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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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falsche Buch öffnen solltest.«
    Aralorn nickte. »Pass auf dich auf.«
    Er nahm seine Tiergestalt an und verschwand mit der ganzen Verstohlenheit eines wirklichen Wolfs in den Wäldern. Erst als er fort war, fragte sie sich, wie man wohl im Feldlager reagieren würde, wenn sie nach den Ereignissen der letzten Nacht ohne Wolf zurückkehrte. Edoms Tod würde keineswegs allen Argwohn zerstreut haben. Sie grinste schief und ging weiter.
    Zurück im Lager, schlich Aralorn umher, bis sie Myr gefunden hatte, der soeben eine Jagd für den nächsten Tag organisierte; die Vorräte wurden allmählich knapp. Sie machte ihn auf sich aufmerksam und wartete dann, bis er fertig war. Ihn bei der Arbeit zu beobachten war überraschend faszinierend.
    Er beteuerte und beschwichtigte und teilte ein, bis er schließlich einen kleinen, aber fähigen Trupp von Leuten zusammengestellt hatte, die wussten, wohin sie gehen mussten – und dies, ohne dass einer von denen, die nicht zum Kreis der Auserwählten zählten, sich beleidigt oder übergangen fühlte. Angesichts dessen, wie gereizt und nervös alle waren, eine beachtliche Leistung. Falls Myr lange genug überlebte, um seinen Thron zurückzuerobern, würde er ein Herrscher werden, den Reth so bald nicht vergessen würde.
    Nachdem er alle Aufgaben zugewiesen und die anderen entlassen hatte, kam Myr zu ihr herüber. »Wo brennt’s, Aralorn?«
    »Wolf wird für einige Tage fort sein. Er sucht nach einem Buch, das uns vielleicht bei unserem Kampf gegen den ae’Magi helfen könnte.«
    Sie hielt ihre Stimme neutral, da sie nicht wusste, wie er es aufnehmen würde. Er hatte keinen Grund, ihr zu vertrauen, außer dem, dass Wolf es tat – und Wolf war nicht da.
    »In Ordnung«, sagte er. Als sie daraufhin keine Anstalten machte, sich zu entfernen, schwieg er einen Moment und dachte noch einmal über das, was sie gesagt hatte, nach. »Ich verstehe Euer Problem. Ihr fürchtet, die Leute könnten sich fragen, ob ihr in der letzten Nacht nicht vielleicht doch der Schurke gewesen seid und Euren ruchlosen Plan heute zu Ende gebracht habt.«
    Aralorn war erleichtert darüber, dass er offenbar nicht das geringste Misstrauen gegen sie hegte. »Der Gedanke kam mir erst, als Wolf bereits fort war, sonst hätte ich ihn gebeten, noch mal mit ins Lager zu kommen, um sich zu verabschieden. Ich dachte mir, vielleicht könntet Ihr den anderen die Nachricht überbringen.«
    Myr nickte. »Ich werd ihnen sagen, dass er aufgebrochen ist, und die Einzelheiten weglassen. Es gibt genug Dinge, um die wir uns Sorgen machen müssen – da brauchen wir nicht noch einen Lynchmord.«
    So jählings wie eine ausgeblasene Kerze war die für Myr normalerweise so charakteristische Tatkraft erloschen, sah er einfach nur noch unendlich müde aus. Er musste besser haushalten mit seinen Kräften.
    »Überlasst die Leute doch einfach mal eine Weile sich selbst«, riet sie ihm. »Sie brauchen nicht wirklich Euch dafür, damit Ihr ihnen sagt, welcher Schuh an welchen Fuß gehört und wie man einen Gemüseeintopf macht.«
    Gegen seinen Willen musste Myr lachen. »Das habt Ihr wohl mitgekriegt, was? Woher sollte ich wissen, wie viel Salz man da reintut? Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie was gekocht – jedenfalls nichts Genießbares.«
    »Ich wollte, ich könnte Euch mehr unterstützen, aber selbst wenn sie keine Angst vor mir hätten, wäre ich die Letzte, der sie vertrauen würden. Zumindest habt Ihr mein Mitgefühl – wozu auch immer das gut sein mag.«
    »Trotzdem danke.« Er blickte in den wolkenlosen Abendhimmel hinauf. »Ich wünschte, die Zelte wären schon alle fertig und wir hätten doppelt so viel Proviant. So hoch im Norden ist der Winter im Handumdrehen da. Mein alter Stallknecht konnte das Wetter vorhersagen. Er hat mir mal gesagt, dass die Luft vor einem Schneesturm leicht herb sei, aber ich hab es niemals gerochen.« Er schien mehr zu sich selbst zu sprechen als zu Aralorn. Dann plötzlich drehte er sich auf dem Absatz herum und marschierte los in Richtung Zentrum des regsamen Treibens.
    Aralorn sah, wie er stehenblieb und einer alten, mit einer Ahle hantierenden Frau eine Hand auf die Schulter legte. Was immer er zu ihr sagte, ließ sie lächeln.
    Er wirkte mindestens zehn Jahre älter, als er in Wirklichkeit war, und unwillkürlich fragte sie sich, ob er wohl noch am Leben sein würde, wenn das Jahr ausklang. Höchstwahrscheinlich fragte er sich das auch.
    Da Wolf sie gebeten hatte, sich von der Bibliothek

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