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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dem Teller zurücklassend, zügig davon – ohne jemandem Gelegenheit zu geben, noch irgendetwas zu sagen.
    Nachdenklich aß Aralorn ihr Brötchen auf. Falls er wirklich glaubte, dass sie so leicht aufgeben würde, dann hatte er nicht richtig aufgepasst.
    In dieser Nacht, als Aralorn halb dösend auf dem Bibliothekssofa lag – einzuschlafen barg das Risiko, Wolfs Aufbruch zu verpassen –, hörte sie irgendwo in der Nähe eine unbekannte Frauenstimme reden.
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte die Fremde. »Es gibt zu vieles in ihrem Plan, das schiefgehen kann. Ich wünschte, sie hätten alles besser durchdacht.«
    »Ich hab getan, was ich konnte.« Aralorn erkannte die Stimme des Alten Mannes vom Berge. Er klang ein wenig gereizt.
    »Ja, jetzt liegt es an ihnen.« Die leise Stimme beruhigte sich. »Sie hat ihn so weit geheilt, dass er es vielleicht sogar schafft. Trotzdem, kannst du ihnen nicht einen deutlicheren Hinweis geben?«
    »Nein. Das ist nicht unsere Sache. Solange er dich in Ruhe lässt, ist mir egal, was der Erzmagier macht.« Irgendetwas stimmte nicht mit seiner Stimme; er klang mehr wie ein Kind als wie ein erwachsener Mann.
    »Na, na, mein Herz, und das soll ich glauben?« Dem Klang ihrer Stimme nach konnte man fast annehmen, dass die Frau ihm mit dem Finger drohte. »Wer hat denn diesen jungen Wolf hier angeschleppt, um ihm Zuflucht zu gewähren? Wer hat all die Leute zusammengeschart, um sie vor dem Zorn des Erzmagiers zu verstecken? Ich war’s jedenfalls nicht.«
    »Ich hab mich schon viel zu viel eingemischt.« Einen Moment lang klang die Stimme des alten Gestaltwandlers sehr nüchtern. »Meine Zeit ist vorbei. Ich hätte mit dir sterben sollen, Lys. Es ist nicht richtig, ein Geist und nicht tot zu sein. Wenn ich ihnen sage, was sie tun müssen, richte ich vielleicht mehr Unheil an, als dass es irgendjemandem nützt. Ich fürchte, ich hab mich von dir zu sehr beschwatzen lassen.« Es folgte eine Pause, dann setzte er mit resigniertem Tonfall hinzu: »Na schön, also dann auf ein Neues. Sie hört zu, oder?«
    »Du kennst mich zu gut, Liebling«, sagte sie. »Ja.«
    Die nächsten Worte des Alten Mannes erklangen so dicht an Aralorns Ohr, dass sie seinen Atem spüren konnte. »So gib denn acht, Tochter aus der Linie meines Bruders, du musst mit ihm zur Burg des Erzmagiers gehen und das, was dir gehört, mitnehmen.« Aralorn fühlte eine Hand auf ihrer Wange, dann vernahm sie das Geräusch des Luftstroms, das anzeigte, dass der Gestaltwandler fort war.
    Als es in der Bibliothek wieder still war, setzte sie sich auf und entflammte mit einer Handbewegung die Lichter. »Höre ich jetzt schon Stimmen?«, murmelte sie. »Es ist traurig, es sagen zu müssen, Aralorn, aber offenbar hast du jetzt endgültig den Verstand verloren. Obwohl das vielleicht nicht schlecht für das anstehenden Abenteuer ist – nur eine Geisteskranke würde sich freiwillig dreimal in die Burg des ae’Magi begeben. Einmal war genug, zweimal war zu viel, doch diese kleine Stimme in mir sagt mir, dass ich ein drittes Mal daraus machen werde.«
    In gespielter Verständnislosigkeit schüttelte sie den Kopf. Da ihr klar war, dass sie jetzt ohnehin kein Auge mehr zutun würde, stand sie auf, legte ihr Messer an und machte ein paar Dehn- und Streckübungen. Als sie sich aufgewärmt hatte, wusste sie, wie sie es anstellen würde, Wolf zu begleiten.
    Noch bevor das erste Licht des Morgengrauens auf die Talflanke fiel, schlich sie sich in Mausgestalt hinaus und folgte dem Fährtenzauber, den sie ihm vor ein paar Wochen an die Sohle seines linken Stiefels gepflanzt hatte. Er führte sie zu einer kleinen Höhle, die Wolf in Beschlag genommen hatte. Sie war noch nie hier gewesen, und die günstige Gelegenheit, vielleicht eine unbekannte Seite ihres mysteriösen Magiers zu entdecken, lenkte sie zunächst einmal ab von ihrem eigentlichen Ziel. Ein kleines Magierlicht erhellte spärlich den Raum, um die völlige Dunkelheit auszuschließen, die in der Höhle naturgemäß herrschte. Wolf selbst lag am anderen Ende der Höhle mit dem Rücken zu ihr auf einem Feldbett.
    Obwohl die Einrichtung spartanisch war und der Raum relativ ordentlich wirkte, verriet ihr der Geruch, dass Wolf ihn schon länger bewohnte – länger jedenfalls als die paar Monate, seit denen sich Myr in den Nordlanden versteckte. Es hatte seine Vorteile, als Maus unterwegs zu sein.
    Fasziniert wanderte sie herum und bemerkte, dass trotz aller Kargheit es doch das eine oder andere Indiz

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