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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Glück von fünf hilflosen Waisen?«
    Der Mann strahlte. »Gut gesagt, Miss Fortnom! Und gut entschieden!«
    Mit unsicheren Beinen wackelte Japonica über das windige Deck der Griffin. Das Schiff, das vor drei Wochen aus dem Hafen von Bushire ausgelaufen war, segelte nun die Küste Südafrikas entlang. In den letzten Tagen hatte sie sehr viel dazugelernt. Erstens war sie nicht seetüchtig. Als sie das Kap der Guten Hoffnung in einem >richtig frischen Wind<, wie der Kapitän sich ausdrückte, umschifft hatten, war sie mit grünem Teint und Brechreiz in ihre Kabine geflüchtet. Seither erbrach sie sich täglich. Es genügte, um sie zu überzeugen, dass sie Bushire niemals wiedersehen würde - wenn damit eine Seefahrt verbunden war.
    Aggie hatte sie getröstet, das wären nur die Nerven, und es würde vorübergehen, sobald sie sich an das Schaukeln gewöhnt hätte.
    »'N Morgen, Euer Ladyschaft!«
    Ruckartig blickte sie auf. Als der erste Offizier an die Mütze tippte, nickte sie und lief an ihm vorüber. Sie war noch nicht vertraut mit dem Titel Euer Ladyschaft, ganz zu schweigen von Lady Abbott oder noch förmlicher: Viscountess Shrews bury. Vielleicht würde sie sich niemals daran gewöhnen. Nicht einmal mit dem Sarg ihres Mannes im Frachtraum des Schiffes, das sie in seine Heimat brachte.
    Obwohl die Heirat schon zwei Monate zurücklag, war sie in Bushire noch immer Tagesgespräch, als sie an Bord ging. Lord
    Abbott hatte auf einer öffentlichen Trauung bestanden, da sie seiner jungen Frau >zustünde<, wie er sich ausdrückte. Japonica argwöhnte, dass er ihr die Peinlichkeit des Klatsches ersparen wollte, der sich an eine stille und eilige Heirat unweigerlich geknüpft hätte. An der Eile aber ließ sich nichts ändern. Als Gastgeber fungierten der Regierungsbeauftragte und seine widerstrebende Gemahlin, nachdem sie in der Kapelle der Company in Anwesenheit ein er kleinen Abordnung der >rich tigen< Leute von einem Vikar getraut worden waren. Ungeachtet des ernsten Zustands von Lord Abbott fand die Zeremonie mit aller Feierlichkeit statt, die einem Mann zuzumuten war, der sich nicht von seinem Sitz erheben konnte, um seiner Braut das Jawort zu geben. Im Anschluss daran zog er sich in sein Krankenzimmer zurück, während es ihr überlassen blieb, die Glückwünsche der Gäste beim Hochzeitsfrühstück entgegenzunehmen.
    Noch vor Ablauf einer Woche trug sie Witwenkleidung, ein Zeichen der Trauer, das sie sehr ernst nahm. Eine Woche Braut, zwei Monate Witwe. War es nicht merkwürdig, dass sie einen Mann, den sie kaum kannte, aufrichtig betrauerte?
    Zweitens hatte sie auf dieser Seefahrt über sich dazugelernt, dass sie nicht mehr voraussagen konnte, wie sie auf Ereignisse reagieren würde, die ihre Witwenschaft an Seltsamkeit noch übertrafen. Das hatte sich erst heute Morgen bestätigt, als Aggie darauf bestand, sie zu untersuchen, nachdem sie festgestellt hatte, dass Japonicas Leib sich vorwölbte. Anstatt der vermuteten entzündlichen Darmgrippe hatte sie eine völlig andere Diagnose gestellt.
    »Meiner Seel! Ist es denn möglich? Du bist guter Hoffnung!«
    Momentan waren beide gleichermaßen schockiert.
    Japonica griff nach der Hand der alten Frau. »Ach, Aggie, was soll ich nur tun?«
    »Du hast schon genug getan, würde ich sagen.« Ein kämpferischer Ausdruck trat in Aggies Miene. »Wer war der Schuft?«
    Japonica hatte ihr Geheimnis fast zwei Monate bewahrt; doch die anderen Umstände forderten ein Geständnis. »Es war der Hind Div.«
    Auf Aggies Miene zeichnete sich kurz Verbitterung ab. »Fast dachte ich es mir.« Die Alte setzte sich schwerfällig und fuhr sich mit dem Schürzenrand übers Gesicht, ehe sie knurrte: »Von Anfang an, Mädchen, damit ich weiß, was ich dir raten soll!«
    Japonica schilderte ihr alles, was sich in jener Nacht zugetragen hatte und hörte zum ersten Mal im Leben eine Verwünschung aus Aggies Mund.
    »Betäubt hat er dich, dieser leibhaftige Teufel!«, schloss sie. »Nun, das Gesetz wird wissen, wie man mit seinesgleichen umspringt.«
    »Das ist nicht nötig.« Japonica wandte den Blick ab. »Der Hind Div ist tot. Gleich nach unserer Flucht aus Bagdad wurde er ermordet.«
    »Nicht früh genug«, zischte Aggie voller Ingrimm.
    »Er hat mir nichts getan.« Als Aggies Blick ihrem begegnete, errötete sie, weil sie unerklärlicherweise einen Mann verteidigte, dessen Vorgehen unentschuldbar war. »Ich meine ja nur ... er war nicht gefühllos.«
    »Die Raffinierten sind das nie!«

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