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Arabische Nächte

Arabische Nächte

Titel: Arabische Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Parker
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länger ignorieren zu lassen.
    »Diplomatie ist langweiliges Zeug! Nichts für einen echten Soldaten!« Er warf Sinclair einen Seitenblick zu, als er eine Karte ausspielte. »Man überlasse sie den Alten und den armen Schweinen, die nicht mehr tauglich sind.«
    »Ich würde mein Offizierspatent sofort verkaufen, wenn ich wie Sinclair eine Earlkrone erbte«, sagte Winslow gezwungen munter.
    »Und ich bleibe Offizier, bis es mich erwischt«, bekannte Frampton, als er ausspielte. »Lieber tot als alt und verkrüppelt!«
    Sinclair gönnte keinem die Genugtuung auch nur eines Blickes. Nach ein paar Sekunden aber hob er seinen rechten Arm und legte auf den Tisch keine Hand, sondern ein gekrümmtes Metallstück in Hakenform, das im Kerzenlicht schimmerte.
    Mit sichtlichem Widerwillen wandte Howe den Blick ab und fluchte gotteslästerlich vor sich hin.
    »Der Mirza soll in Teheran einen ganzen Harem voller Knaben halten«, sagte Frampton in die Gesprächspause hinein.
    »Das würde erklären, warum Sir Hartford Hemphill kommen ließ«, scherzte Howe.
    Hemphills helle Haut überzog sich vor Verlegenheit mit roten Flecken. Er legte eine Karte auf den Tisch. »Es liegt kein Grund vor, den Ruf eines Mannes mit solchem Gewäsch zu schädigen, Sir.«
    »Haha! Der Junge ist gekränkt«, rief Howe laut, erfreut, endlich eine Reaktion zu erhalten. »Der Perser reist ausschließlich in männlicher Gesellschaft. Wo aber steckt sein Harem, wenn er wirklich das Entzücken aller Frauen ist, wie er behauptet?«
    »Ich las über die Gepflogenheiten der Mohammedaner.« Frampton warf den anderen einen selbstzufriedenen Blick zu. »Und möchte wetten, dass die acht Diener, die ihn ständig umgeben, nicht nur für seinen Schutz sorgen.«
    Sinclairs Blick wanderte gezielt von den Karten zu Frampton. »Vom Mirza ist bekannt, dass er ein halbes Dutzend Frauen pro Nacht empfängt.«
    »Ein halbes Dutzend! Allmächtiger!«, murmelte Hemphill voller Bewunderung.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, hakte Howe nach.
    »Ich war einmal zugegen.«
    »Es heißt, Sie hätten Ihr Gedächtnis verloren!«, beharrte Howe.
    Als wäre er momentan von"dieser Enthüllung ebenso überrascht wie sie alle, veränderte sich Sinclairs Miene. »Es ist - unzuverlässig.«
    »So wie angeblich auch Ihre Vergangenheit.« Da er endlich auf eine Schwäche gestoßen war, konnte Howe nicht widerstehen, weiter darauf herumzureiten. »Manche behaupten, Sie wären ein Held. Bei anderen wiederum gelten Sie als Feigling und Verräter.«
    »Gerüchte sind Narrenspeise!«
    Howe schwoll der Kamm vor Entrüstung, während die anderen lachten. »Würden Sie sich wohl deutlicher ausdrücken, Sir?«
    Sinclair blickte von seinen Karten nicht auf, doch zuckte ein Muskel an seinem Kinn. »Ich behaupte, dass es Ihnen nicht gefallen würde, was ich noch zu sagen hätte.« Er zog eine Karte mit dem Daumen aus seiner Linken und schob sie mit dem Haken in die Mitte des Tisches.
    Winslow stieß einen Pfiff aus, als er die Karte sah. »Ein Teufelsglück, Sinclair. Du hast keine einzige Hand verloren!« Kaum waren die Worte ausgesprochen, als Winslow rot anlief. »Verzeihung, ich wollte nicht...«
    Der >Glückspilz< umfasste sein Weinglas mit der Hakenrundung und führte es an die Lippen. Das Glas schwankte gefährlich in seiner Stahlhalterung, als es seine Lippen berührte; doch neigte er es und trank es leer. Als er es auf den Tisch stellte, hing ein einziger Tropfen blutroter Flüssigkeit an der gefährlich aussehenden Spitze seines Hakens, der alle Blicke auf sich zog - eine eindrucksvolle Demonstration des Kriegers, der sein Besitzer einmal gewesen war.
    Verärgert über die offenkundige Faszination, mit der die anderen jede Bewegung seines Widersachers verfolgten, ließ Howe seiner Verachtung freien Lauf. »Ich kann nicht umhin, einen Mann als Ganzes zu bewundern - auch wenn er nicht mehr alle Glieder hat!«
    Jäh erhob Sinclair sich. » Bismallab! Der Abend ist pure Zeitverschwendung.«
    Howe, der dies als Rückzug deutete, verkniff sich trotzdem nicht eine allerletzte Stichelei. »Sie sind doch mit Ihrem Repertoire hoffentlich nicht schon am Ende? Kommen Sie, nicht so schüchtern. Welche Tricks haben Sie noch im Ärmel?«
    Sinclair holte aus, erwischte den Vorderteil von Howes Jacke mit der Forke seines Hakens und zog ihn ganz nahe zu sich heran. »Wie gefällt Ihnen dieser?«
    »Loslassen — sofort!«, stieß Howe zähneknirschend hervor, doch ohne den Versuch, sich loszureißen. Der kalte

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