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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Spiel. Der letzte Funke ihrer Kraft entflammte zu gerechtem Zorn. Im ersten Schock war sie zu erschrocken und überrascht gewesen, um sich gegen die Shrewsbury-Blümchen angemessen zu verteidigen; doch hatte sie nun Zeit gehabt, sich zu sammeln.
    Japonica richtete sich zur vollen Größe ihrer fünf Fuß und zwei Zoll auf. »Sind Sie neu im Haus?«
    Der Butler drehte sich mit einem Ruck und sichtlich überrascht zu ihr um. »Nein, Madam!«
    »Dann wollen wir heute auf Förmlichkeit verzichten, da es der Tag meiner Ankunft ist. Aber verwechseln Sie meine Ungezwungenheit nicht mit mangelnder Sachkenntnis, was die Führung eines Hauses betrifft. Ich bin Viscountess und Sie der Butler!«
    Der ärgerliche Unterton ließ den älteren Mann erstarren. »Jawohl, Mylady.«
    »Sie haben Ihre Anweisungen. Das ist für den Moment alles.«
    Die neue Herrin hob ihr feuchtes Kleid aus indischem Musselin an und schritt zur Tür. Als sie der großen Treppe zustrebte, vermied sie es, einen der Diener in der Halle anzusehen. Sie war zu wütend, um eine Konfrontation zu riskieren, falls jemand es darauf anlegte, ihre Autorität auf die Probe zu stellen. Ihre einzige Stütze war ihr aufrechtes Rückgrat, und dies würde ihr nicht ewig weiterhelfen, wie sie aus Erfahrung wusste.
    Auf halber Höhe der Treppe zum Obergeschoss drehte sie sich zu den unten Stehenden um. »Ach, Miss Willow, Sie leisten mir sicher beim Tee Gesellschaft! Bis ich Zeit habe, mir die Sache zu überlegen, soll niemand entlassen werden oder selbst kündigen. Bitte, richten Sie meinen Stieftöchtern aus, dass ich sie ebenfalls zum Tee bitte.«
    Miss Willow lief tiefrot an. »Es war nicht böse gemeint, Mylady, aber ...«
    Alle zuckten zusammen, als zu ihren Häuptern ein lauter Krach, gefolgt von wildem Kreischen, ertönte.
    »Erbarmen!«, rief Japonica aus. »Was war denn das?«
    »Die jungen Damen neigen zu Überschwang, Mylady«, erklärte der Butler mit einem Seufzer, der auf eine lange Leidenszeit schließen ließ.
    »Ach, wirklich?« Um Japonicas Mund zeigte sich ein entschlossener Zug. »Dann brauchen sie jemanden, der sie zügelt.«
    »Allerdings, Mylady!« Der alte Butler warf ihr unter buschigen Brauen einen viel sagenden Blick zu.
    Aber das werde nicht ich sein, fügte sie in Gedanken hinzu, als sie weiter die Stufen erklomm. Bislang hatte sie jede Sekunde ihres Aufenthalts in England gehasst. Auch beabsichtigte sie, nicht eine Minute länger als nötig unter diesem Dach zu verweilen. Ihr war klar, dass sie sofort nach London musste, um den Anwalt aufzusuchen und in Erfahrung zu bringen, wie sie sich der Fürsorgepflicht um Lord Abbotts Töchter entledigen konnte.
    Süßer, harziger Weihrauch d uft und die Schärfe von orangefarbenem Safran parfümieren die Luft. Das klare tiefe Türkisblau des Himmels lässt die irdische Vollkommenheit eines Prunkringes verblassen. Uralte Hügel, von der Zeit geduckt, von zeitlosen Winden geformt, liegen unter der alterslosen Sonne. Die Äste grauer, stumpfartiger, oberflächlich wurzelnder Nabug— Bäume tragen schwer an ihren pflaumenähnlichen Früchten. Tiefer darunter erstrecken sich Pflanzungen mit Dattelpalmen, grüne Gerten, vom gewundenen Pfad eines silbernen Flusslaufes genährt.
    In größerer Entfernung Orangenhaine und weite Flächen üppiger Granatapfelbäume an den Rändern der Wüste. Jäh geht Tag in Abend über, und Dämmerung liegt gleich einem leuchtenden azurnen Juwel über einem Horizont, den ein Samthimmel dämmt. Kühl und süß lädt die Nacht zum Schlummer ein ...
    In den Schatten Bewegung, goldene Katzenaugen, in der Dunkelheit glühend. Geschmeidiges Muskelspiel unter dem dichten, gefleckten Fell eines arabischen Jagdleoparden mit menschlichem Antlitz. Nicht Tier und doch nicht ganz Mensch. Ein Antlitz, faszinierend, erschreckend und verzaubernd, ein exotisches Gesicht mit durchdringendem Blick, aus dem Verheißung nie gekannter Abenteuer spricht ... ein zum Leben erwachtes Fabelwesen.
    Sein Kuss ... welche Wonne! Ja, in seiner Umarmung liegt Seligkeit. Doch der Preis! Der Preis!
    Blut auf den Laken. Hellrot fließend wie ein umgestoßener Weinkrug. Es fließt aus den Wunden des Geschöpfes, das sich über ihr erstreckt.
    Japonica richtete sich, um Atem ringend, im Bett auf. Sie spürte Tränen rinnen. Augen und Wangen brannten, alles andere war eiskalt. Das Feuer war erloschen, es herrschte völlige Finsternis. Momentan wusste sie nicht, wo sie sich befand. Den Duft von Weihrauch und Gewürzen

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