Arabellas Geheimnis
Blumen? Noch mehr kostbare Kräuter?
„Was soll ich tun, Tristan? Ihr sagt, Ihr wärt gekommen, um mich um Hilfe zu bitten.“ Sie legte den kleinen Beutel auf eine Truhe und schaute zu Tristan auf. Ihre grünen Augen strahlten in dem halbdunklen Raum. Das goldene Licht der Feuerstelle ließ Tristan bernsteinfarbene Punkte in ihnen erkennen.
„Ihr seid eine Heilerin. Ich hörte, dass Ihr letzte Nacht einer der Dienerinnen der Burg als Hebamme beigestanden habt. Ihr müsstet genug Kenntnisse besitzen, um sagen zu können, ob eine Frau seit Monaten oder erst seit Wochen guter Hoffnung ist, oder?“
„Das ist nicht immer einfach zu erkennen. Manche Frauen zeigen über Monate hinweg keine Anzeichen, andere viel früher.“
„Ich bin bereit, eine Wette darauf einzugehen, dass Rosalyn viel weiter in der Zeit ist, als sie behauptet.“ Während der letzten vierzehn Tage hatte Tristan gut genug über die Frauen aus Annes Gefolge gewacht, um zu wissen, dass keine von ihnen Gelegenheit zu irgendwelchen Tändeleien mit seinen Männern gehabt hatte. Davon war er überzeugt, und das bedeutete, Rosalyn musste schon vor der Abreise aus Prag schwanger gewesen sein. „Ich möchte, dass Ihr herausfindet, wie weit die Schwangerschaft ist.“
„Das meint Ihr nicht im Ernst.“
„Meine Ehre und meine Zukunft stehen auf dem Spiel, Arabella. Es ist mein tödlicher Ernst.“
Arabella lief auf und ab, als erneut Schritte auf dem Gang zu hören waren. Tristan beunruhigte die Betriebsamkeit in der Burg. Anstatt sich mit persönlichen Dingen zu beschäftigen, sollte er die Wachen der Prinzessin beaufsichtigen. Aber wenn es ihm nicht gelang, Rosalyn aufzuhalten, würde ihr Plan alles zerstören, was er sich aufgebaut hatte. Und wenn auch nur die kleinste Möglichkeit bestand, dass die Tat von einem seiner Ritter begangen worden war, entweder bevor sie Prag verlassen hatten oder danach, dann stellte dieser Mann für Annes Begleiterinnen eine heimtückische Gefahr dar.
„Glaubt Ihr auch, wie alle anderen von Annes Gefolge, dass ich eine Art Zauberin bin, die Knochen wirft und aus der Art, wie sie fallen, solche Dinge erfahren kann? Um über ihren Zustand Bescheid zu wissen, brauche ich Rosalyns Erlaubnis, sie untersuchen zu dürfen. Ich muss ihren Bauch betasten oder …“ Sie machte eine hilflose Geste. „Man kann nicht einfach hingehen und sie packen.“
„Ich weiß, was Ihr tun müsst, Arabella. Wenn ich dafür sorge, dass Ihr Gelegenheit dazu bekommt, würdet Ihr es dann machen?“
„Sie hasst meinen Anblick und würde niemals zu so etwas ihre Zustimmung erteilen. Besonders, wenn sie wirklich weiter ist, als sie behauptet, wird sie uns nie Gelegenheit geben, die Wahrheit herauszufinden.“
Tristan erwiderte nichts. Er war sich nicht sicher, ob Arabella mit seinem Plan einverstanden sein würde.
„Außer, Ihr habt gar nicht vor, sie um Erlaubnis zu fragen?“
„Ihre Erlaubnis macht mir keine Sorgen.“
„Du lieber Himmel, Tristan, ich könnte das nicht tun. Sie muss einwilligen, oder ich …“
„Und was ist mit mir? Ich will keine Frau heiraten müssen, die ich noch nicht einmal angerührt habe. Und doch lässt mir Eure Prinzessin keine Wahl. Aber ich will keine berechnende Frau heiraten, nur weil ich in ihren Augen ein brauchbarer Ehemann bin.“ Er wollte Arabella nicht durch seine heftigen Gefühle erschrecken, doch der Zorn, der in ihm kochte, würde nicht eher abkühlen, bis er dieses verlogene Weib als die Lügnerin entlarvt hatte, die sie war. Und er wusste, dass sie eine Lügnerin war.
Schließlich nickte Arabella.
„Wenn Ihr hofft, sie davon überzeugen zu können, einen Heiler aufzusuchen, dann könntet Ihr Rosalyn etwas geben, das sie entspannt.“ Sie griff in die Holztruhe neben ihrem Bett und zog aus deren Tiefen einen kleinen ledernen Beutel hervor. „Eine Prise davon ist nicht mehr, als eine Hebamme einer werdenden Mutter geben würde, damit sie ruhig schlafen kann. Es richtet keinen Schaden bei einem unschuldigen Kind an. Es könnte helfen, Rosalyn so weit zu entspannen, dass sie Euch zuhört, wenn Ihr sie bittet, sich um das Wohlergehen ihres Kindes zu kümmern.“
„Ich danke Euch.“ Er nahm den Beutel und stopfte ihn unter seine Tunika. „Ich stehe tiefer in Eurer Schuld, als ich sagen kann.“
Er sah, wie sie einen flachen Korb mit Kräutern zurück in die Truhe stellte, bevor sie sie wieder zuklappte und mit einem Schlüssel verschloss, den sie an ihrem Bett verwahrte.
„Und ich
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