Arabische Nächte
Zweck?« Ebenso beunruhigte es ihn zu sehen, wie das Leuchten in ihrer Augen erlosch. Ihre dunkle Iris war nun türkis umrahmt. »Sie meinen, die Gaben bedeuten für mich Verpflichtung?«
»So ist es.« Ihre Wortwahl interessierte ihn nicht. Es war die sachlich formulierte Wahrheit.
Er griff nach der Schachtel, die er beim Eintreten beiseite gelegt hatte, und reichte sie ihr. »Wenigstens ein Glück, das Hauptgeschenk der rechtmäßigen Empfängerin zu überreichen!«
Japonica starrte das Paket an, ohne danach zu greifen. Es war eine hübsche runde, mit einem lavendelfarbenen Band geschmückte Schachtel sowie aufgedruckten Veilchen. »Seit dem Tod meines Vaters hat mich niemand mehr beschenkt.« Sie hatte ihre Gedanken nicht laut aussprechen wollen; im Moment aber fiel ihr die Unterscheidung schwer, was man nur denken, aber nicht sagen durfte. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann nicht.«
»Sagten Sie nicht eben, dass keine Frau einem mit Schleifen geschmückten Karton zu widerstehen vermag?«
Als sie in seine goldbraunen Augen blickte, sah sie nicht den kalten Sarkasmus der letzten Begegnung, sondern den aufrichtigen Wunsch nach Akzeptanz. Und noch etwas. Etwas, das zu untersuchen sie sich nicht leisten konnte. Sie nahm den Karton, legte ihn auf den Schoß und faltete die Hände. »Also gut!«
Er blieb vor ihr stehen und schaute auf sie hinunter, während sie sich heftig wünschte, er würde zwei Schritte zurücktreten. Was seine Nähe für sie bedeutete, durfte er nicht einmal ahnen.
»Möchten Sie es nicht öffnen?«
»Aber es ist für Weihna ...«
»Es ist für - wenn ich es sage! Öffnen Sie sofort!«
Auch in weinseligem Zustand mochte sie es nicht, herumkommandiert zu werden. Die Tatsache, dass er sie einschüchterte, um sein Ziel zu erreichen, machte sie rebellisch. »Aber ich habe kein Geschenk, mit dem ich mich für diese weihnachtliche Großzügigkeit revanchieren könnte.«
Devlyn sah sie finster an. Von weihnachtlicher Großzügigkeit war bei ihm keine Spur. »Sie sind zimperlich und albern. Öffnen Sie den verdammten Karton!«
»In der Adventszeit sollte man nicht fluchen«, mahnte sie, als sie die Schleife löste. »Es verdirbt die Freude!«
Nachdem sie die Papierhülle entfernt hatte und das Kleid heraushob, flutete die smaragdfarbene Seide über den Teppich. »Ach! Das ist ja ...!« Völlig verwirrt drehte sie sich um und schaute verwundert auf.
Also, gefällt es Ihnen?« Er wollte nicht enttäuscht klingen - doch hatte ihm als Bestätigung mehr als ein ehrfürchtiges Schweigen vorgeschwebt. Schließlich hatte er sich ein wenig zum Narren gemacht, als er beschloss, sie einzukleiden. Sie könnte ihm zumindest zu verstehen geben, ob seine Wahl noch idiotischer war als seine Kühnheit, überhaupt etwas für sie auszusuchen.
»Welches Bedürfnis soll ein solches Geschenk befriedigen?« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als ihr Verstand ihr einen Verdacht lieferte. Sie betrachtete wieder das durchscheinende Gewand und errötete tief.
»Nicht das, was Sie sich Ihrer Miene nach zu schließen vorstellen.« Er selbst trug einen ernsten Ausdruck zur Schau. »Es war ein spontaner Kauf, im Vorübergehen. Es erinnerte mich an Sie. Ihr Haar ... die Farbe ...« Als sie die Brauen wölbte, schwieg er verlegen.
Mit einem erneuten Blick auf dieses exemplarische Mittel zur Befriedigung weiblicher Eitelkeit sagte Japonica trocken: »Dies erinnerte Sie also an mich.« Ein Lächeln zuckte um ihre Lippen. »Vielleicht hatten Sie noch mehr getrunken, als ich heute.«
Devlyn schwor: »Keinen Tropfen!« Obwohl er sich im Moment sehr zurückhalten musste , sich nicht einen doppelten Schluck zu gönnen. Er bedauerte von Herzen, dass er sich auf diesen Unsinn eingelassen hatte. Schlimmer war allerdings, die Sache hinauszuschieben. »Das Kleid ist mit einer Einladung verknüpft. Zu einem Essen. Nächste Woche. In London. Bei einem Diplomaten. Vielleicht werden Sie sich langweilen.« Er gab Satz für Satz von sich, während ihr Gesicht eine Frage nach der anderen ausdrückte.
»Ich verstehe.« Japonica, deren Herz langsam, aber in heftigen Schlägen pochte, legte sorgfältig das Kleid zusammen und zurück in den Karton. »Vielen Dank, Lord Sinclair. Aber ein so teures Geschenk kann ich von einem Gentleman nicht annehmen.«
»Zieren Sie sich nicht!«, sagte er barsch. »Es ist ja kein Unterpfand der Liebe. Wir sind jetzt schließlich verwandt.« Doch im Moment fühlte er sich ihr gegenüber nicht sehr
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