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Aquila

Aquila

Titel: Aquila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Fersen, wobei er
    gewohnheitsmäßig die Konzertbesucher beobachtete.
    »Was könnte es denn sein?«, fragte Liam.
    »Das ist unerheblich. Wir können nicht zulassen, dass sie Leute umbringen. Wer weiß, wohin das führt, wenn wir hier Schwäche zeigen.«
    »Was sollen wir machen, wenn sie dieses Dokument finden, nachdem wir sie aufgespürt haben?«
    Die Konzertbesucher verzogen sich allmählich wieder in 167
    Richtung Tapisserie. Falls Thorny und Ozzie das verdammte Ding fanden und ihm meldeten, was es war, würde er
    entscheiden, ob er sie liquidieren ließ.
    »Ich schlage vor, Sie machen sich erst mal auf nach Cambridge. Nach Ihrer Schmierenkomödie neulich früh hat Brennan vielleicht nicht vollstes Vertrauen zu Ihnen … aber was bleibt uns übrig? Vielleicht laufen Ihnen auch Lum und Abner über den Weg.«
    Der alte Herr nickte ihnen zu und ging in die Tapisserie zurück. Er sah nicht, dass Liam ihm hinter seinem Rücken die Zunge herausstreckte.
    Müde trotteten die beiden wieder in den Regen hinaus.
    Der Heimweg vom Museum war für Brennan eine größere Sache. Er litt unter einer üblen Erkältung mit Fieber, rauem Hals und Schüttelfrost. Keine Frage: Chandler hatte Polly so rasch wie möglich abholen müssen, so dass Brennan auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen war. Es wäre ihm nie eingefallen, ein Taxi zu nehmen. Stattdessen wartete er in der nasskalten Witterung auf die Straßenbahn, stieg am Kenmore Square und an der Park Street um und tauchte eine Stunde später wie eine kranke Ratte aus der U-Bahn am Harvard Square auf. In einem Drugstore versorgte er sich mit Medikamenten, Zeitschriften und Taschenbüchern, kaufte noch einen Sechserkarton Tuborg und trottete lustlos nach Hause.
    Colin war nun auf sich gestellt. Hugh konnte nichts mehr für ihn tun. Ihm stand ein Abend völliger Erschöpfung bevor, an dem er sich mit Medikamenten vollstopfen und besaufen und sehnsüchtig an Mary Tyler Moore denken würde. Eine gute Idee: Mary Tyler Moore …
    Er ließ seinen Körper eine halbe Stunde lang im dampfenden Badewasser weichen und rieb sich die haarige Brust im Gedenken an seine Mutter mit Wick Vaporub ein. Dann machte er einen frischen Karton Kleenex auf und zog sich mit Bier, Zeitschriften, Taschenbüchern und einer Decke auf die Couch 168
    zurück. Er trank abwechselnd Bier und Excedrin und sah Mary Tyler Moore bereits doppelt, als es an der Tür läutete. Er brauchte ein paar Sekunden, bis der Ton in sein dumpf umnebeltes Gehirn drang. Erst als das Läuten nicht aufhörte, raffte er fluchend den Bademantel und die Decke um sich, entschuldigte sich bei Bob Newhart und seiner Fernsehfamilie und stolperte zur Tür.
    Er erkannte sie nicht; es schrillten auch keine Alarmglocken, die vielleicht den Nebel aus seinem Kopf vertrieben hätten.
    Zwei Männer standen vor ihm: ein kleiner mit einem flachen schwarz-weißen Pepitahut und ein großer mit einem weißen Verband, der sein breites, geschwollenes Gesicht zum Teil verdeckte.
    Brennan war ziemlich hinüber – mehr, als er gedacht hatte.
    Das Bier und das Excedrin und die Erkältungstabletten schwirrten wie kleine Zerstörungsmechanismen durch sein Blut und sein Gehirn. Er sah alles doppelt, und jeder Laut kam doppelt und leicht verzerrt bei ihm an. Da war doch etwas, erinnerte er sich dunkel, etwas das er über diese beiden Männer wissen sollte, die irgendwie ins Haus gekommen waren …
    Dann fiel sein Blick durch die offene Haustür auf den kleinen roten Wagen.
    Aber inzwischen war es zu spät. Kräftige Hände zogen ihn zurück. Er hörte die Tür ins Schloss fallen. Das Geräusch widerhallte in seinem Kopf, als wäre der Ton greifbar. Der rote Wagen … Er bemühte sich, von seinem Stuhl aufzustehen.
    Vergeblich. Keine Kraft. Bob Newhart sagte etwas, und der dämliche Pilot vom gleichen Stockwerk sagte etwas, und die Zuschauer brüllten vor Lachen, und als er den Blick auf den Großen konzentrierte, der vor ihm kniete, blitzte etwas Glänzendes auf.
    »Professor«, sagte der Kleinere, »beruhigen Sie sich. Bleiben Sie einfach sitzen. Wir haben ein paar Fragen an Sie.«
    O Gott, die Zange!
    169
    Plötzlich erinnerte er sich an alles und fing an zu schreien.
    Zu spät, verdammt! Zu spät, zu spät …
    »Wir wollen Ihnen nicht wehtun, Professor, aber wir brauchen Ihre Hilfe. Verscherzen Sie sich’s nicht mit uns!«

    Als sie auf der von Sturm und Regen gepeitschten Küstenstraße die Hälfte der Strecke nach Kennebunkport hinter sich gebracht

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