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Arabellas Geheimnis

Arabellas Geheimnis

Titel: Arabellas Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNE ROCK
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in dieser Angelegenheit, zum anderen aber auch, weil er sich über Simon ärgerte. „Außerdem kann doch jeder Dummkopf sehen, dass sie öfter in der Kapelle ist als bei irgendeinem von uns.“
    Wenn Arabella nicht damit beschäftigt war, halb ruinierte Möbel zu retten, die Monate lang in den feuchten Räumen vernachlässigt worden waren, kniete sie auf dem Steinboden der Privatkapelle oder der größeren Kirche im Dorf unterhalb der Burg.
    „Wahrscheinlich betet sie um Geduld. Damit sie dir nicht dein Essen vergiftet, denn gerade du streutest diese Gerüchte doch aus und hast dann London verlassen, um ihnen zu entkommen.“ Auf der anderen Seite des Raums hob Simon seinen Kerzenleuchter und starrte Tristan wütend an. „Ihr fremdländisches Aussehen und ihr Akzent lassen doch schon den Einfältigsten vorsichtig werden, auch ohne deine fortwährenden Verleumdungen.“
    Die Möglichkeit, dass er das ganze Dorf gegen Arabella aufgebracht haben könnte, hatte Tristan gar nicht in Betracht gezogen. Obwohl doch selbst König Richard, ein Junge noch, klug genug gewesen war, den Schaden zu bedenken, der ein ganzes Königreich zugrunde richten konnte. Und Richard war erst fünfzehn Sommer alt. Allzu rasch hatte Tristan seiner Furcht nachgeben, Arabella könnte treulos sein, so wie Elizabeth es gewesen war.
    Weil sie ihre Träume ernst nahm, hatte er sie beschuldigt, eine Närrin zu sein, dabei war er doch derjenige, der handelte, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden.
    „Hast du Gerüchte gehört? Gerüchte über sie?“ Schon einmal hatte Tristan dem Klatsch ein Ende gemacht, indem er sie unter seinen Schutz stellte. Vielleicht war das alles, was er ihr bieten konnte.
    „Nein. Aber ich verbringe auch meine Nächte damit, im Dunkeln an den Wänden herumzuklopfen und meine Tage vergehen, indem ich dem Steinmetz helfe, die nördliche Brüstung zu reparieren. Wann soll ich da Zeit haben, etwas anderes wahrzunehmen als meine eigenen Gedanken?“
    „Du hast recht.“ Er verhielt sich nicht wie ein adliger Landbesitzer. Er hatte sich Ravenmoor wie ein einfacher Ritter genähert. „Ich werde den Dorfbewohnern und den Dienern ein Fest ausrichten, um ihnen für ihr warmes Willkommen zu danken und dafür, dass sie sich während des vergangenen Jahrs um die Sicherheit des Besitzes gekümmert haben. Ich will dafür sorgen, dass jeder sieht, wie sehr ich Arabella schätze und achte.“
    Simons Schweigen schien nicht gerade zu bedeuten, dass er diese Idee billigte, aber Tristan meinte darin einen Weg gefunden zu haben, seine Fehler wieder gutzumachen. Außerdem bot die Planung eines Festes eine gewisse Ablenkung, die ihm half zu vergessen, dass er nicht wusste, wie er das tiefer gehende Problem lösen sollte – nämlich die Gunst seiner Frau zurückzugewinnen.
    Eines Nachts arbeitete Arabella noch spät im Licht eines Rings von Kerzen an ihrem Arbeitstisch in der leeren Vogelvoliere. Sie konnte nicht mehr gut schlafen. Ihre Träume waren von Tristan beherrscht. Sie waren so lebhaft, dass sie schwer atmend aufwachte, und ihr ganzer Körper vor Sehnsucht nach ihm in Flammen zu stehen schien.
    Wenn sie nicht von ihrem kaltherzigen Gatten träumte, quälten sie Träume von Zuhause, die keinen Sinn hatten. Im Schlaf kehrte sie in ihre Kindheit zurück, zu Bruchstücken von Augenblicken, die sie nicht verstand, weil sie damals zu jung gewesen war. In solchen Träumen besuchte ein Mann ihre Hütte. Ein Mann mit lachenden dunklen Augen und einem königlichen Benehmen. Ein Mann, mit dem ihre Mutter voller Wärme sprach, während Arabella spielte.
    War dieser Mann ihr Vater? Und wenn, warum redete Luria dann so liebevoll mit ihm, wenn sie doch ihr ganzes Leben lang Arabella vor den falschen Schwüren der Männer gewarnt hatte? Arabella hatte geglaubt, Lurias Herzeleid rühre aus der Zeit vor ihrer Geburt her, als Karl Vallia sie nicht hatte heiraten wollen. Wenn aber Arabellas Träume wirkliche Erinnerungen waren, dann stimmte etwas nicht.
    Hier in der Stille des Vogelhauses gewann Arabella Abstand von ihren Gefühlen, ihren Träumen und ihrer Ehe. Seitdem der letzte Burgherr von dem Anwesen fortgegangen war, stand das Vogelshaus verlassen da, und Tristan war nicht daran interessiert. Arabella hatte es in Besitz genommen, weil sie wusste, dass die Kuppel mit ihren verglasten Fenstern einen warmen Standort versprach. Hier würde sie etliche Kräuter ziehen können, die mehr Sonnenlicht und Wärme benötigten, als diese kalte

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