Arabische Nächte
wann Angriff und wann Rückzug vonnöten war. »Wie haben Sie Lord Abbott kennen gelernt?«
Japonica verkniff sich eine Antwort. Sie sah in sein kraftvolles Gesicht mit der stolzen Miene und glaubte wieder den Kuss vom Abend zuvor zu spüren, konnte fast glauben, dass dieser eindringliche goldene Blick allein ihr galt.
Töricht! Absurd! Was würde es ihr bringen, wenn sie sein Interesse ermutigte? Nur Kummer und Herzeleid. Sie war zwar durch ihre Heirat in seine Klasse aufgestiegen; doch gab es an ihr vieles, was er wahrscheinlich nie akzeptieren würde. Und es gab Jamie. Würde er ihr ohne die Stütze seiner eigenen Erinnerung glauben, dass sie ihm einen Sohn geboren hatte? Warum sollte er? Und selbst wenn - was hatte sie davon? Falls seiner Meinung nach sie dann wenig mehr als eine Hure und ihr Sohn ein Bastard wäre, so entsprach das nur der allgemeinen Ansicht. Nein, es war besser für beide, wenn er sie, wie die anderen, für einen Emporkömmling oder für eine Abenteurerin hielt, die einen Sterbenskranken in eine Ehe gelockt hatte.
»Die East India Company trat mit der Bitte an mich heran, ich solle Lord Abbott pflegen. Nun ist es wohl nicht ungewöhnlich, dass ein kranker älterer Mann sich einbildet, in seine Pflegerin verliebt zu sein. Manche sind töricht genug, ihr einen Antrag zu machen. Wenn Sie nur das interessiert, ermüdet mich diese Unterhaltung.« Sie schaute aus dem Fenster und hielt die Hände so fest gefaltet, dass die Knöchel schmerzten.
Devlyn sah, dass ihre Lippen vor Nervosität weiß geworden waren, und bedauerte die Richtung, die das Gespräch genommen hatte. Er wollte sie keinesfalls kränken, und hatte es doch getan. Sicher war sie für ihre Heirat durch den Klatsch, der darauf folgte, genug bestraft worden. Bersham hatte ihm ungeachtet seines üblichen Taktes zu verstehen gegeben, dass die Shrewsbury-Töchter ihr mit ungewöhnlicher Feindseligkeit begegneten. Vielleicht glaubte sie, dass er ähnliche Vorbehalte wegen ihrer Herkunft hegte. Wie sehr sie sich irrte! In seinen Augen war sie ihm mehr als ebenbürtig - eine würdige Gefährtin!
Mit finsterem Blick tat er es ihr gleich und starrte in die Gegend, ohne bewusst etwas wahrzunehmen. Es regnete nun stärker als zuvor. Sein drängendes Verlangen machte ihn unbeholfen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er nicht immer so linkisch gewesen war, wenn es darum ging, die Gefühle des schönen Geschlechts zu wecken. Im Moment aber bedrängten ihre Nähe und ihr verdammtes Parfüm seine Selbstbeherrschung furchtbar.
»Sie dürfen in meiner Gegenwart diesen Duft nicht mehr verwenden.«
»Bitte?« Japonica drehte sich zu ihm um und sah ihn verwirrt an, da ihre Gedanken dem engen Wageninneren so entflohen, wie seine sich darauf beschränkten.
»Sie dürfen in meiner Gegenwart nie wieder diese eigene Duftkomposition tragen. Sie stört mich.«
»Sie stört...?«
»Sie irritiert, ärgert, stört mich. Reicht das?«
»Ich verstehe.«
Sein Blick wandte sich vorsichtig ihrem zu. »Wirklich?«
Er flirtet, dachte sie erstaunt und erfreut. Nein, sie konnte es sich nicht leisten, darauf zu reagieren. Sie riss den Rand der Wagendecke von seinem Bein, als sei auch nur die leiseste Berührung mit ihm eine Zumutung. »Warum nehmen Sie nicht ein Pferd und reiten voraus, wenn Ihnen meine Gegenwart so zuwider ist?«
»Die Pferde mögen es nicht, wenn man die Zügel so ungeschickt führt wie ich.«
Ehe sie sich zurückhalten konnte, warf sie einen Blick auf seinen rechten Arm. »Könnten Sie nicht ...« Seine wütende Miene ließ sie den Gedanken verschlucken. Ein anderer meldete sich an seiner Stelle, aus Verblüffung und Angst geboren. Er hatte kein Recht, mit ihr zu sprechen, als wären sie Vertraute. »Nein, ich werde meine Meinung über Sie für mich behalten. Und mein Parfüm benutze ich, wann und wo es mir passt!«
Devlyn reichte es. »Da Ihnen die Natur meiner Folter nicht klar zu sein scheint, ist eine Demonstration angebracht.«
Er packte sie an den Armen und zog sie vom Sitz, bis sie halb auf seinem Schoß saß. »Heraus mit der Sprache: Verzichten Sie nicht lieber auf jede weibliche Raffinesse, wenn Sie wissen, wie sehr sie mein Interesse beflügelt?«
»Ich werde mich nie scheuen, ich selbst zu sein - ohne Rücksicht auf die Folgen«, gab sie ihm Bescheid, wobei ihr Herz so laut pochte, dass sie sicher war, er müsste es hören.
Ihr Herz konnte Devlyn nicht hören, dafür aber sah er ihren Puls, der an ihrer Kehle schlug. Das exotische
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