Arabellas Geheimnis
ihrem Tun fortzufahren. Doch Maria trat zu ihr und ermunterte sie. „Um des Babys willen, Arabella“, ermahnte Maria ihre Freundin, während sie mit den Tränen kämpfte. „Und um Sir Tristans willen. Ich habe ihn zu Unrecht beschuldigt.“
Arabella untersuchte Rosalyn und entschied, dass die Schwangerschaft seit mindestens drei Monaten, wenn nicht länger bestand. Da es Rosalyns Absicht gewesen war, ihren Zustand zu verheimlichen, war es sehr wahrscheinlich, dass sie auch nicht annähernd genug gegessen hatte.
„Sie braucht Ruhe und etwas zu essen.“ Arabella packte ihre Kräuter ein, denn Rosalyn benötigte sie nicht. „Wenn Ihr wollt, werde ich später noch einmal nach ihr sehen. Doch es kann sein, dass sie mich nicht um sich haben will.“
„Danke, Arabella. Wir sind Euch dankbar, dass Ihr so schnell zur Stelle wart.“ Die Prinzessin nahm Arabellas Hand, doch sie wechselte dabei Blicke mit Maria. „Wie es scheint, werden wir uns bei Sir Tristan entschuldigen müssen.“
Nachdem Arabella ihre Sachen zusammengepackt hatte, überließ sie die Kammer den Zofen und kehrte zu ihrem eigenen Gemach zurück. Sie war nicht erstaunt, als eine große Hand aus dem Dunkeln heraus ihre Schulter berührte, noch bevor sie ihre Kammer erreicht hatte.
„Arabella.“ Tristan trat aus dem Schutz einer Geheimtreppe, die Arabella zuvor nicht aufgefallen war, auf den Gang hinaus. Der Duft von Tannen drang die Treppe herauf, und Arabella fragte sich, ob dieser Gang nach draußen führte.
Wie auch immer, es blieb ihr keine Zeit dies herauszufinden, denn der englische Ritter öffnete die Tür und folgte Arabella in ihre Kammer.
Er packte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich um. „Wie ist ihr Zustand?“
Arabella wollte gegen seinen festen Griff protestieren, änderte aber ihre Meinung, als sie sein ernstes Gesicht und die kalte Entschlossenheit in seinen grauen Augen erblickte.
„Mindestens im dritten Monat, vielleicht schon weiter. Zu ihrem eigenen und zum Nachteil des unschuldigen Babys hat sie das Kind verborgen.“
Tristan ließ sie los. „Wenn mir auch ihr schlechter Gesundheitszustand leidtut und ich das Schicksal des armen Kindes bedauere, das Besseres verdient hat, so kann ich nicht anders, als Gott danken, dass er die Wahrheit an den Tag kommen ließ.“
„Alsbald wird es die ganze Burg wissen. Die Prinzessin und Maria sahen beide selbst ihren Zustand.“
Tristan musterte Arabella scharf. „Und jetzt werdet Ihr es sein, der sie die Schuld geben wird, wenn sie aufwacht.“
„Da kann man nichts machen. Sie konnte mich auch schon nicht leiden, bevor ich ihr Geheimnis lüftete.“ Tristan beobachtete, wie Arabella ihre Kräuter verstaute. Mit einem Mal wurde sie sich seiner Gegenwart bewusst, und ihr wurde ganz warm.
„Ich möchte nicht, dass sie Euch die Schuld gibt für das, was ich getan habe. Ich weiß aus Erfahrung, was für eine gefährliche Feindin sie sein kann.“ Er machte einen Schritt auf sie zu, und Arabella hielt den Atem an. „Ich werde Euch vor ihr beschützen. Vor jedem, der versucht, Euch ein Leid anzutun.“
Arabella gestattete ihm, die Hand auszustrecken und ihr übers Haar zu streichen. Er ergriff eine Locke und wickelte sie sich spielerisch um den Finger.
Ohne es zu wollen, reckte sie den Kopf ein klein wenig seiner Liebkosung entgegen.
„Ich werde keinen Schutz vor Rosalyn de Clair benötigen“. Einem Mann, der eine solch beunruhigende Wirkung auf sie hatte, wollte Arabella nicht zu Dank verpflichtet sein. „Auch wenn ich diese Reise nicht habe unternehmen wollen, so ist mir seither doch klar geworden, dass es gut für mich ist, meine eigenen Stärken kennenzulernen. Das kann ich nicht, wenn ich Euch erlaube, mich zu beschützen.“
Er unterbrach sein Streicheln und hob mit einem Finger ihr Kinn. Die Glut, die sie in seinen Augen sah, ließ ihr eigenes Verlangen wie einen Blitzstrahl bis in ihr Innerstes schießen.
„Erlaubt Ihr mir, Euch zu küssen, Arabella?“ Sein Mund war dem ihren schon nahe, und sie spürte seine Einladung weich und warm auf ihren Lippen.
„Ich wage es nicht.“ Unwillkürlich wurde ihr ein wenig schwindelig.
„Zu unserem gegenseitigen Vergnügen wagtet Ihr bereits viel mehr.“ Er ließ die Hand über ihren Nacken gleiten und zeichnete mit den Fingerspitzen die Rundungen ihrer Schultern nach. Dann fuhr er mit seinem Daumen unter den Ausschnitt ihres Gewandes.
Arabella keuchte leise. Sie wusste, dass sie ihn aus ihrem Gemach verbannen
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