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ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition)

Titel: ARALORN - Die Wandlerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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»hör auf, dich hinter deinen Narben zu verstecken. Du bist nicht der ae’Magi – das musst du niemandem beweisen.«
    Er stupste sie mit dem Finger an die Nase und schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Ach, Aralorn, hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, wie anmaßend du bist?« Sein »Ach, Aralorn« verriet ihr, dass alles wieder in Ordnung zwischen ihnen war.
    Die Krise schien also überstanden – und sie war auf einmal fürchterlich müde. Er deckte sie ordentlich zu und schob ihr abschließend ein Kissen unter den Kopf.
    »Wo sind wir, und wie lange sind wir schon hier?« Es fiel ihr unendlich schwer, die Augen aufzuhalten, und sie begann schon vor Erschöpfung zu lallen, als sie unter Husten den Satz zu Ende brachte. Während sie keuchend nach Luft schnappte, stützte er sie und half ihr in eine aufrechte Stellung. Sie hatte nicht den Eindruck, dass es viel half, aber seine um sie gelegten Arme zu spüren war tröstlich.
    Flüchtig erinnerte sie sich daran, dass der Hauptgrund für ihr Fortgehen aus Reth und ihren Neuanfang in Sianim in erster Linie der gewesen war, dem Gefühl von Behütetsein zu entfliehen. Doch jetzt war sie mehr als dankbar dafür. Sie hoffte nicht, dass ihr Begleiter ihre letzten paar Huster als das wahrnahm, was sie waren: das unterdrückte Lachen über sich selbst.
    »Wir sind ungefähr einen strammen Tagesmarsch von der Burg des Meistermagiers entfernt. Wir befinden uns hier seit drei Tagen. Sobald du wieder wach bist, machen wir uns auf den Weg.«
    Er sagte noch etwas, aber sie war schon halb weggedämmert und hörte es nicht mehr.
    Er beugte sich zu ihr herab und flüsterte es noch einmal. Diesmal hörte sie es. »Schlaf. Ich wache über dich.«
    Als Aralorn das nächste Mal das Bewusstsein wiedererlangte, wurde sie, noch bevor sie die Augen ganz geöffnet hatte, gnadenlos gefüttert und in Jacke und Hosen gekleidet, die sie als ihre eigenen erkannte. Sodann wurde sie gegen einen Baum gelehnt und mit einem knappen »Bleib da sitzen« sich selbst überlassen. Anschließend sammelte Wolf die Decken, schmutzigen Kleider und übrige Ausrüstung zusammen, legte alles auf einen Stapel und schickte das Ganze mit einem kurzen Wedeln mit seinem Stab auf den Weg.
    »Woher hast du meine Sachen?«, fragte Aralorn neugierig von ihrem Baumstamm aus.
    »Aus Sianim, wo du sie zurückgelassen hast.« In Windeseile räumte er den Bereich auf, der ihnen als Lagerplatz gedient hatte, bis nur noch die Überreste der Feuerstelle einen Hinweis darauf gaben, dass jemand hier kampiert hatte.
    Nicht, dass sie sich das nicht schon gedacht hätte. Sie hatte nur sichergehen wollen.
    Sie hob eine Augenbraue, verschränkte ihre Arme vor der Brust und sagte mit trügerisch sanfter Stimme: »Du meinst, die ganze Zeit über, während ich mehr und mehr aus den Kleidern des Wirtssohnes geplatzt bin und mir eine Blase nach der anderen in diesen verdammten Stiefeln geholt hab – die ganze Zeit über hättest du mir im Handumdrehen meine eigenen Sachen herbeischaffen können?«
    Er grunzte, ohne sie anzusehen, aber sie konnte in seinem makellosen Profil den Anflug eines Grinsens erkennen. Er war, wie sie fand, noch um einiges schöner als sein Erzeuger – was ihren Zorn indessen in keinster Weise besänftigte.
    »Ich hab dich was gefragt«, sagte sie in einem gefährlich leisen Ton, den sie von ihm gelernt hatte.
    »Ich wollte sehen, wie die Nähte endgültig reißen …« Er brach ab, um der Hand voll Gras, die sie nach ihm schleuderte, auszuweichen. Dann zuckte er die Achseln. »Tut mir leid, Aralorn. Ich hab einfach nicht dran gedacht.«
    Aralorn gab sich alle Mühe, wütend dreinzublicken, doch ihre Anstrengung endete nur in einem Lachen.
    Wolf klopfte sich die Erde von der Schulter und machte sich wieder ans Packen. Derweil lehnte sich Aralorn an ihrem Baum zurück, schaute ihm bei der Arbeit zu und versuchte sich an sein neues Gesicht zu gewöhnen.
    Paradoxerweise entsprach sein Äußeres mehr der Natur des Erzmagiers. Dem Gesicht des ae’Magi war ein Hauch von Unschuld und von Mitgefühl zu eigen. In Wolfs Antlitz spiegelte sich keines von beidem. Sein Gesicht war das eines Mannes, der imstande war, alles zu tun, und auch getan hatte.
    »Kannst du schon reiten?«, fragte er und riss sie aus ihren Gedanken.
    Aralorn überprüfte ihren körperlichen Zustand. Alles schien zu funktionieren – mehr oder weniger zumindest. Jedenfalls war reiten besser als jede andere Alternative, die ihr im

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