bill Davis zu sagen …
    Es geht mir ums Prinzip. Gott, ich habe das Gefühl, ich drehe durch –« Er grinste in Richtung Blumenkasten, dann in Richtung Brennan.
    »Warum flüstern wir eigentlich?«
    »Für dich müsste die Sache ausgestanden sein. Du hast ihnen von dem Gutachten erzählt, das reicht.« Er zuckte seine massigen Schultern. »Ich finde, sie haben dich genug ausgequetscht.« Er beschäftigte sich wieder mit seiner Pfeife.
    »Weshalb sollten sie dich beschatten?«
    »Eine komische Geschichte. Ich bin mir sicher, dass sie mir gestern nicht nachspioniert haben … das wurde mir sofort klar, als ich damit rausrückte. Sie haben die beiden anderen beobachtet, beschattet, im Auge behalten, was auch immer …
    den Kerl mit dem lächerlichen Hut und seinen großen Freund
    …«
    78
    »Wovon redest du überhaupt?«
    Chandler erzählte ihm von den beiden Männern. »Und gestern Abend«, schloss er, »habe ich die Kerle dann vor meinem Haus gesehen. Im Regen.«
    Mit hochgezogenen Brauen sah Brennan seinen Freund über den Rand der Kaffeetasse an.

    Die Ereignisse vom Morgen gingen Chandler auch während der Mittagspause und in den Nachmittagsstunden nicht aus dem Kopf. Extrem ungeschickt, die Wanze in so einer kleinen Tabaksdose zu verbergen. Einfallslos und unprofessionell. Aber möglicherweise hätte er sie überhaupt nicht gefunden: Sein Tabak war ausgetrocknet, weil er selten während der Arbeit rauchte. Das Ding war rein zufällig ans Tageslicht gekommen.
    Mehr zu schaffen als die Sache mit der Wanze machte ihm jedoch die Frage, welche Geheimnisse sie bei ihm vermuteten.
    Gehörten so teure Utensilien bei der Mordkommission eigentlich zu den üblichen Mitteln – ganz zu schweigen davon, ob ihr Einsatz überhaupt legal war? Und welcher Bostoner Polizist würde das Vokabular dieser beiden benutzen? Chandler konnte ihre Ausdrucksweise nicht platzieren. Einer vagen Eingebung folgend, rief er am späten Nachmittag die Mordkommission an. Ohne im Geringsten zu zögern, bestätigte die Vermittlung, dass Fennerty und McGonigle existierten.
    McGonigle hatte ja auch gesagt, es sei für eine Fälschung einfach zu schön. Wieder so eine seltsame Ausdrucksweise.
    Unterwegs holte er sich Krabben-Chow-Mien und eine
    Frühlingsrolle fürs Abendessen. Die Sonne stand zu tief, um zu wärmen, und ihn fröstelte, als er die Stufen zu seiner Eingangstür hinaufstieg. Er warf die Post auf den Schreibtisch, zog sich eine dicke Wolljacke über und setzte die
    Kaffeemaschine in Gang. Im Kamin zündete er
    zusammengerollte Zeitungen unter den aufgeschichteten Holzscheiten an. Langsam wurde es warm in der Bibliothek.
    79
    Während

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