Arabische Nächte
Käsesorten, darunter solche, von denen sie noch nie gehört hatte, wie Blue Wensleydale, Gubbeen und Red Cheshire.
Beim Metzger bestellte sie ein Dutzend luftgetrocknete Schinken aus York und Töpfe mit geräuchertem Perlhuhn. In der Abteilung für gebrauchsfertige Waren fand sie Kaviar und geräucherten schottischen Lachs sowie Wild-und andere Pasteten. Daneben schwammen lebendige Schildkröten und Fische in Aquarien, die darauf warteten, gekauft zu werden und auf der Festtafel eines Glücklichen zu landen. Stattdessen wählte sie Austern und Lachs, frisch und geräuchert, die, zusammen mit drei großen Weihnachtspuddings, nach Croesus Hall geliefert werden sollten.
Nachdem sie noch eine Tüte Kastanien, perfekt in offenem Kohlebecken geröstet, erworben hatte, entschuldigte sie sich bei ihrem aufmerksamen Führer und setzte sich, um die Kastanien in aller Ruhe zu schälen und zu schnabulieren.
Ganz zufällig hatte sie ein paar Tage zuvor entdeckt, dass auf Croesus Hall keine Weihnachtsvorbereitungen getroffen worden waren, da sich niemand als Lord Abbotts Vertreter für die Bestellungen zuständig fühlte.
Peony, die in der Küche nachfragte, wann denn die Johannisbeertörtchen für die Feiertage gebacken würden, war unter Tränen zu ihr gekommen.
»Im Oktober wurden keine Puddings gebacken, Miss, auch wurde kein Haschee in Brandy angesetzt. Die Köchin sagte, dass im Räucherhaus keine Schinken für Weihnachten vorbereitet seien. Wie kann es Weihnachten ohne Pudding geben? Ach, Miss, was sollen wir tun?«
Japonica entdeckte, dass sich die Haushalte vornehmer Familien nicht von anderen unterschieden. Ohne Anweisungen von oben war niemand vom Personal gewillt, selbstständig zu handeln. Die Köchin erklärte, sie wolle es nicht auf sich nehmen, etwas zu bestellen, und die Shrewsbury-Töchter waren bestrebt, zusätzliche Unkosten zu vermeiden - da ja nun die Dowager Countess unter ihrem Dach residierte.
Japonica aber wollte die Feiertage auf Croesus Hall nicht einfach vorübergehen lassen, und da sie schon in London war, konnte sie sich mit den feinsten Weihnachts— Delikatessen eindecken. Obwohl sie es noch nicht wussten, hatten die Schwestern gute Gründe zu feiern und sie selbst ebenso.
Heute Morgen war sie erwacht und erfuhr sogleich die erstaunliche Neuigkeit, dass einige der Gattinnen der Gentlemen, die sie am Abend zuvor in der Residenz des Mirza kennen gelernt hatte, bereits mit ihren Visitenkarten erschienen waren. Sir Ouseleys Frau hatte auf der Rückseite ihrer Karte die >Besuchstage< notiert. Erst war sie gekränkt, dass keine der Damen tatsächlich nach ihr fragte, bis Bersham ihr geduldig die Londoner Sitte mit den Karten und Besuchen erklärt hatte. >Zufällige Passanten< pflegten zunächst nur ihre Karten zu hinterlassen. Damit gaben sie zu verstehen, dass sie von der Anwesenheit der betreffenden Person in der Stadt Kenntnis hätten. Es wurde von ihr nun erwartet, in den nächsten Tagen ähnlich zu verfahren und die Besuche zu erwidern, ohne die Damen wirklich zu treffen - mit Ausnahme Lady Ouseleys, die ihre >Besuchszeiten< angegeben hatte. Entschlossen sich die Ladys dann zu einer persönlichen Vorstellung, wäre es der erste Schritt, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Nur der erste Schritt, aber ein sehr wichtiger.
Obwohl sie noch nicht >debütiert< hatten, hielt Bersham es für angebracht, dass Hyacinthe und Laurel während Japonicas >Besuchsstunden< anwesend wären und sie bei Gegenbesuchen begleiteten, wo nur Damen zugegen sein würden.
Japonica lächelte, als sie eine geschälte Kastanie verspeiste. Vielleicht würden die Mädchen im neuen Jahr passende Verbindungen anknüpfen, die ihnen Einladungen zu Bällen und Abendgesellschaften sicherten, sobald sie offiziell präsentiert worden waren. Sie hatte sogar überlegt, ob sie so lange in London bleiben sollte, bis sie ihr Debüt bei Hof arrangiert hätte.
Befriedigt, dass für die Mädchen gut vorgesorgt war, ging sie ihre Einkaufsliste durch. Sie hatte Körbe voller Speisen und Getränke für die Feldarbeiter bestellt, die auf Croesus Hall ihre alljährlichen Gaben abholen würden. Auch beim gemeinsamen Festschmaus mit Pächtern und Handwerksleuten, einer althergebrachten Sitte, die laut Bersham Tradition war, wenn der Viscount Shrewsbury auf dem Gut weilte, sollte es an nichts fehlen.
Der Viscount! Käme er zur Weihnachtsfeier nach Croesus Hall?
Sie drückte ihr Kinn in den hohen Kragen ihres pelzgefütterten Umhangs
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