Aratani
gut für ihn war. Auch Tilgrem war angespannt und
neugierig, wie der Bericht des Wirtes weitergehen würde.
"Bitte, lasst noch einmal die Krüge nachfüllen, bevor Ihr
weitersprecht", sagte er. "Es handelt sich auf jeden Fall um die
Schwester meines Freundes hier. Wir müssen ganz genau wissen, was weiterhin
geschah!"
Der Wirt gab seiner Frau ein Zeichen, die sogleich mit weiteren
Bierkrügen und einer Weinkaraffe an ihren Tisch trat.
"Setz Dich, Weib. Es geht um die liebe Rincipea. Das hier ist ihr
Bruder; wie war gleich noch Euer Name, ich glaube Rincipea hat ihn in ihren
Erzählungen mal genannt, ich glaube Aran, ist das richtig?"
Aran streckte seine Hand aus: "Bitte sagt Aran zu mir. Und mit
einem Kopfnicken zu seinem Freund, und das ist Tilgrem, mein Gefährte und
Freund, der mich bei der Suche nach meiner Schwester unterstützt."
Der Wirt griff beherzt die ihm gereichte Hand: "Wir sind Wadi und
Vladi Irmentrost und schon zusammen, seit wir Kinder waren."
Nachdem Wadi und Vladi auch Tilgrem die Hand geschüttelt hatten, sagte
der Wirt: "Vladi, bitte bleib einen Moment und erzähl von Rincipea. Du
hast da glaube ich mehr mitbekommen."
"Ja, mein Gott, das Kind ist mir so sehr ans Herz gewachsen, dass
es mir am liebsten gewesen wäre, sie für immer hier zu behalten und als meine
Tochter anzunehmen. Aber wie das Leben so spielt. Sie hat sich schlicht und
einfach in einen Beduinen, der immer mal wieder hier gerastet hatte, verliebt
und wollte unbedingt mit ihm zusammenleben. Ihr Zuhause war mit dem Tod ihrer
Eltern zerstört worden, und sie konnte dorthin auch in der nächsten Zeit nicht
zurück. Sie hat zwar oft davon gesprochen, sich herzzerreißende Sorgen um ihren
Bruder zu machen, aber die Angst davor, den Entführern noch einmal über den Weg
zu laufen, hielt sie davon ab, zu ihm zu reisen. Sie sagte immer: Wenn die Zeit
reif ist, werde ich mit Uralab, so heißt der Beduine, nach Arantoi reisen und
meinen Bruder aufsuchen. Zuweilen hoffte sie auch, dass Du nach ihr suchen
würdest, nachdem Du erfahren haben würdest, was sich im Haus Deiner Eltern
abgespielt hat. Jetzt bist Du hier, aber scheinbar hast Du die Gründe für die
Gräueltat noch nicht herausgefunden."
Aran nickte, "ja aber wie es aussieht, bin ich auf dem besten Weg.
Wenn ich Rincipea erst einmal wiedergefunden habe, wird mir schon eine große
Sorge abgenommen sein."
Vladi sprach weiter: "Der Mann lebt in der Wüste. Das ist doch kein
Leben für eine junge Frau, habe ich versucht, Rincipea davon abzubringen, ihm
hinterher zu reisen, aber die Liebe war stärker. Ich muss schon sagen, ein Bild
von einem Mann und reich genug, um ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Aber ob das
reicht? Naja, sie wird es inzwischen herausgefunden haben. Vor etwa sechs
Monden ist sie aufgebrochen. Wir haben ihr eine vertrauenswürdige Begleitung
mitgegeben, damit sie auf dem Weg zu ihrem Liebsten nicht noch einem Überfall
zum Opfer fällt. Sie wollte partout nicht warten, bis er wieder Einkehr in
unserem Haus hielte, was alle paar Monde einmal vorkam, wenn er mit einigen
Männern auf dem Weg nach Basab war, um sich auf dem Basar umzusehen und seine
Einkäufe für die nächste Zeit zu tätigen. Auf dem Rückweg waren seine Karren haushoch
mit den schönsten Dingen beladen. Also haben wir sie schweren Herzens ziehen
lassen."
Tilgrem ergriff das Wort und fragte nach dem Weg durch die Wüste. Wo
genau sich in diesem riesigen Gebiet der Beduine aufhielte.
"Ihr müsst Euch nach der Sonne und den Sternen richten", sagte
Wadi. Nach ungefähr zwei Tagen in nordöstlicher Richtung erreicht Ihr
Hilhabadh, die erste von zwei Siedlungen in der Wüste von Arabat. Noch einmal
zwei bis drei Tagesreisen weiter gibt es eine weitere Oase namens Meshabadh. Eine
genauere Wegbeschreibung durch die Wüste kann ich Euch nicht geben. Spuren von
Reisenden sind innerhalb weniger Minuten vom Winde verweht. Ein wirklich
unwirtliches und gefährliches Gebiet. Die Hitze am Tage wird nur noch von der
Kälte in der Nacht übertroffen. Gar nicht zu reden von den vielen giftigen
Tieren, die einem dort begegnen können. Ich würde Euch gern den Mann mitgeben,
der damals Rincipea begleitet hat, der ist aber nicht mehr bei uns. Er war
damals nur kurz zu Gast, aber wir kannten ihn von früheren Besuchen bei uns und
vertrauten ihm. Er hat den Schutz Rincipeas durch die Wüste zum Anlass genommen,
seinen Weg, wo immer auch hin, fortzusetzen. Jetzt haben wir niemanden mehr,
der sich in der Einöde
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