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Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition)

Titel: Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kurz , Frank Rieger
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artifiziellfarben-quietschbunten ringförmigen Formen mit Phantasienamen, die sich manche Menschen zum Frühstück in die Milch schütten. Was der Kunde haben möchte, bekommt er auch, selbst wenn die alteingesessenen Schweizer Ingenieure ob der Anforderungen manchmal amüsiert den Kopf schütteln.
    Mechanisch durchaus verwandt mit Schokolade, Nudeln und Mehl in Fragen der maschinellen Verarbeitung ist das Mahlen von Pigmenten und das Anrühren von Farben. Auch in diesem Feld ist die Firma tätig und hat es bis zum Marktführer in sehr speziellen Branchen wie der für Maschinen zur Erzeugung von Silberpaste gebracht. Nur eine Halle entfernt werden außerdem die Einzelteile von Druckgußanlagen für komplexe Metallteile gefertigt. Hier gibt es zwar gewisse Ähnlichkeiten mit der Mechanik der Extruder für Cerealien, die Dimensionen sind jedoch völlig andere. In automatischen Fräsmaschinen in der Dimension von Einfamilienhäusern entstehen aus kleinwagengroßen Stahlklötzen die Fundamente für die Druckgußmaschinen.
    Gewaltige Kräfte wirken hier, wenn das flüssige Aluminium mit oberschenkeldicken Zylindern so rasch in die Form injiziert wird, daß selbst feinste Strukturen sauber ausgefüllt werden, bevor das Metall erkaltet. Ganze Motorenblöcke, die früher aufwendig aus dem Vollen gefräst werden mußten, werden auf diesen Maschinen auf einmal gegossen. Während an einem Ende der Halle eine Gruppe Techniker den Probelauf von zwei neuen Gießautomaten für einen großen Autoteileproduzenten überwacht, werden hundert Meter weiter auf automatischen Großdrehbänken Walzen für die Mahlstühle aus angelieferten Stahlrohlingen präzisionsgedreht und Stempel für die nächste Druckgußanlage gefertigt.
    Hier zeigt sich die Sinnhaftigkeit der Integration von auf den ersten Blick sehr verschiedenartigen Produkttypen: Entscheidend ist, daß die besonders werthaltigen Teile der Maschinen auf denselben Anlagen und mit demselben Fachpersonal gefertigt werden können. Durch die große Vielzahl an Produkten und die hohe Teilevarianz müssen die Bediener an den Fräs- und Drehmaschinen weitaus flexibler und besser ausgebildet sein als ihre Kollegen anderswo, die normalerweise immer wieder die gleichen Teile fertigen. Hier muß im Gegensatz dazu nicht selten vor Ort die Programmierung der Werkzeugmaschinen angepaßt werden, da bei kleinen Stückzahlen die sonst in der Massenproduktion übliche Phase der Fehlerbehebung in den Fertigungsprogrammen wegfällt. Wenn man eine viele Tonnen schwere Stahlwalze abrichtet und mit Nuten und Gewinden versieht, hat man in der Regel keinen zweiten Versuch, der Materialwert allein erfordert höchste Aufmerksamkeit und Präzision bei jedem Einzelstück.
    Die so sorgfältig und aufwendig hergestellten Mahlstühle, Getreideverarbeitungsmaschinen und Verpackungsgeräte produzieren den größten Teil des Mehls für eine Kundengruppe: die Bäckereien. Große und kleine Backbetriebe bekommen ihre ganz speziellen Mehlmischungen in Säcken oder Silotanklastern. Am Ende steht jedoch ein gemeinsames Endprodukt: das Brot. Wie es aus dem Mehl entsteht, wie sich die Arbeitswelt der Menschen dort verändert hat, erfahren wir an der nächste Station der Reise zu den Maschinen – den Bäckereien.

Frank Rieger
    6. Wie das Brot gebacken wird
    Damit aus dem zu Mehl verarbeiteten Korn nahrhaftes Brot werden kann, muß es natürlich gebacken werden. Die Kulturtechnik des Brotbackens ist uralt, eines der ältesten Handwerke überhaupt, belegt schon bei den frühen ägyptischen Pharaonen. Irgendwann vor Tausenden von Jahren ließ wohl ein ferner Vorfahr der heutigen Menschen einen aus Mehl und Wasser zusammengerührten Fladen über Nacht stehen. Hefepilze und Bakterien darin führten zu einer Gärung, die den Teig auflockerte, säuerte und dadurch besser verdaubar machte. Ob und wie lange aber Hefe als Teiglockerungsmittel beim Brotbacken regelmäßig verwendet wird, um ein luftigeres, wohlschmeckenderes Gebäck als den zuvor üblichen simplen, flachen Fladen zu produzieren, ist umstritten. Klar ist nur: Bierhefe kannten schon die alten Römer.
    Der Prozeß des Brotbackens ist bis heute in den wesentlichen Elementen gleichgeblieben, er hat sich jedoch – gerade im Brotland Deutschland – stark verfeinert und differenziert. Nirgendwo auf der Welt ist die Anzahl der Brotsorten größer, die Ideenvielfalt der Bäcker ausgeprägter. Aus Mehl, Wasser, Salz und Verfeinerungszutaten wie Körnern, Saaten, Nüssen,

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