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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Vereinigten Staaten.«
    »Darf ich Sie unterbrechen, Genosse Direktor –«
    Petrow nickte. Sinatras Melancholie hüllte ihn ein, während am Horizont die Sonne aufging. Er stand fasziniert am Wohnzimmerfenster und beobachtete, wie ihr reines Licht auf die Schneedecke fiel.
    »Keiner weiß genau, wo das Dokument ist. Aber offenbar gibt es einen Harvard-Professor, der es haben könnte. CANTAB
    glaubt jedenfalls, dass der Mann es hat oder weiß, wo es ist.«
    »Warum nimmt man es ihm nicht einfach weg oder beschattet ihn?«
    »Weil er anscheinend verschwunden ist.«
    »Verschwunden?« Die Sache wurde immer unangenehmer.
    »Verschwunden. Aber vorher hat er noch unsere beiden Handlanger fürchterlich zugerichtet.«
    »Ein Harvard-Professor? Machen Sie keine Witze.«
    »Er hat sie ziemlich lädiert.«
    »Kaum zu glauben. Was ich immer sage – man kriegt kein anständiges Personal mehr heutzutage. Ein Jammer, dass er sie nicht gleich umgebracht hat …«
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    »Stimmt, Genosse Direktor.«
    »Nachdem sie aber noch am Leben sind, wird man den
    Professor wohl oder übel finden müssen. Hat er auch einen Namen, Krasnovskij?«
    »Anzunehmen, Genosse Direktor. Falls sie uns nicht bei der Einführung des Nummernsystems zuvorgekommen sind.«
    Krasnovskij verbiss sich ein Grinsen.
    »Kennen Sie seinen Namen?«
    »Diese Information haben wir nicht erhalten, Genosse Direktor.«
    »Dann los, Krasnovskij. Sorgen Sie dafür, dass die Morde aufhören, und finden Sie das verdammte Dokument. Instruieren Sie CANTAB. Im Moment müssen wir abwarten und hoffen, dass Arden sich nicht aufregt.« Er brachte Krasnovskij zur Tür.
    »Leider neigt Arden dazu, gleich den Ausbruch des Dritten Weltkriegs zu befürchten, wenn etwas nicht nach Plan läuft.«

    Während Chandler und Polly Bishop durch den Regen Richtung Norden fuhren und Maxim Petrow auf seiner Datscha bei Moskau mit schlechten Nachrichten geweckt wurde, hatte der CIA-Chef Arden Sanger ein paar Freunde auf seinen schwer bewachten Landsitz in Virginia eingeladen – zehn
    Hubschrauberminuten von seinem Büro in Langley entfernt. Er hatte noch zwei Büros in Washington und ein Haus in Georgetown. Er war von Geburt an reich gewesen.
    Fünfundsechzig Jahre zuvor war er in Orange City in Iowa als Sohn eines Mannes geboren, der alles zu Geld zu machen schien, was er anfasste – ob Farmwirtschaft, Versicherungen, Immobilien, Bergbau oder Öl. Dieses Geld hatte es dem jungen Arden ermöglicht, als Rechtsanwalt im öffentlichen Dienst zu arbeiten. Franklin Roosevelt wurde in den späten dreißiger Jahren auf ihn aufmerksam und holte ihn nach Washington.
    Damit war Arden Sangers Schicksal mehr oder weniger besiegelt.
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    Mit seiner Größe von über eins achtzig war er immer ein liebenswerter junger Mann gewesen. Er neigte zu Übergewicht, das durch seine Football-Karriere an der Universität von Iowa unter Kontrolle gehalten wurde. Erst Nile Kinnick ließ seinen Ruhm als All-American Fullback verblassen. Als er in den Jahren danach in die Breite ging, bespotteten ihn die Leute scherzhaft als alten, dicken Football-Spieler, und als das Broadway-Stück The Male Animal verfilmt wurde, vermutete das Publikum, dass der alte All-American Arden Sanger als Vorlage für Jack Carsons Rolle gedient hatte. Seine auffallende Ähnlichkeit mit Jack Carson trug nicht gerade dazu bei, die Vermutung zu entkräften, aber es machte ihm wenig aus. Wer sagte denn, dass die Figur des Whirlin’ Joe Ferguson nicht auf ihm basierte? Und selbst wenn: Nile Kinnick und Jack Carson waren tot, und Arden Sanger war Chef der CIA.
    Diese ganze persönliche Geschichte ging ihm durch den Kopf, weil eine attraktive junge Frau, Tochter eines alten Freundes, ihn den gesamten Abend mit ihrer Aufmerksamkeit verwöhnt hatte. Er erzählte gern von sich, und er war es gewohnt, nie mehr als zulässig über seinen Beruf auszuplaudern. Alles in allem war es ein angenehmer Abend. Der Frühling war so weit fortgeschritten, dass man die Türen zur gefliesten Terrasse öffnen konnte, an die der Swimmingpool angrenzte. Dahinter lagen Tennisplätze, weiter hinten ein Wäldchen, und noch weiter hinten der durch Patrouillen und Videokameras gesicherte elektrisch geladene Zaun. An einem solchen Abend konnte er für Augenblicke vergessen, wer und was er war. Seine Gäste hatten gut gespeist und plauderten zufrieden in einem Partyraum im Souterrain, als er mit der hübschen kleinen Blonden von einem Spaziergang rund um die Tennisplätze

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