Arabische Nächte
ausgeschlossen, er taugte nicht zum Ehrenmann.
Männer wie ich, die zusehen, wie der Sand im Stundenglas verrinnt, werden immer den Augenblick nützen. Zu meiner ewig währenden Schande gehöre ich zu der Sorte. Diese Worte standen in seinem Testament, das er verfasst hatte, ehe er seinen Posten in Kalkutta verließ.
Also würde er seiner Natur treu bleiben ... bis der Mörder ihn fand. Er hatte nicht vergessen, dass, wenn sie es nicht war, ein anderer heute Nacht auf ihn wartete. Ja, die letzten Körner in seinem Stundenglas verrannen.
Ohne an die Gefühle der jungen Frau in seinem Bett zu denken, durchquerte er unruhig den Raum. Und als er leise zu ihr ging, um die Augenblicke zwischen seiner ersten Schandtat und der nächsten auszukosten, dachte er an gar nichts.
Sie lag noch immer auf dem Rücken. Ihr Gesicht zeigte die verschwommene Weichheit einer in süßen Träumen Befangenen. Wiewohl keine Schönheit, war doch ihre Stupsnase sehr niedlich, und ihr großzügiger Mund barg so viel Süße, dass er die kargen Küsse perfekterer Schönheiten beschämte.
Diese Süße! Das Verlangen, sie erneut zu besitzen, schmerzte förmlich.
Er beugte sich über sie und küsste sie. Ihre Lippen wurden weich unter seinen; doch als er flüchtig eine Liebkosung auf eine Brust hauchte, scheute sie plötzlich. Auch im Schlaf wehrte sich ihre Natur dagegen, was sie ihm wach gewiss verweigert hätte. Ein wahrer Kavalier hätte nachgegeben.
Doch er war kein guter Mensch, sondern der Hind Div\, der kein Erbarmen zeigte. Sich nahm, was er wollte. Nur sich selbst half! Demzufolge würde er sich nehmen, was er nie zuvor gehabt hatte und nie wieder haben würde.
Der Eroberer liebte sie langsam und gekonnt. Das heiße Verlangen trieb ihn dazu, jeden Moment in die Länge zu ziehen und voll auszukosten, sie festzuhalten und sie zu liebkosen, auch wenn der Blick ihrer benommenen Augen eher Verwunderung als Erkennen verriet. Doch sie reagierte. Er entdeckte die Hemmungslose unter der Unschuld, verwandelte ihr Schluchzen in Lustschreie, bis sie zusammen das Paradies kosteten.
Und als er sich verströmt hatte, zog er sie so fest an sich, dass sie sich wieder unbewusst wehrte. Doch gab er nicht nach. Der Hind Div gab einer schwächeren Natur nie nach. Niemals!
Ihm blieb nur diese eine Nacht für die Umarmung Japonica Fortnoms - die bestimmt keine Braut eines Ungeheuers werden wollte.
Japonica erwachte mit einem Ruck, von der Dunkelheit in Panik versetzt, als würde sie ersticken. Doch atmete sie leicht und musste nur die schweren Lider öffnen, um die tiefe Düsternis zu verjagen. Fast sofort schlössen sie sich wieder. Hinter ihren Lidern drehte sich alles irrwitzig, doch durchdrangen Empfindungen den Aufruhr. Ihre Hände strichen über Seiden und Samt. Unter ihrem Kopf lag ein Daunenkissen. Dann streckte sie die Hand aus und berührte den festen Wall einer nackten Brust.
»Ach, du bist wach!«
Verwirrt und fassungslos blickte sie in das bemalte Gesicht des Hind Div.
Auf einen Ellbogen gestützt, lag er neben ihr und musterte sie mit einer Miene belustigter Zärtlichkeit. »Nun hast du etwas über die männliche Natur gelernt.« Er legte eine Hand auf ihren Bauch, und sie spürte mit deutlichem Schock die Hitze seiner Handfläche auf der nackten Haut. Der Mann küsste sie, ehe sie ausweichen konnte - ein leichter flüchtiger Kuss, dann legte er den Zeigefinger an ihre rechte Wange. »Dein Geschenk ehrt mich, bahia!«
Von seinen Worten in Panik versetzt, hob sie die Arme an, um ihn von sich zu stoßen; doch waren sie sonderbar schwach und knickten an den Ellbogen ein, statt Widerstand zu leisten. Er zog sie an sich und drehte sich mit ihr um, bis sie auf ihm lag. Jetzt schob er sie grob vom Bett, sodass sie auf den Knien unsanft auf dem Teppich landete. »Gehen Sie nach Hause, Miss Fortnom!«
Vom Boden aus starrte Japonica ihn mit unverhülltem Entsetzen an. Sie hatte mit einem nackten Mann im Bett gelegen. Schlimmer noch, er wusste, wer sie war.
Er griff übers Bett und fasste nach ihren Sachen. »Das werden Sie sicher brauchen.« Die Kleidungsstücke flogen ihr nach.
Tränen der Demütigung stiegen in ihre Augen, während sie entblößt umherkroch und die Ausstaffierung einsammelte. In ihr herrschte totales Durcheinander, während sie ihre abeyya mit bebenden Händen über den Kopf zog. Wie kam es, dass sie sich nicht genau erinnerte, was zwischen ihnen vorgefallen war?
Sie legte eine Hand an die Stirn. Ihre Gedanken wollten
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