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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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verwandelt hatte.
    Mit einem Schnauben setzte er sich den Abhang hinunter und in Richtung seines eigenen Lagerplatzes in Bewegung, um dort seine Sachen zu holen, bevor er zu den Höhlen weitereilte. Aralorns Schlafrolle war nicht mehr dort, doch seine lag noch ordentlich zusammengerollt und trocken unter ihrer schützenden Hülle.
    Er murmelte einige Worte, die er, wäre jemand in der Nähe gewesen, nicht benutzt hätte, und nahm seine menschliche Gestalt an. Müde streckte er seine Glieder, mehr als nur ein bisschen versucht, für die Nacht zu bleiben, wo er war und erst am Morgen zu den anderen zu stoßen.
    Er war immer ein Einzelgänger gewesen. Als Junge und während seiner Lehrjahre hatte er so viel Zeit alleine zugebracht, wie es ging. Mit den Jahren war er richtig gut darin geworden, Plätze ausfindig zu machen, an die sonst niemand kam.
    Als er sein Lehrlingsdasein hinter sich gelassen hatte, hatte er die Wolfsgestalt angenommen und sich in die Wildnis der Nordlande aufgemacht, mehr vor sich selbst auf der Flucht als vor dem ae’Magi. Den Kontakt mit Menschen hatte er tunlichst vermieden. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart unbehaglich, und er selbst machte ihnen Angst – sogar Myr, obwohl der es besser als die meisten zu verbergen verstand. Er verspürte eine widerstrebende Hochachtung vor dem König von Reth, doch nichts, das auch nur annäherungsweise mit Freundschaft zu tun hatte.
    Die einzige Person, die für Wolf zählte, war Aralorn.
    Geistesabwesend stieß er seine Schlafrolle mit der Stiefelspitze an. Gab dabei ein Geräusch von sich, das zu humorlos klang, um ein Lachen zu sein. Wie lange schon lief er vor Aralorn fort und kehrte immer wieder zu ihr zurück? Sie hatte ihn in einen Zauberbann gefangen, und er hatte nicht einmal bemerkt, dass sie einen sponn.
    Vor vier Jahren hatte er sich gesagt, dass er ihr nur deshalb folgte, weil er sich langweilte und es überdrüssig war, sich zu verstecken. Vielleicht war es anfangs auch tatsächlich so gewesen. Immer tat sie irgendwas. Doch dann hatte er sie lachen gehört. Bis dahin hatte Lachen bei Wolf nie etwas anderes als Ablehnung ausgelöst (der ae’Magi lachte so leicht).
    Er musste sie sehen.
    Jemanden zu brauchen ließ ihn sich sehr unbehaglich fühlen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals vorher jemanden gebraucht zu haben, und er hasste die damit einhergehende Verletzlichkeit beinahe so sehr, wie er … wie er sie liebte.
    Doch erst als er erfahren hatte, dass Aralorn den ae’Magi ausspionierte, war ihm klar geworden, wie viel sie ihm bedeutete. Allein der Gedanke daran, was ihr damals in der Burg des Erzmagiers widerfahren sein mochte, ließ ihn vor Wut und Angst erzittern.
    Er war sich nicht ganz sicher, wann aus seinem Interesse Bedürfnis geworden war. Er brauchte sie, um ihn zum Lachen zu bringen, um Mensch zu sein und keine makelbehaftete Schöpfung des ae’Magi. Brauchte ihr Vertrauen, damit er sich selbst vertrauen konnte. Am meisten von allem jedoch brauchte er ihre Berührung. Noch mehr als Lachen verband er Berührung mit dem ae’Magi – eine warme Hand auf seiner Schulter (du musst so schneiden, Kind), eine gütige Umarmung (beim nächsten Mal tut es nicht mehr so weh …).
    Aralorn war ebenfalls ein taktiler Mensch, doch ihre Berührung log nicht. Es war ihm immer noch unangenehm, ihre Hand auf sich zu spüren, aber trotzdem sehnte er sich danach. Er hob die Schlafrolle vom Boden und machte sich auf ins Tal, da dies der kürzeste Weg zu den Höhlen war. Als er das Lager fast erreicht hatte, erfasste selbst seine eingeschränkte menschliche Nase sofort den Geruch.
    Uriah.
    Ohne in Panik zu verfallen, blickte er sich sorgfältig um und bemerkte die Zeichen eines hastigen Aufbruchs. Und auch, dass die Zelte (einschließlich dem, an dessen Fertigstellung Myr so hart gearbeitet hatte) von etwas anderem als dem Wind zerfetzt worden waren. Herumliegende Knochen sah er keine.
    Rasch schritt er durch das Lager, um sich einen genaueren Eindruck zu verschaffen. Hier war der Geruch stärker, und überall befanden sich Spuren von an leblosen Gegenständen ausgelassener Wut. Das war gut, versicherte er sich. Wut bedeutete, dass ihnen ihre Beute entwischt war.
    Einen kleinen Knochen fand er dennoch – von einem Huhn. Haris würde ziemlich unglücklich darüber sein. Menschenknochen allerdings konnte er zu seiner Erleichterung nirgends entdecken. Myr musste früh genug gewarnt gewesen sein, um das Lager in die Höhlen zu verlegen.

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