ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)
Ihr?«
»Was für ein reizender Gedanke …«, bemerkte Aralorn.
Mit ausdrucksloser Miene dachte Wolf über Myrs Worte nach. »Das ist mir überhaupt noch nicht in den Sinn gekommen«, sagte er schließlich. »Ich sollte wohl dafür sorgen, dass das nicht passiert, hm?«
Es folgte ein Augenblick drückender Stille. Dann sagte Aralorn in fröhlichem Ton: »Wo wir gerade von den Uriah sprechen, seid ihr euch eigentlich darüber im Klaren, was für eine Scheißarbeit auf uns zukommt, wenn der ae’Magi tot ist und etliche Hundert herrenlose Uriah in der Landschaft rumstreunen? Sianim dürfte in diesem Fall dem Geschäft seines Lebens entgegensehen.«
Wolf arbeitete mehrere Tage an dem Zauber, bis er ihn besser lenken konnte, die Stärke des Zaubers schwankte allerdings sehr. Ein ums andere Mal knurrte er gereizt irgendetwas vor sich hin und ging sogar so weit zurück, die Pulver neu zusammenzumischen, doch der Zauber wollte sich einfach nicht auf eine konstante Wirkung stabilisieren lassen. Schließlich teilte er Aralorn mit, dass er ein paar andere Kräuter ausprobieren wollte, die das Verhalten des Zaubers vielleicht präzisierten. Leider hatte er nicht alle nötigen Ingredienzien vorrätig, und so brach er auf, um sie sich im Süden zu kaufen.
Am Horizont sank bereits die Sonne und tauchte die Gipfel der Berge in ein feuriges Rot. Zufrieden lehnte sich Aralorn auf ihrem Fels nahe des Höhleneingangs zurück. Vor einigen Tagen hatte jemand einen riesiges Areal voller Beerensträucher entdeckt, und das ganze Lager hatte den größten Teil der beiden vergangenen Tage mit dem Abernten der Waldfrüchte zugebracht. Haris hatte seitdem alle Hände voll zu tun und es heute tatsächlich geschafft, mehrere Torten zu backen. In Anbetracht dessen, dass ihm dazu lediglich ein Rost über dem Feuer zur Verfügung gestanden hatte, war wohl mit einiger Wahrscheinlichkeit ein wenig Magie mit im Spiel gewesen. Doch beschwert hatte sich deswegen niemand.
Sie leckte sich gerade den letzten Rest von dem süßen Backwerk von den Fingern und ließ ihren Blick über die Felswand schweifen, als sie plötzlich aus den Augenwinkeln heraus etwas wahrnahm. Ein Schatten am abendlichen Himmel, der kaum dass sie ihn erblickt hatte auch schon wieder verschwunden war. Sie sprang von ihrem Stein, trat ein paar Meter von der Felswand zurück und versuchte zu ergründen, was es gewesen sein mochte. Als sie fündig wurde, schlug sie augenblicklich Alarm.
Die vier oder fünf Leute, die sich ebenfalls draußen aufhielten und verschiedenen Arbeiten nachgingen, eilten im Laufschritt zum Eingang. Auf dem Pfad vom Tal her kamen Stanis und Tobin soeben mit einem mit Feuerholz beladenen Eselskarren herauf. Obwohl sie den Alarm ebenfalls gehört hatten, kamen sie wegen des Esels nicht schneller vom Fleck, und wie es schien, hatten sie auch nicht vor, das Ergebnis ihres Tagwerks einfach stehen und liegen zu lassen.
Besorgt blickte Aralorn wieder zur Felswand, gerade rechtzeitig, um den Drachen herabstoßen zu sehen. Hätte sie nur eine Sekunde später hingesehen, hätte sie ihn wahrscheinlich gar nicht entdeckt, denn er benutzte Magie, um die Farbe seiner Schuppen so zu verändern, dass er mit dem Abendhimmel verschmolz. So schnell sie konnte rannte Aralorn auf Stanis und Tobin zu. Sowie sie sie sahen, ließen sie den Esel Esel sein, und fingen selbst an zu rennen. Als Aralorn sie fast erreicht hatte, verriet ihr der riesige Schatten am Boden, dass der Drache genau über ihnen war. Mit einem Hechtsprung riss sie die beiden Jungen mit sich zu Boden und spürte, wie die messerscharfen Krallen nur Millimeter an ihrem Rücken vorbeischrammten.
Der Drache gab ein Fauchen von sich, das entweder Enttäuschung oder Belustigung ausdrücken mochte, und begnügte sich mit dem Esel, den er mit einem kurzen Schweifhieb erledigte. Während er ihn verspeiste, beobachtete er gleichmütig, wie Aralorn die beiden Jungen vor sich her in die Höhle trieb und dann als Wache am Eingang zurückblieb.
Ihre Blicke trafen sich, und Aralorn war klar, dass ihr armseliges Schwert dieser Aufgabe nicht gewachsen sein würde, auch dann nicht, wenn sie eine bessere Schwertkämpferin gewesen wäre. Sie hegte die leise Hoffnung, dass die Runen, die ihnen die Uriah vom Leibe gehalten hatten, dasselbe mit dem Drachen tun würden, doch Drachen galten gemeinhin als Kreaturen der Magie und des Feuers.
Sie hörte das Geräusch von eiligen Fußtritten hinter sich, dann Myrs erstaunten Ausruf,
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