Arabellas Geheimnis
stand in scharfem Kontrast zu den strahlenden Farben hinter ihr.
„Ich dachte, ich helfe dir dabei, deine Sachen in mein Gemach zu bringen, da du es bis jetzt nicht getan hast.“
„Da wir sofort nach der königlichen Hochzeit nach Ravenmoor aufbrechen, halte ich das für unnötig.“
„Es ist nötig. Es betrifft nicht all deine Habe, doch zumindest die Kleider, die du morgen tragen willst.“ Er machte einen Schritt auf sie zu. Er wollte mit ihr allein sein. Er wollte sie. „Du gehörst jetzt zu mir.“
Damit es schneller ging, nahm er sie auf die Arme. Es kümmerte ihn nicht, was die zwei kichernden Mägde wohl denken mochten, an denen sie vorbeikamen.
„Ich bitte dich, lass mich runter“, zischte Arabella mit zusammengebissenen Zähnen. „Ich kann selbst laufen.“
„Nicht schnell genug.“ Er blickte den Korridor entlang und versuchte zu erraten, welche Kammer die ihre war. Es fiel ihm schwer, der Versuchung zu widerstehen, sie einfach an die Mauer zu drücken und zu küssen, bis sie jeden Widerstand aufgab. „Ist es hier?“
„Nein. Die übernächste.“ Sie wand sich in seinen Armen, und er packte sie fester, als einer seiner Männer – Mauberly – an ihnen vorüberlief. Er nickte ihnen zu und unterdrückte ein Grinsen.
Endlich fand Tristan ihre Tür, stieß sie mit dem Fuß auf und betrat die Kammer. Selbst jetzt war er sich nicht sicher, ob er Arabella wirklich loslassen wollte.
Arabellas gerötete Wangen und ihre schmollenden Lippen halfen ihm, sich zu entscheiden. Im Augenblick war sie nicht zu ehelichen Vergnügungen bereit – das war offensichtlich.
„Du einfältiger Ochse!“
„Einfältig?“ Er hatte große Mühe an etwas anderes zu denken, als sie wieder in sein Gemach zu bringen und ihr die Kleider auszuziehen. „Man hat mir vieles vorgeworfen, aber ich glaube noch nie mangelnde geistige Fähigkeiten.“
„Du überwältigst mich, um deinen Willen zu bekommen. Und das ist unglaublich einfältig. Ein kluger Mann redet mit einer Frau und behandelt sie nicht wie einen Sack Korn.“
„So. Dann weiß ich, wohin es führen wird, wenn man mich einen Ochsen nennt. Was willst du in meine Kammer mitnehmen?“ Er trug Arabella wie eine Gefangene zu ihrer Kleidertruhe und beugte den Kopf, um sie auf die nackte Haut über dem bestickten Ausschnitt ihres Surcots zu küssen.
„Macht es dir nichts aus, dass ich so gering von dir denke?“
„Erstens: Wenn du mich wirklich für so einfältig halten würdest, läge dir nichts daran, meine diesbezügliche Meinung zu erfahren. Zweitens: Es macht mir nichts aus, weil du es im Zorn sagtest. Deswegen erkennst du auch nicht, dass es außerordentlich klug von mir ist, meinen Willen auf dem schnellsten Weg durchzusetzen. Und jetzt wähle ein Gewand für morgen aus, oder du wirst Annes Hochzeit in diesem Kleid hier beiwohnen, das bis dahin in Fetzen sein wird.“
Sie musste die Weisheit seiner Worte eingesehen haben, denn sie zog ein Bündel aus blauem Samt aus ihrer Truhe, die voll Kleider und getrockneter Blumen war. Tristan erkannte, dass ihr wunderbarer Duft von den Blüten stammen musste. Er entdeckte Blumen in den verschiedensten Farben, die perfekt erhalten waren und immer noch ihren Wohlgeruch verströmten. Nachdem Arabella noch ein Paar Schuhe, einige Minzeblätter und ein kleines Stück Seife, das sie anscheinend bevorzugte, ausgewählt hatte, verließen sie ihre Kammer. Einer Magd, der sie im Gang begegneten, erteilte Tristan den Auftrag, Arabellas Sachen für den nächsten Morgen zusammenzupacken.
Sofort nach der Feier würden sie nach Ravenmoor aufbrechen, doch bis dahin hatte Tristan vor, jede Sekunde seiner Zeit und der seiner Frau zu nutzen.
Auf dem Weg zu seinem Gemach verbarg Arabella das Gesicht in Tristans Tunika. Sie wollte nicht in die Augen eines jeden lächelnden Burgbewohners schauen müssen, der annahm, Tristan hielte sie in den Armen, weil er sich so zärtlich um sie kümmerte.
Keiner wusste, dass sie allein erwacht war nach einer Nacht, in der Gatte und Gattin zusammenbleiben sollten. Und obwohl er Simon und Maria gesagt hatte, dass sein Schlaf in der vergangenen Nacht unterbrochen worden war, hatte er nicht daran gedacht, ihr selbst, seiner Frau, etwas davon zu erzählen.
Natürlich war es gut möglich, dass er die Geschichte nur erfunden hatte, weil er sie so schnell wie möglich aus dem Saal holen wollte. Wenn es wirklich so gewesen war, dass er letzte Nacht fort musste, warum weihte er sie dann nicht in seine
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