Arabellas Geheimnis
helfen und bemüht war, auch nicht eine Strähne zu vernachlässigen. Sie nahm seinen ruhigen Atem hinter sich wahr, während er sich mit ihren Haaren beschäftigte.
„Das Unglück, ein Waisenkind zu sein, machte mich stark genug, um mit zehn Jahren den Kontinent zu durchqueren und mein Leben in den Dienst des Schwarzen Prinzen, König Richards Vater, zu stellen.“ Er hatte seine Arbeit beendet und ließ die Hände auf ihrem Kopf ruhen. „Ohne diese Entschlossenheit – dem Willen zu leben, trotz der Schläge, und wenn auch nur, um Simon zu beschützen – wäre ich nicht der Mann geworden, der ich jetzt bin.“
Er drehte sie zu sich um, sodass sie ihn anblicken musste. Arabella ertappte sich dabei, wie sie an ihm nach Hinweisen auf die Brutalität seines Erziehers suchte. Gab es etwas, das ihr nicht aufgefallen war, als sie ihn mit den Augen einer Frau statt mit denen einer Heilerin betrachtete? Oder trug er Narben von Wunden, die nicht äußerlicher Natur waren?
Vor Mitleid mit ihm krampfte sich ihr das Herz zusammen. Noch nie hatte sie einen Gifttrank gebraut. Doch sie fragte sich, ob ein Mann, wie es Tristans Erzieher gewesen sein musste, sie vielleicht dazu gebracht hätte, es zu versuchen.
„Ich bin froh, dass du diese Kraft fandest. Aber ich bedauere dich, weil du deswegen leiden musstest.“ Sie streichelte seine Wangen, auf denen seit ihrer Hochzeit raue Stoppeln gewachsen waren.
„Das ist Vergangenheit.“ Sein Kiefer zuckte.„Ich spreche nicht oft davon. Aber ich habe es dir anvertraut, damit du mich besser kennenlernst.“
Verwirrt wollte sie entgegnen, dass er ja gar nicht so viel von sich preisgegeben hatte, aber er war bereits dabei, sich auszuziehen.
„Wie König Wenzel vermutet, werden wir von Feinden verfolgt.“
Sie wollte mehr von ihm über die möglichen Gefahren, die sie bedrohten, wissen, doch er legte ihr die Hände um die Hüften, und schon zerstoben ihre Gedanken in alle Winde.
„Ich möchte nicht über Feinde sprechen oder über die Vergangenheit oder darüber, warum du dich so rar gemacht hast heute Nachmittag, als ich die ganze Burg nach dir durchkämmte.“ Mit seinen Fingern zupfte er an den Bändern ihres Surcots, einer beidseitigen Reihe von Schnüren von den Hüften aufwärts bis zu den Armen.
Arabellas Herz begann schneller zu schlagen. Ihr Körper erinnerte sich nur zu gut.
„Worüber möchtet Ihr Euch denn dann unterhalten, Lord Ravenmoor?“ Selbst jetzt, da ihr der Atem stockte, fragte sie sich noch, wie es wohl für einen Waisenjungen war, einen so eindeutigen Beweis der Gunst seines Königs bekommen zu haben.
„Ich möchte gerne wissen, wie du heute die Nachwirkungen des Liebesspiels erlebt hast.“ Er löste weitere Bänder an ihren Ärmeln, sodass der Surcot am Ende als ein Häufchen aus Samt und Wolle am Boden lag.
Arabella fühlte sich ertappt und wusste nicht, was sie ihm antworten sollte, während er sich weiter auszog.
„Mir geht es gut.“ Sie wollte ihm nicht verraten, wie sie sich gefühlt hatte, als sie allein aufwachte – die Schenkel mit Blut befleckt und das Kissen ihres Ehemannes kalt.
Ein Mann, der ohne Liebe groß geworden war, wusste vielleicht nicht, wie er welche geben sollte.
„Und du bist nicht zu wund, um bereits wieder die Wünsche deines Herrn zu erfüllen?“ Mit seinen Händen tastete er nach den Bändern ihres Unterkleids. Es war eine langsame Reise, denn er hielt inne, und zeichnete mit dem Finger den Hügel ihrer geheimsten Stelle nach. Danach umfasste er ihre Brüste.
Selbst wenn er keine Liebe schenken konnte, stellte Arabella fest, so konnte er doch ein Gefühl teilen, nämlich diese rasende Leidenschaft, die ihr Blut zum Kochen brachte.
„Nein.“ Die Worte, die nun aus ihr heraussprudelten, waren wie ein atemloses Flehen. Er streichelte sie so verführerisch, dass sie den Eindruck hatte, ihre Haut stünde in Flammen. „Was ist mit dir? Bist du bereit, meine Wünsche zu erfüllen, oder suchst du dir einen anderen Zeitvertreib, wenn du heute Nacht unser Bett verlässt?“
„Du hast noch unerfüllte Wünsche?“ Die Andeutung eines Lächelns huschte über sein Gesicht.
Arabella zuckte die Achseln. Sie war sich unsicher, was sie antworten sollte. „Ich kenne meine eigenen Bedürfnisse noch nicht so recht. Aber ich finde, dass ich nicht genug Zeit hatte, sie richtig zu entdecken, da du die Nacht fern von mir verbrachtest.“
Sie wartete darauf, dass er mit ihr zu streiten anfinge oder ihre Worte schlichtweg
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