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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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Wonne von Fortnum und Mason auf! Meine liebste Sorte! Sicher wird sie nicht merken, wenn einer fehlt.«
    Die Stimmen entfernten sich, und mit ihnen das Licht. Japonica war nur froh darüber. Nein, sie würde nicht sterben. Auch war sie nicht beunruhigt, weil man ihre Sachen durchsucht hatte. Im Gegenteil! Ihre vom Fieber rissigen Lippen verzogen sich. Nun wusste sie, dass ihre Stieftöchter über Schnüffelei nicht erhaben waren. Glücklicherweise hatte sie ihren halb vollendeten Brief an Aggie unter ihrer Matratze versteckt.

Hewlett-Packard
    6
    Dezember 1809
    Im Extrazimmer des Wirtshauses zu Hartford Bridge, etwa fünfunddreißig Meilen von London entfernt, saß eine Runde von fünf britischen Offizieren bei einem späten Abendessen. Als Ergänzung zu den Koteletts und Austern, die die Küche lieferte, gab es entbeinten Fasan in Aspik, dekoriert mit Hummer und Garnelen, eingemachtes Fleisch mit würzigen Gelees, Scheiben von frischem Schinken und geeiste Kuchen in Brandy - samt und sonders auf Bestellung vom renommierten Londoner Delikatessenhaus Fortnum und Mason geliefert. Kein Offizier der East India Company, der etwas auf Lebensart hielt, hätte es ohne diese Köstlichkeiten getan. Unterstützt von Tabak und Rotwein, beides unter den wachsamen Blicken der Zöllner erfolgreich ins Land geschmuggelt, spielten sie um hohe Einsätze Karten.
    »Jemine! Ich hatte schon vergessen, wie trostlos England im Winter ist!«, erklärte Mr. Hemphill, Leutnant Seiner Majestät Indischer Armee in Kalkutta. Er hatte seine Karten schlecht ausgespielt und brauchte nun etwas, dem er die Schuld an seiner gegenwärtigen Misere geben konnte. »Auch bei schönem
    Wetter nur sechs Stunden Tageslicht, und Regen und Schnee machen selbst diese zur Dämmerung!«
    »Der Auslandsdienst hat dich verweichlicht.« Howe stützte einen im quastengeschmückten Schaftstiefel steckenden Fuß auf den kunstvollen Kaminschirm aus Messing.
    »Und faul gemacht!« Frampton brach das Siegel eines frischen Kartenspiels mit dem Daumennagel auf.
    »Das ganze Land ist weich und faul geworden«, bekräftigte Hemphill und griff wieder nach der Zeitung, die er eben überflogen hatte. »Hier steht, dass es um den Krieg mit Frankreich schlecht bestellt ist. Und es gibt wenig Hoffnung auf Änderung.«
    »Das geht auf das Konto der militärischen Führung!« Winslow strich über die Stelle auf seiner Oberlippe, die noch eine Woche zuvor ein Schnurrbart geziert hatte. »Seit der Duke of York zum Rücktritt gezwungen wurde, fehlt ein Oberbefehlshaber. Und das alles wegen einer blöden Weibergeschichte! Der absolute Gipfel an Dummheit!«
    »Ganz recht!«, ließ Hemphill sich vernehmen. »Immer noch besser, man fällt im Kampf, als langsam zu krepieren wie diese armen Teufel, die letztes Jahr vor Antwerpen ins Gras beißen mussten.«
    Seine Kameraden nickten zustimmend. Nach einem missglückten Versuch, Napoleons Streitmacht aus Antwerpen zu vertreiben, waren englische Truppen auf der Insel Walcheren gestrandet und wurden dort von einer Krankheit niedergemäht. Viertausend waren umgekommen, elftausend weitere wurden durch das spöttisch >Walcheren-Fieber< genannte Leiden außer Gefecht gesetzt.
    »Daran trägt nicht die Armee die Schuld, sondern das Parlament!«, grollte Howe. »Untätigkeit ist das Einzige, wodurch es sich auszeichnet.«
    »Für noch schlimmer halte ich die Unverschämtheit der Amerikaner, die den Franzosen Beistand leisten, indem sie Handelsbeziehungen mit dem Kontinent unterhalten. Denkt an meine Worte, wir sind mit ihnen noch nicht fertig«, setzte Frampton hinzu. »Es kommt wieder zum Krieg in den Kolonien.«
    »Ich kann mir nicht denken, dass du dabei mitmachen möchtest.« Winslow grinste hämisch. »Wie willst du deine Litzen und Medaillen in der Wildnis säubern?«
    »Der Krieg wird vorbei sein, ehe man es sich versieht.« Frampton zwinkerte Howe zu. »Elitetruppen wie unsere werden mit denen im Handumdrehen fertig.«
    Howe und Frampton kosteten es aus, dass sie als Captains des Berittenen Königlichen Garderegiments angesehener waren als ihre Offizierskameraden, die, wenngleich im Rang höher, in der Indischen Armee dienten. Diese Offiziere trugen aus praktischen Gründen einfache Röcke und wasserdichte Gamaschen, während die prächtigen roten Jacken der Kavalleristen goldene Knöpfe, anstatt solcher aus Messing, und blitzende Borten an den Manschetten aufwiesen; zudem steckten ihre makellos weißen Breeches in spiegelblanken Stiefeln. Auch

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