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Aratani

Aratani

Titel: Aratani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Preuss
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eine lange Geschichte", sagte Aran. "Gern
erzählen wir Dir davon, aber erst würden wir gern ein Zimmer nehmen und uns
etwas frisch machen. Danach wäre so ein leckeres Essen, wie es die anderen
Gäste da vor sich haben, nicht schlecht."
    "Und ein paar Krüge Bier!", ergänzte Tilgrem mit kratziger Stimme.
    Der Wirt lächelte wissend:
    "Die Herren sind wohl über die Berge gekommen? Ein wirklich
gefährlicher und beschwerlicher Weg. Selbstverständlich können die Herren erst Ihr
Zimmer beziehen. Wie war das nochmal? Ein oder zwei Zimmer für die Herren?"
    Aran dachte mit Grausen an die Nacht, in der er mit Tilgrem das Bett
teilen musste, und beeilte sich zu sagen:
    "Bitte, wenn Ihr frei habt, selbstverständlich für jeden von uns
ein Zimmer."
    Hatte er Tilgrem soeben aus dem Augenwinkel grinsen sehen? Rasch drehte
sich Aran zu ihm um, aber dessen versteinertes Gesicht ließ keinerlei Regung
erkennen. Aran zog fragend eine Braue hoch, ließ es aber dann auf sich beruhen.
    Der Wirt reichte ihnen lächelnd je einen Schlüssel. Offensichtlich waren
ihm die versteckten Andeutungen nicht verborgen geblieben, aber er würde sich
hüten, hierzu einen Kommentar abzugeben. Die merkwürdigsten Gestalten hatten in
der Vergangenheit in seinem Reisehaus Quartier bezogen und er hatte sich angewöhnt,
keine persönlichen Fragen zu stellen. Er erfüllte die Wünsche seiner Gäste
diskret und freundlich. Auch die ausgefallensten Marotten waren ihm bekannt. Er
war beliebt bei den Reisenden für seine Verschwiegenheit und seinen beachtlichen
Erfindungsreichtum, wenn es darum ging, auch den fragwürdigsten Bitten nachzukommen.
    "Oben, die zweite und die dritte Tür auf der linken Seite. Ich
wünsche den Herren einen angenehmen Aufenthalt. In einer halben Kerzenlänge
steht ein Abendessen für Euch bereit."
    Aran und Tilgrem bedankten sich höflich und begaben sich stöhnend nach
oben. Aran war angenehm überrascht. Sein großes Zimmer war mit edlen
handgeschnitzten Möbeln ausgestattet. An den Fenstern waren fröhliche, helle
Gardinen angebracht und der Boden vor dem Bett war mit dem hellbraunen Fell
eines großen Tieres ausgelegt. Aran konnte sich des Eindrucks nicht erwehren,
dass es sich um ein Kamel gehandelt haben musste. Er ging automatisch zur
anderen Seite des großen Bettes, setzte sich auf die Bettkante und sah sich um.
Auf einer Anrichte standen eine Schüssel und ein Krug mit Wasser. Daneben lagen
ein Seifenstück in einer hübschen Schale und frische saubere Handtücher. In die
Wand vor ihm war ein massiver Kamin eingelassen. Heute würde er kein Feuer
benötigen, der Schweiß lief ihm immer noch den Rücken herab, aber sicher gab es
hier auch einmal kühlere Tage. Er stellte sich vor, wie das Feuer knisterte und
er vom Bett aus den nach oben stiebenden Funken zusah. Hinter ihm auf der
anderen Seite des Bettes stand ein kleiner mit Deckchen und Blumen geschmückter
Tisch mit zwei Stühlen. An der Wand dahinter ein großer Schrank. Alles war sehr
sauber und adrett. Aran macht sich nicht die Mühe, seine Sachen auszupacken.
Sie wollten so schnell wie möglich weiter. Morgen mussten sie für Kamele und
Proviant, vor allem für reichliche Wasserreserven sorgen, bevor sie sich auf
den Weg durch die Wüste machten. Jetzt aber wollte er nicht an morgen denken,
wusch sich schnell und machte sich auf den Weg in den Schankraum. Das Wasser
lief ihm bereits im Mund zusammen, als er sich zu Tilgrem setzte, der gerade
einen Krug Bier herunterkippte, vor sich eine große Platte mit Braten,
Kartoffeln und Gemüse sowie einem großen Brotkorb. Aran beherrschte sich, nicht
allzu gierig das deftige Essen herunter zu schlingen und nahm zwischendurch
immer wieder einen Schluck des köstlichen Weins, den er für sich bestellt
hatte. Tilgrem sah das wohl etwas lockerer. Seine fettigen Finger griffen zum
wiederholten Male zu und Aran sah, wie der ölige Bratensaft in dessen Bart
versickerte. Grunzend und rülpsend beendete Tilgrem nach unendlich scheinender
Zeit sein Mahl und Aran fragte sich, warum ihm dessen Essgewohnheiten bis jetzt
noch nicht aufgefallen waren. Aber was soll´s. Tilgrem war ihm ein erstaunlich
hilfsbereiter Gefährte und ein guter Freund geworden, also sah er ohne ein Wort
darüber hinweg und wandte sich wieder seinem eigenen Teller zu.
    Nachdem die leeren Platten und Teller abgeräumt waren und sie Nachschub
an Bier und Wein bestellt hatten, fragten sie den Wirt, ob er sich auf ein Wort
zu ihnen setzen wollte. Alle Gäste

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